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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Evangelium für alle

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Regensburg, 18. Mai 2024

Die Lesung für morgen, den Sonntag in des Pfingstfestes, kommt aus der Apostelgeschichte. Sie steht im zweiten Kapitel, dort sind es die Verse 1 bis 11. Es geht um die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Jünger, und sie verkünden von Stund an die großen Taten des Herrn in den Muttersprachen derer, die ihnen zuhörten. Das macht die Menschen zunächst fassungslos, aber es ist der Baustein in der Heilsgeschichte, der letztlich das Werk Jesu auf Erden volllendet und auf Dauer sichtbar sein lässt. 

Pfingsten – Apostelgeschichte 2,1 11

1Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. 2Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; und auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. 4Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. 5In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. 7Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? 8Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, 10von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, 11Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“

Nachdem am Pfingsttag der Heilige Geist auf die Jünger niederkam, wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden. Sie reden nicht einfach irgendetwas – man hört „sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“ Es geht beim Pfingstgeschehen nicht einfach um das Wunder, dass einfache Männer aus Galiläa plötzlich fremde Sprachen sprechen; es geh vielmehr gerade darum, dass ihre Botschaft von „Gottes großen Taten“ für alle Welt hörbar und verständlich wird.

Ausführlich werden aus diesem Grund die einzelnen anwesenden Völker beschrieben. Wenn wir die Liste der Parther bis zu den Arabern einmal in heutige Geographie übersetzen, heißt das: Die Rede der Jünger wird für Menschen hörbar aus dem Iran, aus Syrien und dem Irak, aus Israel und der Türkei, aus Ägypten und aus Libyen, aus Italien, aus Griechenland und von der arabischen Halbinsel. Oder, anders gesagt: Menschen aus der ganzen damals bekannten Welt. An dieser Auflistung, die die Apostelgeschichte vornimmt, fällt jedoch noch etwas anderes auf. Zunächst werden immer bestimmte Regionen und Völker genannt; die angesprochenen Menschen werden über ihre Herkunft und Nationalität definiert. Dann aber schwenkt die Aufzählung um: Auch „Juden und Proselyten“ hören das Wort. Diese beide Gruppen werden nicht mehr durch ihre geographische Herkunft definiert, sondern über ihre Religionen: Das Wort der Jünger hören die Juden und die „Proselyten“, Heiden also, die dem Judentum nahestanden und konvertierten.

Daran anschließend kehrt die Apostelgeschichte wieder zur Geographie zurück und nennt nun nochmals „Kreter und Araber“. An diesem abschließenden Beispiel fällt zweierlei auf: Benannt sich Menschen von der Insel Kreta sowie vom Festland in Arabien. Einmal mehr wird die ganze Welt in Bezug genommen, vom Meer bis an das Festland. Und: Genannt sind Menschen – aus israelischer Perspektive – aus dem Westen in Kreta und aus dem Osten in Arabien. Vielleicht dürfen wir hier an den Propheten Jesaja denken, der weissagte, dass man „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt.“ (Jes 45,6). Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang – vom Osten also bis zum Westen, von der arabischen Halbinsel bis nach Kreta.

Der Heilige Geist bewirkt es, dass die Botschaft der Apostel allen Völkern zugänglich wird. Das Evangelium ist hörbar und verstehbar für Menschen aus allen Ecken der Enden, von Ost bis West, für Angehörige aller Religionen. Durch die Kraft des Geistes verbreitet sich das Evangelium. Dieser Geist jedoch braucht noch immer Menschen, die „Gottes große Taten verkünden.“ Er schenkt das Verstehen und Begreifen, ersetzt aber nicht unseren eigenen Einsatz für das Wort. Das ist unsere Berufung als Christen: Wir müssen von Gottes großen Taten sprechen. Das wahre Verständnis freilich schenkt ein anderer.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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