News Bild Vom Allgäu nach Afrika: Aus dem Tagebuch einer Missionarin auf Zeit
Vom Allgäu nach Afrika: Aus dem Tagebuch einer Missionarin auf Zeit

Veronikas Mission – Teil IV

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Tansania/Ruanda, 7. Februar 2023

Ein Pflichtseminar unserer „weltwärts“-Organisation hat mich von Ruanda nach Tansania geführt. 18:30 Uhr: Nun sitze ich im Bus. Die Sonne ist bereits verschwunden und schickt ihre letzten goldenen Strahlen über die weite tansanische Landschaft. Die flachen Bäume heben sich dunkel vom orange-goldenen Horizont ab, ein paar Wolkenfetzen hängen wie Watte am Himmel. Das Bild vor meinem Busfenster könnte gut aus einem Reisekatalog stammen. Die Landschaft Tansanias ist ganz anders als die Ruandas: Wegen weniger Regen und weil das Land nicht so hoch gelegen ist, ist sie steppenartiger und nicht tropisch-grün. Außerdem ist Tansania im Vergleich zum „Land der tausend Hügel“ viel flacher und weniger dicht besiedelt, weshalb sich das Land scheinbar endlos zu strecken scheint.

Abenteuerliche Busfahrt

Und so fühlt sich auch die Busfahrt an. Wir befinden uns auf der Route von Singida, in der nördlichen Mitte des Landes gelegen, nach Dodoma, die Hauptstadt des Landes. Es ist bereits unser dritter Reisetag. Eigentlich hatten wir (meine Mit-Freiwilligen Emma, Melanie und ich) geplant, die rund 1.000 Kilometer von Kigali nach Dodoma innerhalb von zwei Reisetagen zurückzulegen, doch weil unsere ersten beiden Busse auf der Reise nach Singida Verspätung hatten, haben wir unseren Anschlussbus verpasst und mussten spontan eine Nacht in Kahama übernachten, worüber ich nach den ersten 16 Stunden Fahrt aber eigentlich ganz froh war.

Vor allem weil die tansanischen Straßen in einem sehr viel schlechteren Zustand sind als die ruandischen und die Straßenbaubehörden anscheinend auch auf Landstraßen viel von Bodenschwellen zu halten scheinen, die Busfahrer aber nicht viel vom langsameren Fahren, ist der Bus immer wieder in die Höhe gespickt, wobei sich der ein oder andere Passagier auch immer wieder den Kopf angeschlagen hat.

Der islamische Glaube ist in Tansania sichtbar stärker vertreten als in Ruanda. Auch kleine Mädchen und Babys tragen hier oft schon ein Kopftuch.

Zwischenstopp bei einer der größten Schwesterngemeinschaften

Außerdem versuchen die Busunternehmen natürlich so viele Passagiere wie möglich unterzubringen, weshalb auch in den Gängen immer Leute gestanden haben und die Busse heillos überfüllt waren. Was wiederum die Verkäufer von Keksen, Gebäck, Suppen, Süßgetränken, Sonnenbrillen und sonstigen Gegenständen nicht daran gehindert hat, ihre Ware nicht nur durch geöffnete Fenster anzubieten, sondern auch beim Durchlaufen durch den Bus.   

Vor unserer Weiterreise zu unserem Ziel Dodoma haben wir noch einen Stopp bei Pallottinerinnen in Siuyu (bei Singida) eingelegt. Bei der Gemeinschaft hätte Melanie eigentlich für das Jahr bleiben sollen. Da sie in Tansania aber als erste Freiwillige seitdem es die Einsätze gibt, kein Visum bekommen hat, ist sie nach rund drei Monaten nach Ruanda gewechselt. Schade, denn die Stelle hat viel zu bieten: Mit 37 Schwestern ist es die größte Gemeinschaft von Pallottinerinnen in Tansania. Die Schwestern haben dort eine Schule, ein Krankenhaus und ein Zentrum für Kinder mit Behinderung aufgebaut. Außerdem gibt es einen riesigen Obst- und Gemüsegarten, daneben alle möglichen Tiere: von Schweinen, Hühnern über Perlhühner und Eseln bis hin zu Babykatzen. Wegen der unglaublichen Vielfalt an Pflanzen und Tieren habe ich mich ein bisschen wie im Garten Eden gefühlt. Allerdings hatte die Größe des Geländes auch seine Nachteile: Zu Beginn unseres Besuchs habe ich mich gleich mal verlaufen, freundlicherweise haben mich die Schülerinnen auf den richtigen Weg zum Haus der Schwestern zurückgelotst.

Austausch mit anderen Freiwilligen

Nach Dodoma hat uns das von „weltwärts“ verpflichtende Zwischenseminar gebracht, das wir gemeinsam mit 13 anderen Freiwilligen von der „weltwärts“-Organisation „Deutsch-Tansanische Partnerschaft“ (DTP) absolviert haben. Die Organisation setzt sich vor allem für nachhaltige Energie- und Landwirtschaftsprojekte in Tansania ein. Sich mit anderen Freiwilligen über ihre Projekte auszutauschen, aber auch zu merken, dass wir mehr oder weniger alle die gleichen Herausforderungen haben und zur Abwechslung mal wieder mit mehreren Personen aus dem eigenen Kulturkreis zusammenzukommen ohne ständig hinterfragen zu müssen, wie wohl das eigene Verhalten aufgefasst werden könnte oder wie der oder die andere dies und das wohl gemeint haben könnte, war eine willkommene Abwechslung für mich.

Neben unseren Seminareinheiten haben wir noch ein Projekt der DTP besucht, das die Bevölkerung zur Bekämpfung von Unterernährung in effizientem Anbau schult, im Anschluss haben wir noch die Farm des ehemaligen Ministerpräsidenten von Tansania, Mizengo Pinda, besucht, dem wir auch einige Fragen stellen durften. Was natürlich bei einem Seminar in Dodoma auch nicht fehlen durfte: Dodoma anschauen. Die Stadt hat außer den Regierungsgebäuden allerdings nicht sonderlich viel zu bieten, da ursprünglich Dar es Salaam der Knoten- und Handelspunkt Tansanias war und die Hauptstadt künstlich ins Landesinnere verlegt wurde.

Mit anderen "Missionaren auf Zeit" besuchte ich die Farm des ehemaligen Ministerpräsidenten von Tansania.

Unterschiede zu Ruanda

Was mir bei unserer Reise nach Tansania im Vergleich zu Ruanda aufgefallen ist: In dem Land gibt es sehr viel mehr Muslime als in Ruanda, das fest in christlich-katholischer Hand ist. In Dodoma sieht man immer wieder Moscheen, auch voll verschleierte Frauen bekommt man öfter zu Gesicht, was ich in Ruanda noch nie gesehen habe. Sogar die Babys und kleinen Mädchen tragen in Tansania zum Teil bereits Kopftuch. Das Land ist wunderschön: Die steppenartige Weite, die roten Felsen, die im Abendlicht aufleuchten und die großen Seen und Kuhherden gefallen mir. Ich war definitiv nicht zum letzten Mal in dem Land.

Mit meinen "Kolleginnen" im Park der Pallottinerinnen!

Lesen Sie hier Teil I des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil II des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil III des Auslandstagebuchs

Text und Fotos: Veronika Wetzel/jas

 



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