News Bild Vom Allgäu nach Afrika: Aus dem Tagebuch einer Missionarin auf Zeit
Vom Allgäu nach Afrika: Aus dem Tagebuch einer Missionarin auf Zeit

Veronikas Mission – Teil VIII

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Ruanda, 13. Juni 2023

Veronika Wetzel ist 22 Jahre alt und stammt aus Waltenhofen im Oberallgäu. Seit Anfang September 2022 ist sie als „Missionarin auf Zeit“ in Ruanda bei den Pallotinerinnen. Regelmäßig nimmt uns Veronika mit auf ihre Reise und berichtet in den nächsten 12 Monaten über ihre Erfahrungen bei diesem außergewöhnlichen Einsatz für die Menschen und die katholische Kirche.

Das, was in Deutschland der April ist, ist in Ruanda der Mai. So wie zu Hause die Temperaturen schlagartig von fünf auf zwanzig Grad und das Wetter von Schnee zu Sonne wechseln kann, so hat hier auch die Regenzeit schlagartig aufgehört und seitdem scheint bei 27 Grad nur noch die Sonne. Auf den abrupten Wechsel war mein Körper wohl nicht vorbereitet, weshalb ich mir gleich mal wieder eine Grippe eingefangen habe und eine Woche im Bett lag. Aber damit war ich nicht alleine: In der Schule waren so viele Kinder krankgemeldet, wie ich es hier bisher noch nie erlebt habe, teilweise hat fast die Hälfte einer Klasse gefehlt.

Morgens auf dem Weg zur Schule.

Testwoche um eine Woche verschoben

Weil so viele Kinder nicht in der Schule waren, wurde die gefühlt tausendste (in Wirklichkeit die achte) Testwoche auch um eine Woche nach hinten auf die letzte Maiwoche verschoben, worüber ich aber nicht böse war, weil mir das ein bisschen mehr Zeit für die Vorbereitung meiner Kunsttests gegeben hat. Dadurch, dass hier pro Semester (es gibt drei Semester an der Schule) drei Testwochen durchgeführt werden – einmal zu Beginn des Semesters, einmal in der Mitte und einmal zum Schluss – habe ich aber als Kunstlehrerin für die Klassen 1 bis 5 inzwischen gute Übung bekommen: Ich weiß nun, wieviel Zeit ich für Projekte einplanen muss, sodass ich sie rechtzeitig benoten kann und welcher Schwierigkeitsgrad für welche Altersklasse angemessen ist. Für den Kunsttest habe ich zum Beispiel mit der ersten Klasse Frösche aus Klopapierrollen gebastelt, in der dritten Klasse eine Rakete, die über ein Blatt Papier schießt, das das Weltall darstellt, und mit der vierten Klasse habe ich ein Mobile gebastelt, was den Kindern echt Spaß gemacht hat.

Im Kunstunterricht ließ ich die Kinder u. a. Mobile aus Papier basteln.

Aufstehen zu schwesterlichen Zeiten                        

Weil meine Kollegin Mama Hélène im Mai „on duty“ war, das heißt, dass sie an der Reihe war, alle Kinder, die in die Schule kommen, am Eingangstor zu begrüßen, hat mein Wecker für eine Woche schon um 5.45 Uhr geklingelt (dadurch konnte ich mich ein bisschen besser in die Schwestern reinversetzen, die meistens um circa fünf Uhr aufstehen), weil ich dann in ihrer Klasse war, um dort auf die Kinder aufzupassen. In der Zeit habe ich dann meistens die Kinder die Zahlen bis 100 auf Französisch vorlesen lassen, schon einmal ein paar Lieder mit ihnen gesungen, zum Beispiel „if you’re happy and you know it“ oder Bewegungsübungen mit ihnen gemacht.

Danach habe ich die Schüler zur Morgenversammlung, die immer montags, mittwochs und dienstags stattfindet, auf den Schulhof gebracht. Bei der Morgenversammlung werden normalerweise ein paar Bewegungsspiele mit Singen oder Sprechen kombiniert. Dabei wird zwischen englischer und französischer Sprache gewechselt. Nach dem spielerischen Teil liest ein Team von Schülern das Tagesevangelium vor, es werden die Tagesheiligen im Gebet um Schutz angerufen und zum Schluss singen wir gemeinsam noch die ruandische Nationalhymne (die ich selbst nicht kann). 

Mein Jahr in der Mission neigt sich dem Ende. Schon jetzt vermisse ich "meine Kinder".

Was ich vermissen werde

Jetzt, da Dreiviertel meines Einsatzes vorbei sind, denke ich schon langsam an die Dinge, die ich vermissen werde. Dazu gehört eindeutig die Morgenversammlung, bei der die ganze Schule versammelt ist und Lehrer und Schüler gemeinsam einfach mal ein bisschen Spaß haben können. Aber dazu gehört auch, dass morgens wenn ich in die Kindergartenklasse komme, alle 45 Schüler auf mich zustürmen und mich umarmen (ich halte mich dabei immer fest, damit ich nicht umfalle) oder dass meine Schüler mir immer wieder Liebesbriefe zustecken. :D Aber bevor ich jetzt zu emotional werde, genieße ich noch die Zeit, die mir hier bleibt.

Lesen Sie hier Teil I des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil II des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil III des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil IV des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil V des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil VI des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil VII des Auslandstagebuchs

Text und Fotos: Veronika Wetzel/jas



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