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Wolfsindis: Festtag im Markt Reisbach

Was es mit der Vilstal-Heiligen auf sich hat

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Regensburg, 1. September 2023.

Am 2. September ist der Gedenktag der heiligen Wolfsindis. Doch in den Kalendern wird der Name wohl eher nicht zu finden sein. Denn vermutlich nirgends sonst als in der Gegend um Reisbach in Niederbayern ist Wolfsindis bekannt. Hier wird sie als Heilige Niederbayerns und Schutzpatronin des Marktes Reisbach und des Vilstals verehrt.

Jungfrau und Märtyrerin

Die Legende um Wolfsindis führt weit zurück in die Geschichte des Vilstals. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einem Totenkalender aus dem Jahr 739. In der Schenkungsurkunde, nach der Reisbach dem Kloster Wessobrunn übergeben wurde, ist zu lesen, dass hier die heilige Jungfrau und Märtyrerin Wolfsindis begraben liegt. Ihre Familie hatte sich in der Zeit der Völkerwanderung auf Schloss Warth in der Nähe von Reisbach niedergelassen. Im „Landboten“ aus dem Jahr 1843 beschreibt Weihbischof Ignaz von Streber, ein gebürtiger Reisbacher, die Legende um die Vilstal-Heilige.

Grausamer Tod

„In dieser Burg, so geht die Sage, hausten in grauer Vorzeit Grafen, deren Namen unbekannt, deren Sitz aber frühzeitig die Warter eingenommen. An den morschen Stamm des Heidentums war noch kaum die Axt gelegt, aber zu den Ohren des Burgfräuleins Wolfsindis war die Kunde gedrungen und in ihrem frommen Sinn hatte die Botschaft freudigen Anklang gefunden. Doch die Veränderung, die im Innern der Jungfrau vorgegangen, blieb dem heidnischen Vater nicht verborgen. Dem neuen Glauben sollte sie entsagen, der so viele Beseligung in ihr Herz gegossen, zu dem Götzendienst zurückkehren, der ihr zum Abscheu geworden. Menschenfurcht hatte sie verabscheuen gelernt, aber zum ersten Male war sie ihrem Vater ungehorsam. Dieser ließ die zarte Jungfrau von einem wilden Pferd heranschleppen in das Tal, und an einem Hügel, einige hunderte Schritte von Reisbach entfernt, musste sie den Tod einer Märtyrerin sterben.“

Wundersame Quelle

Eine andere Legende erzählt, Wolfsindis sei von einem Freier zu Tode geschleift worden, weil sie ihre Jungfräulichkeit verteidigt hätte. Doch immer wird von der frischen Quelle berichtet, die auf wundersame Weise an ihrem Sterbeort sprudelte. In der ersten Zeit wurde das Wasser vornehmlich Fieberkranken zur Linderung gebracht, was ihr den Namen Fieberbrünnlein einbrachte. Später wendeten es die Menschen bei Augenleiden an – und bis heute wird dem Wolfsindiswasser eine besondere Heilwirkung bei Augenerkrankungen zugeschrieben.

Die Wallfahrt entsteht

Nach ihrem Märtyrertod begrub man Wolfsindis auf einem kleinen Hügel bei Reisbach. Heute steht an dieser Stelle die Pfarrkirche des Marktes. Über dem Sterbeort der Heiligen wurde später eine Kapelle erbaut und im Lauf der Zeit kamen immer mehr Wallfahrer zu dem Kirchlein. Allein im Jahr 1762 sind im Mirakelbuch in sechs Monaten an die 130 Berichte über wundersame Heilungen aufgezeichnet. Und bis heute bringen die Menschen Votivtafeln oder Kerzen in die Wolfsindiskapelle.

Beliebter Vorname

So fremd der Name heute klingen mag, nachdem die Kapelle errichtet worden war wurde Wolfsindis in der Reisbacher Gegend zum beliebten Vornamen. So taufte nach Angaben der Pfarrei in der Zeit zwischen 1820 bis 1856 der damalige Pfarrer Johann Eggerl 44 Mädchen auf den Namen Wolfsindis, von 1857 bis 1878 lag die Zahl bei 19, und unter Pfarrer Georg Falk wurde der Name 51 Mal ins Taufregister eingetragen. Aber nicht nur in Reisbach, auch in den benachbarten Pfarreien gab es in diesem Zeitraum etwa 100 Mädchen, die den Namen Wolfsindis erhielten. Heute ist der ungewöhnliche Name allerdings auch im Vilstal selten geworden.

Beten und feiern

Als Todes- und Gedenktag der Heiligen gilt seit alter Zeit der 2. September. Seit 1753 wird der Festtag in Reisbach jeweils am 1. Sonntag im September feierlich begangen. Nach einem festlichen Gottesdienst ziehen die Reisbacher am Nachmittag um 14 Uhr in einer großen Prozession betend zur Wolfsindiskapelle, wo im Freien eine Andacht abgehalten wird. Danach geht es zurück in den Ort. Den Abschluss des Festtages feiern alle gemeinsam beim traditionellen Pfarrfest.

Text: Judith Kumpfmüller

Wolfsindis' Martyrium, Bild in der Kapelle in Reisbach

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