ANTONIA MESINA: Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen
Antonia Mesina lebte in Orgosolo auf der Insel Sardinien, die zu Italien gehört. Sie wurde am 21. Juni 1919 geboren und starb schon am 17. Mai 1935 in einem Wald nahe ihrer Heimatstadt. Ein brutaler Vergewaltigungsversuch war der Grund für ihren Märtyrertod.
Das Mädchen Antonia war eine Tochter aus armlichem Elternhaus. Sie war Mitglied der Jungschar ihrer Pfarrei. Als sie zum Holzsammeln im Wald war, versuchte der 21-jährige Dorfbewohner Ignazio Catgiu, sie zu vergewaltigen. Sie wehrte sich heftig, und deswegen tötete sie der Angreifer mit entsetzlicher Grausamkeit. Sie erlitt 74 Steinschläge, wie die Autopsie ergeben sollte, der letzte Schlag mit einem großen Stein spaltete ihren Schädel und entstellte ihr Gesicht.
Der Mörder Ignazio Catgiu wurde verhaftet und 1937 zum Tode verurteilt, die Urteilsvollstreckung durch Erschießung erfolgte acht Wochen darauf. An der Stelle im Wald, an der Antonia ermordet wurde, wurde eine Kapelle errichtet. Sie wurde auf dem Friedhof in Orgosole bestattet, ihr Grab ist erhalten.
Anlässlich der Seliogsprechung wurden Antonias Gebeine in die Krypta der Pfarrkirche neben ihrem Geburtshaus übertragen. Ein von Kamaldulensern geführtes, Antonia geweihtes Familienzentrum mit großer Wallfahrtskirche, das auch unser Bild zeigt, wurde unweit ihres Geburtsortes Orgosolo errrichtet. Die Einrichtung wurde inzwischen allerdings aufgegeben und ist nun Privatbesitz. Papst Johannes Paul II. sprach Antonia am 4. Oktober 1987 selig.
„Seit ihrer Kindheit – es waren die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg – erfuhr Antonia die Härte ihres Landes und die Großzügigkeit ihres Volkes; von den Eltern, ihrer Lehrerin und dem Pfarrer geführt, öffnete sie sich mutig den Werten des Lebens und des Glaubens; besonders in der Schule der Mädchenjugend der katholischen Aktion pflanzte sie die menschlichen und christlichen Wurzeln ihres Wunsches nach Reinheit und Hingabe“, sagte Papst Johannes Paul II. bei Antonias Seligsprechung. Der Papst bringt den Vordbildcharakter der Heiligen für die Kirche zum Ausdruck. Antonia Mesina sei das Beispiel „eines reifen Glaubens, frei von Kompromissen, bewusst der menschlichen und christlichen Würde der Person; wie ein Gesang der Hoffnung für die kommenden Generationen, die der Geist weiter zur Radikalität des Evangeliums ruft.“
Kein Einzelschicksal
Antonia Mesina wird als eine Selige der Jungfräulichkeit verehrt – lieber gab sie das Leben als die Jungfräulichkeit. Sie teilt ihr Schicksal mit anderen Heiligen der Kirche. So etwa mit Maria Goretti: Auch sie stammte aus einer armen italienischen Familie und wurde im Alter von nur elf Jahren überfallen. Ihr Peiniger wollte sie vergewaltigen, Maria aber weigerte sich und wurde so schwer verletzt, dass sie nur kurz später starb – nicht, ohne dem Täter noch vergeben zu haben. 1946 starb im Bistum Regensburg nahe Vohenstrauß die junge Margareta Bodensteiner. Auch sie sollte vergewaltig werden und starb dabei. Erzbischof Michael Buchberger bezeichnete sie als „bayerische Maria Goretti“. Für die Kirche hat die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen eine große Bedeutung. Die bewusst gelebte Jungfräulichkeit soll ein Hinweis auf die größere Realität Gottes sein. Sie bringt zum Ausdruck: Diese Welt ist nicht alles. „Die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen ist eine Entfaltung der Taufgnade, ein mächtiges Zeichen des Vorrangs der Verbindung mit Christus“, schreibt der Katechismus der Katholischen Kirchen (KKK 1619).
Titelfoto © Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon: Antonia Mesina, Familienzentrum in Orgosolo auf Sardinien, Italien