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Brauchtum in Ostbayern: Mariä Lichtmess

Schlenklweil und Lebenslichter

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Regensburg, 2. Februar 2023

Vierzig Tage nach Weihnachten, am 2. Februar, feiert die katholische Kirche das Fest der Darstellung des Herrn, von der die Bibel berichtet, wie der greise Simeon über das endlich gefundene „Licht der Welt“ jubelt.

Gleichzeitig wird das Fest Mariä Reinigung begangen, denn auch Maria musste, wie es das mosaische Gesetz allen Frauen vorschrieb, 40 Tage nach dem sie ein Kind zur Welt gebracht hatte, zur Reinigung den Tempel besuchen.
Im Volksmund trägt der Tag bis heute den Namen „Mariä Lichtmess“.

Der Lichtmesstag war bis 1912 in Bayern ein Feiertag und einer der wichtigsten Tage im Bauernjahr. Früher begann mit dem 2. Februar für die Dienstboten die schönste Zeit des Jahres, denn an Lichtmess wurde nicht nur der Lohn für das ganze Jahr ausbezahlt, es wurde auch getanzt und gefeiert.

Die „Schlenklweil“

In den Dorfwirtshäusern herrschte um Lichtmess Hochbetrieb. Die Tanzmusik spielte auf und es ging übermütig zu auf den Lichtmessbällen. Auf den Wegen und Straßen sah man am Lichtmesstag – der im Volksmund auch Wandertag oder Bündeltag hieß – Knechte und Mägde, die auf dem Weg zu ihrer neuen Dienststelle waren. Denn nach altem Brauch konnten sich die Dienstboten um Lichtmess eine neue Stelle suchen. Wer seinen Arbeitsplatz nicht gewechselt hatte, für den dauerte die „Schlenklweil“ bis einschließlich 5. Februar. Zwar musste auch während dieser Tage die Stallarbeit verrichtet werden, aber es blieb immer noch Zeit um die Familie zu besuchen oder sich auf einem der zahlreichen Lichtmessmärkte umzusehen. Und nicht wenige Knechte machten dabei einen Abstecher ins Wirtshaus. Schließlich hatte man in diesen Tagen Geld genug im Beutel, um sich einmal so richtig zu betrinken.

Lichtmesskerzen fürs ganze Jahr

Das Lichtmess-Fest am 2. Februar war früher der Tag der Kerzen und Wachsstöckl. Körbeweise wurden Kerzen für alle wichtigen Anlässe zum Weihen in die Kirche gebracht: die schwarzen Wetterkerzen, die, bei heftigen Gewittern angezündet, vor Hagel und Blitz schützen sollten, die Haus- und Sterbekerzen, die kleinen Pfenniglichter und natürlich die kunstvoll verzierten Wachsstöcke.

Gemälde mit Maria, Simeon und dem Jesuskind

Giovanni Bellini, 1460 - 1464, Galleria Querini Stampalia in Venedig. Foto: © Joachim Schäfer, Okumenisches Heiligenlexikon

Gedenken an die Verstorbenen

Am Abend des Lichtmesstages kamen alle in der Stube zusammen, um gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Für jedes Familienmitglied wurde eine Kerze angezündet, gewöhnlich nahm man die einfachen Pfennigkerzen, die zuvor in der Kirche geweiht worden waren. Auch an die Verstorbenen wurde gedacht. Auf dem Weihwasserkessel brannten zwei Kerzen für die Großeltern, auf der Türklinke ein Licht für alle, die einmal im Haus gelebt hatten. So sollten ihre Armen Seelen zum Rosenkranzbeten wieder über die Türschwelle zurückfinden.

Das Lebenslicht

In einigen Gegenden der Oberpfalz stellte jedes Familienmitglied für jeden Verstorbenen, dem seine Gebete galten, eine Kerze vor sich auf den Tisch. Jede Flamme wurde dabei genau beobachtet, denn man glaubte, wenn ein Licht besonders flackerte, dann „muss die Arme Seele viel leiden“. Bei Auslöschen der Flamme sollte der Kerzenrauch möglichst gerade in die Höhe steigen, dann hatte das Gebet dem Verstorbenen geholfen. Zu vorsichtig durfte das Licht allerdings nicht gelöscht werden, denn wenn die Flamme nicht mit dem ersten Blasen erlischt, würde bald jemand aus der Verwandtschaft sterben, glaubte man. Wenn jeder Beter nur eine Kerze angezündet hatte, galt das Erlöschen des Lichts als Vorzeichen des eigenen Todes. Derjenige, dessen Kerze beim Rosenkranzbeten zuerst ausgeht, dessen Lebenslicht würde bald verlöschen und er würde als erster sterben, hieß es.

Lichtmesswachs als Heilmittel

Das ganze Jahr über haben die Gläubigen den Lichtmesskerzen eine ganz besondere Wirkung zugeschrieben. Das heruntergetropfte Wachs wurde geknetet und in die Balken von Stall und Tenne geschmiert. Sogar eingenommen wurde das Lichtmesswachs: Drei Tropfen davon auf einer Scheibe Brot galten als Heilmittel gegen Hals- und Kopfschmerzen. Und wenn der Lichtmesstag auf einen Sonntag gefallen war, galt das Geweihte sogar zehnfach wirksam.

Judith Kumpfmüller

Weitere Infos

Mehr über den kirchlichen Hintergrund: Das christliche Fest der Darstellung des Herrn/ Mariä Lichtmess

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