Bild ADAM UND EVA - Weihnachtliche Gestalten

ADAM UND EVA - Weihnachtliche Gestalten

  • 24.
    Dezember
    2034
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Die Gedenktage der meisten Heiligen haben einen biographischen Bezug: Es kann sich etwa um den Todestag handeln oder um die feierliche Übertragung der Gebeine. Ebenfalls kann ein besonderes Ereignis im Leben des Heiligen den Gedenktag bestimmen: So etwa der Tag der Amtsübernahme bei Johannes Paul II. oder die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils bei Papst Johannes XXIII. Bei Adam und Eva scheiden derartige Bezüge offenbar aus; wir wissen über Leben jedenfalls keine Daten – kein Jahr, aber erst recht keinen Tag. Die Kirche gedenkt der beiden traditionell am 24. Dezember: Das ist kein Zufall.

Adam und Eva sind nach der Heiligen Schrift die ersten Menschen. Zwei Schöpfungsberichte kennt die Bibel. Im ersten Schöpfungsbericht (Gen 1,1-2,3) erzählt die Bibel von der Schöpfung der ganzen Welt. Sechs Tage lang schafft Gott die uns umgebende Welt, am Ende dann den Menschen: „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (Gen 1,27). Dieser erste Schöpfungsbericht nennt Mann und Frau noch nicht beim Namen. Anders der zweite Bericht (Gen 2,4-24): Hier erschafft Gott erst „einen Menschen“; die Bibel benutzt hier bereits das Wort „adam“, aber noch nicht als Namen, sondern als Begriff für den Menschen an sich. Dieser eine Mensch ist aber einsam: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, spricht Gott (Gen 2,18). Er erschafft aus der Seite des Menschen einen zweiten – jetzt erst kann die Bibel von Adam und Eva sprechen, von Mann und Frau.

Die beiden leben im Garten Eden, übertreten aber das Gesetz, als sie – auf den Rat der listigen Schlange hin – verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis essen (vgl. Gen 3). Die Folge dieses „Sündenfalles“ ist die Vertreibung aus dem Paradies. Die Heilige Schrift begreift den Menschen damit als ein sündhaftes Wesen; die spätere christliche Theologie hat hieraus die Lehre der Erbsünde entwickelt. Sie will damit unterstreichen, dass jeder Mensch in einen Kontext der Schuld geboren wird; moderne Theologen sprechen auch von der „Verstrickung“ des Menschen in die Schuld.

Damit aber ist für die Bibel das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Geschichte Gottes mit den Menschen endet nicht bereits in den ersten Kapiteln der Genesis – sie geht weiter. Gott beruft ein Volk, er führt es durch die Zeit. In Jesus Christus schließlich wird sein ewiges Wort Mensch. Das Christentum begreift das als Gegenbewegung zum Sündenfall im Garten Eden. Der Apostel Paulus stellt die Figuren von Adam und Christus gegenüber: „Wie es also durch die Übertretung eines Einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch die gerechte Tat eines Einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung, die Leben schenkt.“ (Röm 5,18). Wie also in Adam die Schuld des Menschen begründet ist, wird in Christus seine Erlösung Wirklichkeit. „Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht.“ (1 Kor 15,21-22). Der Übertretung des Gesetzes durch Adam wird der vollständige Gehorsam Jesu gegenüber dem Willen des Vaters gegenübergestellt.

Das „Exsultet“, das Osterlob, wird es so formulieren: „Oh wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat.“ An Weihnachten leuchtet daher schon das Licht der Osternacht auf: „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden!“

Text: Benedikt Bögle