Regensburg, 24. Dezember 2024
In unserem Adventskalender berichten Seelsorgerinnen und Seelsorger aus ganz Bayern über Erfahrungen, die sie während des Jahres gemacht und die schon einen Hauch von Advent und Weihnachten in sich getragen haben: heute mit Luitgard Biederer-Wutsios, Seelsorgerin in der Klinik St. Hedwig Regensburg.
24. Dezember: Nicht schon wieder
Nicht schon wieder. Das war mein erster Gedanke, als ich erfuhr, dass eine auf Station bestens bekannte schwangere Frau erneut in früher Schwangerschaftswoche als Patientin aufgenommen wurde. War es jetzt das vierte Mal? Oder schon das fünfte Mal, dass sie wiedergekommen war? Sie ließ also nicht locker. Wagte es noch einmal nach all den schwierigen Erfahrungen im Voraus. Immer war sie mit banger Hoffnung gekommen, „fragil schwanger“ in frühen Wochen, bereit, alles auszuhalten und die quälend langen Wochen des Liegenmüssens zu ertragen. Und das, weil sie ein Kind wollte, ihr eigenes Kind in Armen halten wollte. Es war ihr sehnlichster Wunsch.
Nun also ein erneuter „Versuch“. Der Patientin war klar, sie würde wieder lange liegen müssen, nicht aufstehen dürfen, mit schwierigen Nachrichten konfrontiert werden und einsam bangend in ihrem Zimmer das Kommende erwarten. Dabei verbarg sie sich und ließ kaum Leute an sich heran. Als ich doch einmal zu ihr ins Zimmer treten durfte, sprach sie über ihr inniges Hoffen und Sehnen und dass sie so sehr um einen guten Ausgang dieser Schwangerschaft bitte und mit einem fernen Vertrauten betete.
Die Wochen vergingen und wider allen Erwartens nahm die Schwangerschaft einen guten Ausgang. Bei meinem abschließenden Besuch traf ich die Frau schweigend am Bettrand sitzend an, ihr ersehntes Kind zitternd in den Armen haltend. Sie schien wie entrückt und sprach kein einziges Wort, schaute nur und schaute und schaute unentwegt ihr Kind mit staunenden Augen an. Ohne jegliche Worte. Ich erinnere mich, es war, als schwebte da eine heilige Stille durch den Raum, die zuinnerst berührte. „Da haben die Dornen Rosen getragen“ kam mir in den Sinn. Und ich nahm das Gotteslob zur Hand.
Adventslied Gotteslob
Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahren kein Laub getragen. Jesus und Maria.
Was trug Maria unter ihrem Herzen? Kyrieeleison. Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen. Jesus und Maria.
Da haben die Dornen Rosen getragen. Kyrieeleison. Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen. Jesus und Maria.
Text: Luitgard Biederer-Wutsios
Foto: privat
(SSC)