Wer will gute Tage sehen? - Zum Gedenktag des hl. Benedikt von Nursia
Eigentlich wollte er das alles gar nicht. Ein Leben als Einsiedler war das Ziel des heiligen Benedikts - nur wurde daraus zum Glück nichts. Benedikt von Nursia gilt heute als Vater des abendländischen Mönchtums. Am Übergang von Antike und Mittelalter um das Jahr 480 geboren, studierte der Heilige in Rom, ging dann jedoch zu einer Gemeinschaft von Asketen. Das war ihm noch nicht streng genug, daher lebte er drei Jahre lang als Einsiedler. Einige Mönche wählten ihn zu ihrem Oberhaupt, waren mit seiner Lebensweise aber so unzufrieden, dass sie ihn zu vergiften suchten. Das Attentat misslang, Benedikt zog sich wieder zurück.
Leben unter der Regel
Bald scharten sich Schüler um den heiligen Mann. Im italienischen Montecassino gründete er das erste Benediktinerkloster. Wo Mönche zusammenleben, brauchen sie eine Regel. Benedikt machte sich ans Werk: Die Regel des heiligen Benedikt (RB) geht in Teilen auf ältere Quellen zurück. Sie klärt ganz grundsätzliche Fragen: Was ist ein Mönch? Wie soll sein Leben aussehen? Zudem müssen aber auch eher alltägliche Fragen der Mönche geklärt werden: Wann wird gemeinsam gebetet? Wie sieht dieses Gebet dann aus? Wer übernimmt welche Aufgaben innerhalb des Konvents, der Gemeinschaft der Mönche?
Diese Regel ist mittlerweile etwa 1500 Jahre alt. Eine lange Zeit. Dabei unterscheidet sich die Zeit Benedikts in vielem von der heutigen Welt. Viele Fragen aber sind die gleichen. Im 6. Jahrhundert bricht die Gesellschaft zusammen. Die alten Strukturen funktionieren nicht mehr. Gleichzeitig wollen aber Werte und Wissen tradiert werden. So werden Benediktinerklöster über Jahrhunderte hinweg zu den Orten, an denen Wissen gesammelt, studiert und weitergegeben wird. Auch heute stellt sich die Frage, wie die überlieferten Werte am besten weitergegeben werden können. Wie kann Glaube im 21. Jahrhundert überzeugend gelebt und vorgelebt werden?
10 Tipps
Benedikts Klosterregel - die "Benediktsregel" - bietet Antworten. Obwohl sie für Mönche geschrieben wurde, hat sie auch viele Ratschläge für ein gelingendes christlichen Leben der Weltchristen parat. Die Regel wendet sich an Menschen, die das Leben lieben und gute Tage sehen wollen (RB Prolog 15). Wer will das nicht? Hier zehn Ratschläge des heiligen Benedikts für heute:
Tipp 1: Christus den ersten Platz im Leben einräumen
Den ersten Platz im Leben eines Christen sollte Jesus einnehmen. "Christus sollen sie überhaupt nichts vorziehen", schreibt Benedikt (RB 72,11) Er führt zum ewigen Leben. Daher soll auch der Gottesdienst für die Mönche absolut im Mittelpunkt stehen: "Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden." (RB 43,4)
Tipp 2: Den Tag durch das Gebet rahmen
Das Gebet hat für Benedikt eine überragende Bedeutung. Die Mönche sollen sowohl gemeinsam, als auch für sich im Gebet verharren. Dieses Gespräch mit Gott soll alle Schritte des Lebens begleiten: "Wenn du etwas Gutes beginnst, bestürme Gott beharrlich im Gebet, er möge es vollenden." (RB Prolog 4)
Tipp 3: Bibel lesen!
Für Christen ist die Bibel das Wort Gottes. In ihr hören wir ihn selbst. Die Lektüre der Bibel ist für die Benediktsregel wichtig. Immer - ganz besonders aber in der Fastenzeit:"In diesen Tagen der Fastenzeit erhält jeder einen Band der Bibel, den er von Anfang bis Ende lesen soll." (RB 48,15) Die ganze Bibel einmal durchlesen - einen Versuch ist es wert!
