News Bild Vom Allgäu nach Afrika: Aus dem Tagebuch einer Missionarin auf Zeit
Vom Allgäu nach Afrika: Aus dem Tagebuch einer Missionarin auf Zeit

Veronikas Mission – Teil V

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Ruanda, 7. März 2023

Veronika Wetzel ist 22 Jahre alt und stammt aus Waltenhofen im Oberallgäu. Sie beschreibt es als Kindheitstraum, als „Missionarin auf Zeit“ zu wirken. Seit Anfang September 2022 ist sie nun tatsächlich als „Missionarin auf Zeit“ in Ruanda bei den Pallotinerinnen. Regelmäßig nimmt uns Veronika mit auf ihre Reise und berichtet in den nächsten 12 Monaten über ihre Erfahrungen bei diesem außergewöhnlichen Einsatz für die Menschen und die katholische Kirche.

Campingurlaub-Gefühle: Wegen der Renovierungsarbeiten haben wir draußen abgespült.

Sechster Monat: Ein neuer Konvent?

Hohes Kreischen von Sägen mischt sich mit dem Gehämmer auf Fliesen, die entfernt werden und dem Bohren für neue Holzschränke. Als wir aus Tansania zurückgekehrt sind, habe ich den Konvent kaum wiedererkannt: Das ganze Haus wurde renoviert. Die Kapelle, die Speisesäle von uns und den Schwestern, sowie die Außenwände wurden neu gestrichen, eine neue Küche eingebaut und unser Bad repariert (wir haben jetzt dauerhaft heißes Wasser, einen funktionierenden Duschkopf und eine Klobrille!). Wohin man trat, standen Eimer mit Farbe und Zement, lagen Kabel und Werkzeuge. Überall, wo man hinfasste, war nasse Farbe, was nicht nur den Wänden und den Fenstergittern einen neuen Anstrich verpasst hat, sondern auch mehrmals meiner Kleidung.

Weil die Küche komplett renoviert wurde, mussten wir einige Tage draußen in Plastikschüsseln waschen, was für über 20 Leute und bei Nacht zwar eine Herausforderung war, aber mich auch an frühere Campingurlaube mit meiner Familie erinnert hat, weshalb ich es fast schon ein bisschen idyllisch fand.

Besuch der Generaloberin Sr Josephina (Zweite von links) und ihrer Stellvertretung Sr Malgorzata (links) aus Rom.

Besuch der Ordensoberen, Umzug der Schule

Der Grund für die ganzen Arbeiten: Der Besuch der Generaloberin aller Pallottinerinnen aus Rom stand vor der Tür und die Gemeinschaft von Masaka möchte von einer Region zur Provinz erhoben werden, also auf die nächste Verwaltungsstufe. Aber nicht nur das Haus hat sich verändert, sondern auch die Gemeinschaft selbst: Statt nur von den inzwischen zehn Schwestern wurden wir auch von zehn Postulantinnen aus Uganda, dem Kongo und Ruanda begrüßt, die neu dazugekommen sind.

Und auch in der Schule gab es Veränderungen: Der Kindergarten der Pallottinerinnen ist inzwischen in das neue Schulgebäude umgezogen, indem sich bisher ausschließlich die Grundschule und die weiterführende Schule der Pallottinerinnen befunden haben. Das alte Kindergartengebäude mussten die Schwestern aufgeben, da das Gelände für staatliche Zwecke benötigt wird. Einerseits ist es zwar angenehm, für den Unterricht nicht mehr von einem Gebäude zu einem anderen laufen zu müssen und in der Schule Mittagessen zu können, wenn ich Nachmittagsunterricht habe. Andererseits ist die Schule nicht so sehr auf kleine Kinder ausgelegt: Die Toiletten sind (zumindest für meine Klasse) recht weit von den Klassenzimmern entfernt und die Pausen von Grundschule und Kindergarten stimmen nicht überein. Dass die Kleinen sitzen bleiben müssen, während die älteren Kinder draußen spielen, ist ihnen nur schwer zu vermitteln.

