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19. Dezember im Adventskalender der bayerischen Diözesen

Be-Herbergt werden

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Regensburg, 19. Dezember 2024

In unserem Adventskalender berichten Seelsorgerinnen und Seelsorger aus ganz Bayern über Erfahrungen, die sie während des Jahres gemacht und die schon einen Hauch von Advent und Weihnachten in sich getragen haben: heute mit Claudia Schäble, Abteilungsleitung Personal in der Diözese Eichstätt.

19. Dezember: Be-Herbergt werden

Seit einigen Jahren bin ich als Pilgerwegbegleiterin immer wieder mit Menschen unterwegs: auf der VIA NOVA oder auf dem Jakobsweg. Beim Unterwegssein merke ich oft, dass vieles, was im Alltag einfach mitgetragen und ausgehalten wird, zur Sprache kommt. Wie von selbst fangen die Lippen an zu reden, wenn die Füße sich auf den Weg machen. Im Gehen, im Unterwegssein, wenn man anderen Menschen begegnet, kann man nicht nur wunderbar miteinander schweigen, sondern ebenso fabelhaft von dem sprechen, was einem in den Sinn kommt oder auf dem Herzen liegt.

In ganz besonderer Form habe ich dies vor wenigen Wochen wieder einmal auf der VIA NOVA erfahren, als wir uns in einer Runde mit vielen anderen Pilgerwegbegleitern und -begleiterinnen in Österreich auf den Weg gemacht hatten: Der Tag war eisigkalt und neblig. Wir waren bereits einige Stunden unterwegs. Für den Abschluss des Tages war eine kleine Station bei einem Biobauern und seiner Frau vereinbart.

Endlich kamen wir auf diesem Hof an – es war der Hof einer Mehrgenerationenfamilie. Die Oma saß auf der Bank und hatte sich mit Bluse, Rock und Jacke fein herausgeputzt – wahrscheinlich für uns. Die Kinder und Enkelkinder waren im Hof unterwegs und der Biobauer und seine Frau begannen zu erzählen: Zunächst von der Geschichte ihres Hofes, die sich aber sehr eng mit dem Leben und Schicksal der Familie verwob: Durch den tragischen Tod ihres Sohnes wurde ihnen klar: Jetzt müssen wir etwas Neues beginnen! Und so begannen sie in all ihrer Trauer und mit all ihrem Schmerz, die traditionelle Landwirtschaft auf Biolandwirtschaft umzustellen.

Tief berührt von so viel Offenheit und Ehrlichkeit standen wir im Hof und lauschten den Erzählungen, in denen zwei Menschen sich ganz für uns öffneten und ihr Leben mit Höhen und Tiefen mit uns teilten. Schließlich luden sie uns noch ein, mit in ihre Wohnküche zu kommen. Dort duftete schon der heiße Punsch. Auf dem großen Esstisch standen kleine Leckerbissen – liebevoll für uns vorbereitet. Die Gastfreundschaft und herzliche Willkommensgeste der beiden beeindruckte uns sehr – immerhin waren wir 23 Männer und Frauen, die sie – ohne uns zu kennen – ins Herzstück ihres Hauses einluden.

Beeindruckt und schweigend gingen wir nach einigen Stunden aufgewärmt die restlichen Kilometer zurück zu unserer Pension. Wir fühlten uns alle reich beschenkt von zwei Menschen, die sich für uns Zeit genommen, uns aus ihrem Leben erzählt und uns liebevoll beherbergt hatten. Menschen, die die Hoffnung trotz des schweren Schicksalsschlages nicht aufgegeben hatten – adventliche Menschen mit offenen Türen und Herzen!

Text: Claudia Schäble

Foto: privat

(SSC)



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