Tipp 4: Im Nächsten Christus sehen
Den Bedürftigen sollen die Mönche begegnen, als wären jene Christus selbst: "Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen: man soll ihnen so dienen, als wären sie wirklich Christus." (RB 36,1) Dasselbe gilt auch für Gäste, die als Fremde ins Kloster kommen. "Allen Gästen begegne man bei der Begrüßung und beim Abschied in tiefer Demut: man verneige sich, werfe sich ganz zu Boden und verehre so in ihnen Christus, der in Wahrheit aufgenommen wird", schreibt der heilige Benedikt (RB 53,6-7). Gelegenheit für ein Gedankenexperiment: Wem begegnen wir nicht nur freundlich oder wohlwollend, sondern so, als wäre es der Herr selbst?
Tipp 5: Hör zu!
Die berühmtesten Worte der Benediktsregel sind wohl gleich die ersten: "Höre mein Sohn..." (RB Prolog 1). Auf was der Sohn hören soll? Auf Gott und sein Wort. Das gilt für den Mönch wie für jeden Christ.
Tipp 6: Versöhnung suchen
Streit kommt in jeder Familie, jeder Beziehung und jeder Freundschaft vor. Wieso also nicht auch bei Mönchen? Benedikt weiß das. Aber er will, dass die Versöhnung unverzüglich gesucht wird: "Bei einem Streit mit jemandem noch vor Untergang der Sonne in den Frieden zurückkehren." (RB 4,73) Nicht bei der nächsten Begegnung. Nicht am nächsten Tag. Noch vor Sonnenuntergang.
Tipp 7: Schwächen ertragen
Jeder Mensch hat Schwächen, auch man selbst. Schwächen am Charakter, körperliche Gebrechen. Benedikts Rat: Gelassenheit. "Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie in unerschöpflicher Geduld ertragen", heißt es in der Regel (RB 72,4-5).
Tipp 8: Wenigstens ein gutes Wort!
In der Regel handelt ein eigenes Kapitel über den Cellerar. Dieser Mönch ist für die Güter der Gemeinschaft zuständig. Er verwaltet das gemeinsame Gut. Dabei ist er auch verantwortlich, den Brüdern bestimmte Gegenstände zuzuweisen. Nicht jeder Wunsch kann erfüllt werden - ist im Leben ja oft so. Wenn man einmal nichts geben kann, sollte man aber den Ratschlag von Benedikt beherzigen: "Kann er einem Bruder nichts geben, dann schenke er ihm wenigstens ein gutes Wort." (RB 31,13) Ein gutes Wort - das sollte man immer haben.
Tipp 9: Sorgfältiger Umgang
Wenn viele Männer zusammenleben, können schon mal Sachen kaputtgehen. Die eher armen Klöster, für die Benedikt seine Regel schreibt, können sich das nicht immer leisten. Daher schreibt der heilige Abt: "Alle Geräte und den ganzen Besitz des Klosters betrachte er als heiliges Altargerät." (RB 31,10) Gemeint ist wieder der Cellerar, der Klosterverwalter. Auch dieser Ratschlag kann im Leben nützlich sein. Nicht nur, weil man sich Geld spart, sondern auch Respekt vor der Schöpfung Gottes übt.
Tipp 10: Nur nicht übertreiben
Alles kann man übertreiben. Genuss wie Arbeit, Faulenzen wie Gebet. Benedikt beweist die ganze Regel hindurch einen so realistischen wie liebevollen Blick für die kleinen und großen Schwächen seiner Mitbrüdern. Er rät: Nicht übertreiben. Man soll das rechte Maß finden und halten. "Denn nichts steht so im Gegensatz zu einem Christen wie Unmäßigkeit." (RB 39,8)
Die Kirche gedenkt des hl. Benedikts von Nursia am 11. Juli.
Die Benediktsregel ist in mehreren Übersetzungen erhältlich. Die Zitate dieses Artikels stammen aus der <link https: eos-verlag.de de_de die-regel-des-heiligen-benedikt _blank external-link-new-window>Ausgabe der Salzburger Äbtekonferenz.