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Brauchtum in Ostbayern: Die Krippen des Bischofs

Ungewöhnliche Krippen und eine Schallplatte von Heino

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Regensburg, 23. Dezember 2024

Ihre Blütezeit hatten sie im Barock – die Kirchenkrippen. Beim Volk waren sie noch lange danach beliebt.

Der Legende nach war es der heilige Franziskus, der zum ersten Mal eine Krippe aufbauen ließ. Im Jahr 1223 soll er in einer Höhle bei Assisi ein lebensgroßes Wachsabbild des Christkinds in eine Futterkrippe gelegt haben, der Boden war mit Heu bedeckt und ein Einheimischer stellte Ochs und Esel dazu. Der Anblick habe die herbeigeeilten Menschen mit unsagbarer Freude erfüllt, so die Überlieferung.

Im Lauf der Jahrhunderte breiteten sich die Krippen vor allem in den Klöstern aus, und auch beim Adel waren sie bald beliebt. Die erste Kirchenkrippe Deutschlands stand der Überlieferung nach bereits 1601 in Altötting. Der Höhepunkt der Krippen aber war in der Barockzeit, in der vor allem die Jesuiten zur Verbreitung der Kirchenkrippen beitrugen. In der Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert wurde das Aufstellen von Krippen verboten und mit der Säkularisation war das Ende vieler barocker Kirchenkrippen besiegelt.

Doch das Volk ließ sich die Krippen nicht nehmen. Vor allem in den bäuerlichen Gegenden schnitzte man die Figuren selbst und stellte sie in eine nachgebaute heimische Landschaft. Später wurden die orientalischen Krippendarstellungen immer beliebter. Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Krippen aus der Mode kamen, waren es einzelne Sammler, die dafür sorgten, dass viele seltene Stücke der Nachwelt erhalten blieben.

Holz und Stanniolpapier

Ein großer Krippenfreund, Kenner und Sammler ist auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Bei persönlichen Führungen gewährt der Bischof nicht nur einen Einblick in die umfangreiche Krippensammlung des Bistums, sondern zeigt interessierten Besuchergruppen auch Stücke aus seiner Privatsammlung. Bei der Führung wartet so manche Überraschung. Denn in der Sammlung stehen nicht nur klassische, geschnitzte Krippen, die bemalt oder mit Stoff bezogen sind. Auch Krippen aus Porzellan, Papier, Glas, Stein und sogar aus Plastik erzählen die Weihnachtsgeschichte. Besonders bunt leuchtet eine polnische „Schopka“ nach dem Vorbild der Krakauer Marienkirche – und zwar vollständig aus Stanniol.

Ungewöhnliche Krippen

Natürlich darf auch eine Krippe im klassischen orientalischen Stil nicht fehlen. In der privaten Weihnachtskrippe von Bischof Voderholzer sind zahlreiche Stationen aus dem Leben Jesu zu sehen. Genau hinschauen muss man auch bei der Passionskrippe mit gegossenen Figuren aus Marmormehl und Leim in einer opulenten Fantasielandschaft. Selbst in den kleinen Gassen sind hier Szenen aus dem Leben Jesu zu entdecken.

Ein gutes Auge sollte man auch bei den Miniaturkrippen der Sammlung haben. Hier verstecken sich die Darstellungen in einer ausgehöhlten Kokosnuss oder einer kleinen Pralinenschachtel. Und sogar eine Schallplatte von Heino hat Platz in der Krippensammlung gefunden. Das Cover der in den 1970er Jahren erschienenen Platte mit Weihnachtsliedern ist aufklappbar und zum Vorschein kommt eine Pop-up-Krippe.

Kleine und große Kostbarkeiten

In Regalen, die bis zur Decke reichen, stehen Einzelfiguren und Gruppen aufgereiht – und Bischof Voderholzer weiß zu allen Objekten etwas zu erzählen. Auch zu den knapp 400 Figuren einer Jahreskrippe aus dem 18. Jahrhundert, die in einer Glasvitrine ihren Platz gefunden haben. Die empfindlichen Miniaturen wurden von dem Südtiroler Schnitzer August Alois Probst gefertigt.
Ein besonders Ausstellungsstück ist auch eine „Rawetzer Landschaftskrippe“. Anders als in katholischen Gegenden waren in evangelischen Regionen die Krippen wenig bekannt oder sogar verpönt. Doch als im evangelischen Marktredwitz um 1850 durch die aufkommende Porzellanindustrie die Arbeitsplätze verloren gingen, fingen verschiedene Töpfermeister an, bunte Krippenfiguren aus Ton zu modellieren. Damit begann die große Zeit der Marktredwitzer Krippen, die mit ihren vielen Alltagsszenen auch einen Einblick in das pulsierende Leben der damaligen Zeit geben.

Text: Judith Kumpfmüller

Weitere Infos

Sie wollen mehr über die Krippen von Bischof Rudolf erfahren? Dann besuchen Sie die Seite rund um die Jahreskrippen

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