Februar: Ein Feste-Marathon

Mit Beginn des neuen Schulhalbjahres habe ich für meinen Kunstunterricht in der Grundschule ein paar größere Projekte geplant. In der fünften Klasse habe ich meinen Schülern die negativen Auswirkungen von Umweltverschmutzung, vor allem durch kaum zersetzbare Materialien wie Plastik, erklärt und bin anschließend mit ihnen in der Nähe des Schulgeländes Müll sammeln gegangen. An den Hauptstraßen und vor allem in der Stadt ist Ruanda zwar sehr sauber, aber auf den Feldern hatten wir innerhalb kürzester Zeit mehrere Säcke Müll gesammelt. Den Müll sollten die Schüler dann zerstückelt auf die Kontinente auf eine Weltkarte kleben, was darstellen soll, wie der nicht biologisch abbaubare Müll unseren Planeten verschmutzt. Auf das Projekt bekommen die Schüler auch eine Note, wobei ich nicht nur auf das künstlerische Ergebnis achte, sondern vor allem darauf, wie die Schüler zusammenarbeiten. Denn ich möchte ihnen vermitteln: Nur gemeinsam kann die Umwelt geschützt und sauber gehalten werden, nur wenn sie verinnerlichen, als Gesellschaft zusammen zu halten, können Probleme gelöst werden.

Die Postulantinnen tanzen anlässlich des Sankt Vinzenz Pallotti Festes.

Ansonsten war der Februar ein regelrechter Festemarathon. Nicht erst seit der Ankunft der Generaloberin aus Rom, Sr. Josephina, haben wir ständig gefeiert. Auch das Fest des Heiligen Vinzenz Pallotti, der „Tag der geweihten Personen“ und der Valentinstag wurden groß gefeiert. Normalerweise heißt das: Die Feier der Heiligen Messe, Festessen, Tänze von den Postulantinnen, den Schwestern und teilweise auch von Emma und mir. Am „Tag des geweihten Lebens“ haben wir noch eine Lichterprozession gemacht und mit den Postulantinnen gesungen und getanzt, was wunderschön war.

Zuwachs für die Gemeinschaft: Die neuen Postulantinnen sind angekommen, mit denen ich mich schon eng angefreundet habe.

Inspektion der Schule und Testwoche

Allerdings sind die Feste fast schon das Normalität geworden und das Alltägliche die Ausnahme, weshalb ich mich regelrecht auf die Fastenzeit gefreut habe. Die Fastenzeit sieht bei den Schwestern auch etwas anders aus, als ich gedacht habe. Nur freitags essen die Schwestern nichts, bis auf abends eine Suppe, die restlichen Tage ist alles wie sonst auch. Das Essen, das durch das Freitagsfasten eingespart wird, geben die Pallottinerinnen bedürftigen Familien aus der Umgebung.

Nicht nur wegen der vielen Feste war in letzter Zeit einiges los, auch in der Schule hatten wir ein gut gefülltes Programm: Sowie die Generaloberin, als auch das Bildungsministerium kamen zur Inspektion in die Schule, weshalb in Windeseile alle Klassenzimmer mit neuen Plakaten bestückt wurden. Auch die Testwoche stand wieder an, in der in allen Klassen des Kindergartens, der Grundschule und der weiterführenden Schule in allen Fächern Tests geschrieben werden. Während dieser Woche arbeiten nicht nur die Drucker auf Hochtouren, sondern auch die Lehrkräfte. Deshalb muss ich sagen: So spannend und erlebnisreich die letzten Wochen waren: Ich freue mich auf die Ruhe nach dem Sturm.

Anlässlich des „Tages des geweihten Lebens“ haben wir eine Lichterprozession gemacht, mit den Postulantinnen getanzt und gesungen.

Lesen Sie hier Teil I des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil II des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil III des Auslandstagebuchs

Lesen Sie hier Teil IV des Auslandstagebuchs

Text und Fotos: Veronika Wetzel/jas



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