Regensburg, 17. Dezember 2024
In unserem Adventskalender berichten Seelsorgerinnen und Seelsorger aus ganz Bayern über Erfahrungen, die sie während des Jahres gemacht und die schon einen Hauch von Advent und Weihnachten in sich getragen haben: heute mit Stefan Fleischmann, leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Hofer Land.
17. Dezember: „Damit niemand auf der Strecke bleibt!“
Montag Morgen 11 Uhr im Königssaal des Hofer Hauptbahnhofs: Festakt „100 Jahre Bahnhofsmission“. Das Motto ist „Damit niemand auf der Strecke bleibt“. Es will vor allem Mädchen und jungen Frauen, die vom Land in die Stadt kommen, Schutz und Orientierung bieten.
Menschen, die ankommen und abfahren, willkommen heißen und begleiten: ein Kaffee, ein belegtes Brötchen, ein tröstendes Wort oder ein Beratungsgespräch. Vieles hat der 140 Jahre alte Hauptbahnhof in Hof schon gesehen und erlebt, z. B. Anfang Oktober 1989. 35 Jahre ist das her, als auch die Bahnhofmission viel zu tun hatte und der erste Zug mit den DDR-Flüchtlingen aus Prag ankam.
Ich bin in dieser Feierstunde sehr beeindruckt, denn es gibt wirklich Menschen, die sich in verschiedenen Ämtern und Aufgaben zum Diener und zum Letzten machen, im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Ehrenamtliche berichtet, dass sie immer wieder Koffer geschleppt hat; aber es hat ihr nichts ausgemacht, sondern vielmehr froh gemacht, etwas Sinnvolles getan zu haben. „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35). Das heißt so viel wie: „Wer der Erste sein will, der Beste, der Schlauste, der Größte, der soll Diener aller sein und sich hinten anstellen.“
Ich sitze im Königssaal. Die Ehrenamtlichen werden als die wahren Könige des Tages bezeichnet. Zu Recht, damit niemand auf der Strecke bleiben muss! Jesus nimmt dabei ein Kind in den Blick, schwach und klein, und gibt den Jüngern mit dieser neuen Lebenshaltung des königlichen Dienens eine Perspektive, einen neuen Sinn, einen Lebenssinn: „... der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Mk 9,37). Der Lohn ist das Größte und Beste, was uns passieren kann: In der jesuanischen Haltung des Dienens den menschgewordenen Gott der Liebe umarmen.
Text: Stefan Fleischmann
Foto: privat
(SSC)