DARSTELLUNG DES HERRN am 2. Februar: Jesus und Maria im Tempel
„Mit Lichtmess endet die Weihnachtszeit.“ Ein Satz, den man oft hört, der aber falsch ist. Nicht mit Lichtmess endet die Weihnachtszeit, sondern bereits mit dem Fest der Taufe des Herrn, das jedes Jahr am Sonntag nach dem 6. Januar gefeiert wird. „Lichtmess“, offiziell „Darstellung des Herrn“ ist ein sehr altes Fest, das wohl schon im vierten Jahrhundert gefeiert wurde.
Seine Ursprünge hat es in Jerusalem. Die dortige Liturgie prägte über Jahrhunderte die Feste der ganzen Kirche. Dort nämlich konnte man viele Stationen aus dem Leben Jesu am „passenden Ort“ feiern – dort, wo sie sich wirklich ereignet hatten oder man das zumindest annahm.
Jerusalem: Vorbild für die Liturgie
So etwa in der Feier von Ostern. Wenn heute überall auf der Welt Palmprozessionen stattfinden, hat das seinen Ursprung in Jerusalem: An diesem Tag machte man das, was auch die Menschen im Evangelium getan hatten. Man ging dem Herrn mit Palmzweigen entgegen. So gehen viele Elemente unserer Liturgie auf die Feiern in Jerusalem zurück. Genauso verhält es sich auch mit der Darstellung des Herrn. Der Evangelist Lukas berichtet, dass Josef und Maria Jesus in den Tempel brachten. Dabei erfüllten sie einen doppelten Zweck. Zum einen heißt es in der Tora, eine Frau sei nach der Geburt vierzig Tage lang unrein. Am Ende dieser Zeit soll die Frau dem Herrn ein Opfer darbringen. Das macht die heilige Familie im Tempel.
Gleichzeitig ist aber auch vorgeschrieben, dass für den erstgeborenen Sohn – und das ist Jesus für Maria und Josef – ein Opfer dargebracht werden soll. Auch das macht die Familie im Tempel. Dabei begegnen sie, wie der Evangelist Lukas erzählt zwei alten Menschen, die im Tempel betend ihr Leben verbringen: Simeon und Hanna. Beide erkennen, wer dieser besondere Junge ist. Genau das feierte die Gemeinde in Jerusalem: Jesus kommt zu diesem Zwecke zum ersten Mal in die heilige Stadt. Die Menschen begrüßten ihn durch eine Prozession mit Lichtern. Diese Prozession hat von Jerusalem aus die ganze Kirche erobert. Von ihr stammt auch der Begriff „Mariä Lichtmess“.
Wandelbarer Inhalt des Fests
Das Besondere dieses Festes: Mehrfach hat sich sein Focus verschoben. Zu Beginn ist es ein sogenanntes „Herrenfest“, an dem einer bestimmten Station des Lebens Jesu gedacht wird. In diesem Fall seiner Darbringung im Tempel. Im Laufe der Jahrhunderte trat aber Maria mehr in den Vordergrund, das Fest wurde zum Marienfest und hieß „Reinigung Mariens“. Die Liturgiereform von 1960 hat das wieder rückgängig gemacht. Stattdessen wurde die Bedeutung des Festes als Herrenfest stark betont. Bei vielen Menschen führte das zu dem Glauben, von der Reform sei der 2. Februar tatsächlich das Ende der Weihnachtszeit gewesen. Aber auch das stimmt nicht. Immer schon war die Taufe des Herrn das offizielle Ende der Weihnachtszeit.
Und dennoch hat das Fest der Darstellung des Herrn einen weihnachtlichen Charakter: Wieder begegnet uns der neugeborene Jesus im Kreise seiner Familie. Wieder treten Menschen auf, die die Bedeutung des Kindes erkennen – so wie die Hirten oder die Weisen aus dem Morgenland. Daher schadet es auch gar nicht, der alten Tradition folgend die Krippe erst Anfang Februar abzubauen oder den Christbaum bis zu diesem Datum stehen zu lassen – wenn er denn noch Nadeln hat.
Bild: Giotto, Darbringung Jesu im Tempel mit Maria und Simeon, in der Capella Scrovegni in Padua (Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon)