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Wenn das Wort „Kirche“ fällt, kommt den meisten zunächst ein Kirchengebäude in den Sinn. Oder eine Institution. Beides greift zu kurz. Was Kirche wirklich ausmacht, ist im Großen Credo formuliert: „Wir glauben … an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“ Mit diesen uralten Worten bringen Christen im Bistum Regensburg und auf der ganzen Welt ihren Glauben zum Ausdruck. Denn: Einheit (Ökumene), Heiligkeit, Katholizität und Apostolizität bilden seit jeher die vier Wesenseigenschaften der Kirche. 

Trotzdem glauben wir, dass die Kirche trotz aller in ihr vorhandener Sündigkeit durch Jesus Christus unzerstörbar Anteil an der Heiligkeit Gottes hat. Damit erhalten auch alle Gläubigen Anteil an dieser Heiligkeit, weil sie durch die Taufe in die Kirche als den „Leib Christi“ eingegliedert sind. Schon in der Urkirche wurden deshalb alle Christen wie selbstverständlich als Heilige bezeichnet.In einer Vision sieht der Prophet Jesaja die Engel an Gottes Thron rufen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere“ (Jes 6,3). Allein Gott ist heilig, wollen sie damit sagen. 

 

Zuspruch und Anspruch, Indikativ & Imperativ 

Das Geschenk der Heiligkeit ist Zuspruch und Anspruch, Indikativ und Imperativ zugleich. So betonten die auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil versammelten Bischöfe in Lumen Gentium 39: „Daher sind alle in der Kirche, mögen sie zur Hierarchie gehören oder von ihr geleitet werden, zur Heiligkeit berufen gemäß dem Apostelwort: ‚Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung‘ (1 Thess 4,3).“ Geboten ist also nicht, sich auf der empfangenen Heiligkeit auszuruhen, sondern sie durch ein gutes Leben fruchtbar werden zu lassen. 
 

Berufung zur Heiligkeit sichtbar machen 

Die Berufung zur Heiligkeit verpflichtet förmlich dazu, diese Heiligkeit durch Taten der Gottes- und Nächstenliebe zu vollziehen und damit sichtbar zu machen. Nach Heiligkeit zu streben, geht nicht nur Bischöfe, Priester und Ordensleute an, wie das Konzil lehrt, sondern alle, die an Christus glauben: „Jeder aber muss nach seinen eigenen Gaben und Gnaden auf dem Weg eines lebendigen Glaubens, der die Hoffnung weckt und durch die Liebe wirksam ist, entschlossen vorangehen“ (Lumen Gentium 41).

Die dritte Grundeigenschaft der Kirche nach der Einheit und Heiligkeit ist ihre Katholizität. Der Begriff „katholisch“ ist dabei nicht im konfessionellen Sinn, d.h. als „römisch-katholisch“ zu verstehen. Seiner griechischen Wortbedeutung nach heißt er so viel wie „ganz“, „vollkommen“ oder „in Fülle“. 
 

Kirche Christi ist katholisch

Die ganze Kirche Christi, ob römisch-katholisch, orthodox oder protestantisch, ist katholisch. Sie ist Weltkirche und zu einer umfassenden Sendung beauftragt, die keinen Menschen ausschließt. „Das erfordert Mut zur Vielfalt in der Einheit. Wenn die Kirche in allen Völkern lebt und alle Sprachen spricht, wird sie von selbst farbig. Das muss sie um ihrer selbst willen sein und bleiben“ (Allen Völkern sein Heil, S. 11).
 

Weltkirche – Communio der Kirche 

Auch die römisch-katholische Kirche im Besonderen versteht sich als Weltkirche. Sie ist auf der ganzen Welt präsent und in allen Kulturen lebendig. Als Grundbegriff der internationalen Arbeit der katholischen Kirche Deutschlands steht „Weltkirche“ zugleich für die weltweite Communio der Kirche, die uns als Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft begegnet.
 

Die unterschiedlichen Ortskirchen in den jeweiligen Kulturen lernen voneinander durch Begegnung und Austausch. Sie versammeln sich in der Feier der Eucharistie überall auf der Welt um den Tisch des Herrn zum Gebet. Und sie üben Solidarität untereinander, indem die Ortskirchen aus reicheren Gegenden der Welt die ärmeren unterstützen. Denn immer schon gehört es zum Auftrag der Kirche, Anwältin der Armen und Unterdrückten zu sein und ihre Stimme zugunsten derer zu erheben, die nicht gehört werden.
 

Die weltkirchlichen Aktivitäten des Bistums Regensburg werden von der Arbeitsstelle Weltkirche koordiniert. Sie hält Kontakt zu den Missionaren des Bistums in aller Welt und zu den Hilfswerken der Kirche in Deutschland.

Das vierte Wesensmerkmal der Kirche schließlich ist ihre Apostolizität. Zwar findet sich der Begriff nicht direkt im Neuen Testament der Bibel, der Sache nach ist er aber vorhanden (vgl. 1 Tim 1,3-5; 2 Tim 1,13; 2,2 etc.). Er bezeichnet die für die Existenz der Kirche unabdingbare Verbindung zu ihrem Ursprung, also zu Jesus. Herstellbar ist diese Verbindung allein über die Apostel, die Erstzeugen der Auferstehung. Sie äußert sich in der treuen Bewahrung und Weitergabe ihrer Lehre und des durch sie manifestierten Amtes.
 

Vollmacht durch Handauflegung

Ihre Vollmacht zum Dienst an und in der Kirche haben die Apostel so weitergegeben, dass nur durch Handauflegung und Gebet jemand dieselbe Vollmacht erhält. Wer auf diese Weise berufen wird, steht in der „apostolischen Sukzession“, ist also Nachfolger der Apostel. Bis heute findet die so gewahrte Kontinuität der Kirche zu ihrem Ursprung sichtbaren Ausdruck im Bischofsamt.
 

Durch die Bischofsweihe zum Nachfolger der Apostel geworden, ist dem Bischof die Leitung einer Ortskirche (Bistum, Diözese) übertragen. Unterstützt wird er durch die Priester und Diakone. Eine wichtige Aufgabe des Bischofsamtes ist es, die Einheit der jeweiligen Ortskirche mit der Gesamtkirche zu schützen. Aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Kollegium der Bischöfe hat der Bischof dabei zugleich auch Anteil an deren Leitung.
 

Papst ist Nachfolger des Apostels Petrus

Der Papst ist als Bischof von Rom Nachfolger des Apostels Petrus, dem Jesus biblischer Überlieferung zufolge die Schlüsselgewalt übertragen hat (vgl. Mt 16,16-18). Das Papstamt ist damit das höchste Amt in der Kirche. Sein Träger besitzt „die oberste, volle, unmittelbare und allgemeine ordentliche Gewalt in der Kirche, die er immer frei ausüben kann“ (CIC can. 331). Er ernennt die Bischöfe der Ortskirchen, mit denen er im Bischofskollegium als primus inter pares (Erster unter Gleichen) verbunden ist.