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Bischof Rudolf entzündet Anliegenkerze in der Grotte von Massabielle

Christlicher Glaube kennt keine Fremden und Ausländer

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Lourdes, 1. September 2023

Gleich am Morgen des zweiten Tages feierten die Pilgerinnen und Pilger aus Regensburg die Heilige Messe in der Grotte von Massabielle. Insgesamt 18 Mal war der heiligen Bernadette hier die Gottesmutter erschienen. Im Mittelpunkt der Feier stand die Kerze, die für die Anliegen aller Pilger aber auch für die aller Gläubigen im Bistum Regensburg steht. Behutsam verpackt, hatte Diakon Peter Nickl diese von Regensburg nach Lourdes transportiert. In einer feierlichen Prozession mit Bischof Rudolf Voderholzer und den Wallfahrern wurde die Anliegenkerze nach der Messe in einer der Kerzenkapellen am anderen Ufer des Gave getragen und vom Bischof gesegnet.

Mit Bischof Rudolf zelebrierten Pater Benedikt Leitmayr, Ehrenkaplan von Lourdes, Domvikar Andreas Albert, Diakon Peter Nickl sowie Priester aus Münster und Brixen die Feier. In seiner Predigt erinnerte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer an ein besonderes und trauriges Kapitel der Geschichte, das sich exakt zum 1. September zum 84. Mal jährt. Es ist der Überfall von Nazideutschland auf Polen, mit dem der 2. Weltkrieg seinen Anfang nahm. Ein Krieg, so der Bischof, der über Deutschland, ganz Europa und insbesondere für das jüdische Volk ein Meer von Blut und Tränen gebracht hat.

Die Lesung hielt eine Pilgerin der diözesanen Reisegruppe.

Gott macht keine Unterschiede von Nationalität, Rasse und Volk

Die Wunden, so Bischof Voderholzer, seien noch immer nicht verheilt: „Lourdes ist ein von Anfang an übernationaler und längst internationaler Wallfahrtsort. Ein Ort, wo die Kräfte gestärkt werden und dem entgegenwirken, was zu den Katastrophen des 20. Jahrhundert geführt hat. Es war der Nationalismus gepaart mit einer gottlosen Selbstüberschätzung des Menschen, Vergötzung von Rasse und Nation. In Lourdes konnten die Menschen von Anfang an angreiflich schauen, dass es nicht auf menschliche Größe ankommt, sondern auf den Gehorsam Gott gegenüber, vor dem es keine Unterschiede von Nationalität, Rasse und Volk gibt, sondern dass wir den Gott verehren, der alle in Christus zu einer großen Menschheitsfamilie vereinen und versöhnen will.“

Das war in Lourdes von frühester Zeit erlebbar, hob Bischof Rudolf hervor. Es gäbe eine wissenschaftliche Studie über die Bewegung der Lourdeswallfahrten im Kaiserreich und dann noch im Vorfeld des Ersten Weltkrieges, erläuterte der Regensburger Bischof. Gegenläufig zum überall wachsenden Nationalismus hätten die Lourdeswallfahrten zugenommen. Und wenn es der Krieg nicht technisch verunmöglicht hätte, wären auch viele deutsche Katholiken hier ins „feindliche“ Ausland zum Pilgern gekommen, in der tiefen Überzeugung, dass es auf der Basis des christlichen Glaubens eigentlich keine Fremden und keine Ausländer und schon gar keine Feinde geben kann, so der Bischof weiter: „Und so ist es für mich ein ganz besonderes Zeichen, dass schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Wallfahrten hierhin wieder begonnen haben und dass die Versöhnung, die hier erlebbar war, den politischen Versöhnungsbemühungen weit voraus war.“ Davon, so der Bischof, zeugten auch die etlichen Soldatenwallfahrten nach Lourdes. Ein großartiges Zeichen der Versöhnung. Und so der Bischof weiter: „Soldaten, die miteinander beten, werden so schnell nicht aufeinander schießen. Lourdes ist ein Ort, von dem Versöhnung ausgeht, wo Internationalität erlebbar ist, ein Gegengift zu falsch verstandenem Nationalismus.“

Maria ist die heile Schöpfung in Person

Gleichzeitig erinnerte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, dass der 1. September von Papst Franziskus zum Schöpfungstag erklärt wurde. Das habe zutiefst zu tun mit der Verehrung der Gottesmutter und mit dem Namen, mit dem die Gottesmutter sich hier Bernadette zu erkennen gegeben habe – der Unbefleckten Empfängnis. Die Orthodoxie habe das Kirchenjahr marianisch organisiert. Dort beginne das Kirchenjahr mit dem Fest der Geburt Mariens am 8. September und es schließe mit dem Fest der Aufnahme Marias in den Himmel am 15. August. Der 1. September sei genau acht Tage vor dem Fest der Geburt der Gottesmutter. Da die Heilsgeschichte die Schöpfung voraussetze, werde der 1. September als Tag der Schöpfung, als Tag der von Gott gut eingerichteten Schöpfung begangen. Ein Tag zur Erinnerung an uns, die Schöpfung zu bewahren und dankbar anzunehmen. In Verbindung mit der Gottesmutter Maria, der 8. September ist damit der Oktavtag des Schöpfungstages, könne man festhalten: „Maria ist die heile Schöpfung in Person. In Maria schauen wir, wie Gott den Menschen gewollt hat, in Maria können wir das Zeichen der Hoffnung schauen, dass Gott mit den Menschen nochmal einen neuen Anfang gewagt hat“, so Bischof Rudolf Voderholzer.

Text und Fotos: Jakob Schötz



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