Regensburg, 26. Februar 2023
Langsam geht der Februar zu Ende. Mit 28 Tage ist er der kürzeste Monat des Jahres. Nur alle vier Jahre ist das Schaltjahr mit dem 29. Februar um einen Tag länger – und das seit 451 Jahren. Zu verdanken haben wir das einem aufmerksamen Papst, der dem Kalender auch seinen Namen gegeben hat: Papst Gregor XIII. und der gregorianische Kalender.
Schalttage und Schaltmonate
Der gregorianische Kalender ist heute der weltweit gebräuchlichste Kalender. Er wurde von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 mit der päpstlichen Bulle „Inter gravissimas“ verordnet und hat im Lauf der Zeit den zuvor weit verbreiteten julianischen und zahlreiche andere Kalender abgelöst.
Schon im alten Ägypten war den Astronomen aufgefallen, dass ein Jahr mit 365 Tagen vom Sonnenjahr abweicht. Damit die Jahreszeiten mit dem Kalender übereinstimmen, wurden immer wieder Schalttage oder sogar Schaltmonate eingefügt.
Der julianische Kalender
Im Jahr 45 v. Chr. ließ der römische Kaiser Gaius Julius Caesar von seinen Astronomen einen sonnenabhängigen Kalender entwickeln. Seitdem ist das Jahr in 12 Monate eingeteilt und beginnt am 1. Januar. Doch auch hier gab es Verschiebungen. Und zwar, weil die Erde für eine Runde um die Sonne länger als 365 Tage braucht, nämlich fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden. Im julianischen Kalender fehlten also knapp sechs Stunden pro Jahr. Caesar ließ zwar alle vier Jahre einen Schalttag einfügen, allerding war das Jahr damit dann um 11 Minuten und 14 Sekunden zu schnell.
Der gregorianische Kalender
Diese Abweichung hatte fatale Folgen. So fiel Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 auf, dass die Frühjahrstagundnachtgleiche nicht wie es sich gehört am 21. März, sondern bereits am 11. März stattfand. Seine Astronomen fanden heraus, dass ein Jahr tatsächlich 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden lang ist. In den 1500 Jahren nach dem julianischen Kalender hatten sich die jährlichen 11 Minuten und 14 Sekunden auf ganze zehn Tage summiert. Also verfügte Papst Gregor, dass auf den 4. Oktober 1582 am nächsten Tag der 15. Oktober folgen sollte. Und so geschah es auch. Die zehn Tage dazwischen wurden einfach übersprungen.
Die Schaltjahresregeln
Im julianischen Kalender war jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Doch damit die Rechnung aufgeht, müssen innerhalb von 400 Jahren drei Schaltjahre gestrichen werden. Deshalb wurden strenge Schaltjahresregeln eingeführt.
Ein Schaltjahr im gregorianischen Kalender muss folgende Voraussetzungen erfüllen: die Jahreszahl eines Schaltjahres muss durch vier teilbar sein. Ausnahmen sind allerdings die Jahre, die ein Jahrhundert abschließen und durch vier und 100 teilbar sind (z.B. 1900, 2100, 2200), außer die Jahreszahl ist sowohl durch vier, durch 100 und 400 teilbar (z.B. 2000).
Das „Verworrene Jahr“
So ist dasDurchschnittsjahr heute im Vergleich zum Sonnenjahr nur noch um 27 Sekunden zu lang. Dadurch dauert es ganze 3236 Jahre, bis sich der Kalender wieder um 1 Tag verschoben hat.
Als das „Verworrene Jahr“ (lat. annus confusionis) ist das Jahr 45 v. Christus in die Geschichte eingegangen. Dieses erste Jahr des julianischen Kalenders dauerte ganze 445 Tage. Das kürzeste Jahr war dann 1582, eben weil Papst Gregor zehn Tage übersprungen hat.
Zehn Tage zu spät
Seit die Menschen Ackerbau betrieben, mussten sie die besten Zeiten für Aussaat und Ernte herausfinden. Sie waren also gezwungen, das Wetter zu beobachten und Gesetzmäßigkeiten davon abzuleiten, denn davon hing ihr Überleben ab. So sind viele Bauern- und Wetterregeln entstanden, die oft an Lostagen und Heiligengedenktagen festgemacht sind. Sie stammen meist aus vorgregorianischer Zeit und das bedeutet, dass sie unserem Kalender genau zehn Tage hinterherhinken.
Die große Verwirrung
Schon kurz nach der Kalenderreform ist das vielen Menschen aufgefallen. So klagt schon ein Zeitgenosse Gregors:
„O Papst was hast Du angericht mit deinem heillosen Gedicht,
das du hast verkehrt die Zeit, dadurch irr gemacht uns arme Leut,
dass wir nunmehr kein Wissen haben, wenn man soll pflanzen, säen, graben.
Haben uns gericht in das Jahr nach unser Bauern Regel zwar.
Das will jetztunder nimmer sein, Ursach weil du mit falschem Schein
hast gemacht einen neuen Kalender…“
Die Kalenderreform hat bis heute auf Auswirkung auf einige Bauernregeln. So stammt die bekannte Siebenschläferregel (Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag) aus vorgregorianischer Zeit und müsste damit eigentlich um zehn Tage nach hinten verlegt werden, also vom 27. Juni auf den 7. Juli.
Weihnachten am 7. Januar
In den meisten orthodoxen Kirchen wird übrigens bis heute der julianische Kalender verwendet. Seit März 1900 liegt die Differenz zum gregorianischen Kalender bei 13 Tagen. Das erklärt auch, warum das orthodoxe Weihnachtsfest nach dem gregorianischen Kalender am 7. Januar gefeiert wird. Denn zieht man die 13 Tage ab, die der julianische hinter dem gregorianischen Kalender liegt, feiern viele orthodoxe Kirchen Weihnachten ebenfalls auch am 25. Dezember – nur eben nach dem julianischen Kalender.
Judith Kumpfmüller