News Bild Brauchtum und Geschichte in Ostbayern: Heilige Siebenschläfer

Brauchtum und Geschichte in Ostbayern: Heilige Siebenschläfer

Wenn Siebenschläfer Regen kochen...

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Regensburg, 27. Juni 2023

Lange hat man die Siebenschläfer, deren Gedenktag früher am 27. Juni gefeiert wurde, als Heilige verehrt. Heute sind die heiligen Siebenschläfer aus dem katholischen Generalkalender verschwunden. Doch ihr Namenstag findet als Wetterlostag auch in unserer Zeit Beachtung: „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag“, lautet wohl eine der bekanntesten Wetterregeln. Selbst Skeptiker, die alte Bauernregeln sonst eher belächeln, werfen am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, einen besorgten Blick gen Himmel. Doch was hat es mit den sieben Entschlafenen eigentlich auf sich?

Das Wunder von Ephesus und die Legende der Siebenschläfer

So bekannt die Wetterregel vom Siebenschläfertag ist, so wenig bekannt sind die sieben Schläfer, die dem Tag den Namen gegeben haben. Der Legende nach wurden die sieben Brüder aus Ephesus unter Kaiser Decius im Jahr 251 wegen ihres Glaubens verfolgt. Sie flohen in eine Höhle, doch die Jünglinge wurden entdeckt und eingemauert. In der Höhle eingesperrt, fielen die Brüder in einen tiefen Schlaf, der durch ein Wunder Gottes 187 Jahre anhielt. Im Jahr 437 wurde die Höhle zufällig geöffnet. Als die sieben Schläfer erwachten, gingen sie Brot kaufen, das sie mit einer Münze des Decius zahlen wollten. Durch dieses längst verfallene Zahlungsmittel und ihre sonderbare Kleidung und Sprache machten sie sich verdächtig und wurden vor den Richter geführt. Hier offenbarte sich das Wunder. Der Bischof von Ephesus und sogar Kaiser Theodosios eilten zu der Höhle, um mehr von dem Ereignis zu erfahren. Die sieben Brüder aber starben, nachdem sie ihre Geschichte erzählt hatten.

Wetterregeln aus alter Zeit

Als Siebenschläfertag gilt bis heute der 27. Juni. Allerdings sollte man sich – zumindest was die Wetterregeln betrifft – nicht auf diesen Tag festlegen. Denn die Siebenschläferregel ist eine sehr alte Wetterregel und entstand noch vor der Gregorianischen Kalenderreform, durch die unser Kalender vor gut 400 Jahren entscheidend verändert wurde. Bis dahin wurde die Zeit nach dem Julianischen Kalender berechnet. Im 16. Jahrhundert stellte man fest, dass am 21. März, dem Datum der Tag-und-Nacht-Gleiche, Tag und Nacht eben nicht gleich lang waren. Und so verfügte Papst Gregor, dass auf den 4. Oktober 1582 der 15. Oktober 1582 folgen sollte. Die zehn Tage dazwischen wurden einfach übersprungen.

Moderne Meteorologie

„Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, regnet es noch sieben Wochen“, diese unheilvolle Ankündigung kennt fast jeder. Neuere meteorologische Untersuchungen bestätigen, dass sich hinter der überlieferten Bauernweisheit ein wahrer Kern verbirgt. Denn um den Siebenschläfertag bildet sich über dem Festland das Sommerwetter aus. Und hat sich bis dahin der Kontinent noch nicht genügend aufgewärmt, können feuchte Luftmassen vom Atlantik ungehindert in den Osten wandern. Dann ist mit langer Sommerhitze und ungetrübtem Himmel nicht zu rechnen. Noch häufiger trifft die Siebenschläfer-Regel allerdings zu, wenn man die Witterung um den 7. Juli als Basis nimmt. Dann ist die Verschiebung um zehn Tage durch die gregorianische Kalenderreform berücksichtigt. Legt man also das Wetter zwischen dem 5. und 10. Juli zugrunde, stimmt die Wetterregel mit noch größerer Wahrscheinlichkeit, nämlich in ziemlich genau zwei von drei Sommern.

Die Sieben Brüder

Vermutlich liegt es an diesem Datum und an der Zahl Sieben, dass es immer wieder zu Verwechslungen kommt. Denn am 10. Juli steht der Gedenktag der Sieben Bürder im Kalender. Der Siebenbrüdertag erinnert an die sieben Söhne der heiligen Felicitas. Gemeinsam wurden sie der Legende nach um das Jahr 160 Opfer der Christenverfolgung. Der Überlieferung nach musste Felicitas zusehen, wie ihre Söhne nacheinander enthauptet wurden. Deshalb ist sie oft mit den sieben Häuptern dargestellt. Für die Verwirrung sorgen sicher auch die ähnlichen Bauernregeln, die es für die beiden Tage gibt, und bei denen es jeweils um das Wetter in den kommenden Wochen – also im Sommer - geht.

Wallfahrt zu den heiligen Siebenschläfern

Etwas ganz Besonderes ist die Siebenschläferkirche in Rotthof, rund einen Kilometer von Ruhstorf an der Rott entfernt. In ganz Europa gibt es nur zwei Kirchen, die den heiligen Siebenschläfern geweiht sind: Neben Rotthof nur noch in Vieux Marché in der Bretagne. Ursprünglich war das kleine Kirchlein in  Rotthof den Apolstelfürsten Petrus und Paulus geweiht. Zwar war die Verehrung der heute eher seltenen Heiligen im Mittelalter an mehreren Orten anzutreffen, warum die Kirche in Rotthof ihr Patrozinium wechselte, darüber kann heute nur spekuliert werden.

Felsengrotte aus Muscheln

Vermutlich hängt es mit den Fund zweier römischer Grabsteine aus der Zeit um 300 n. Chr. zusammen. Die Überreste der Grabdenkmäler zeigen sieben Halbbüsten, die später als Siebenschläfer missverstanden wurden und dem Gotteshaus das Patrozinium einbrachten. Im 18. Jahrhundert hatte die Wallfahrt einen so großen Zulauf, dass die Kirche neu ausgestattet wurde. Der barocke Altar wurde mit Tuffstein und Muscheln zu einer romantisch-märchenhaften Felsengrotte mit den schlafenden Jünglingen umgestaltet. Heute gibt es zu den heiligen Siebenschläfern nach Rotthof keine reguläre Wallfahrt mehr, doch immer noch kommen Pilger sich zu den sonderbaren Jünglingen.

Text: Judith Kumpfmüller

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