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Trauerakt der Stadt Regensburg für ihren Ehrenbürger

Großer Botschafter für unsere Stadt

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Regensburg, 11. Januar 2023.

„Er war Regensburgs Papst.“ Das hat Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer während des Trauerakts der Stadt für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. gesagt. Sie erinnerte daran, dass viele Menschen in der Stadt den Hochschullehrer, Kardinal und späteren Papst persönlich kannten. „Wir trauern um den verstorbenen Ehrenbürger“, erklärte die Oberbürgermeisterin weiter.

Außerdem sprachen Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und Prof. Dr. Udo Hebel, Rektor der Universität Regensburg, über Joseph Ratzinger / Papst Benedikt. Der Trauerakt fand in aller Würde und Pietät im Reichstagssaal statt. Zahlreiche prominente Personen waren gekommen, darunter der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker.

Der Kardinal wiederholt zu Gast

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer erinnerte an die sehr zahlreichen Bezüge Joseph Ratzingers zu Regensburg. Wiederholt war der Kardinal zu Gast. Am Ort selbst, von dem aus die Oberbürgermeisterin sprach, hatte auch Kardinal Ratzinger 1995 eine Festrede gehalten. In besonders warmherzigen Bildern beschrieb sie den Papstbesuch im Jahr 2006, der dann auch der Anlass für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde sein sollte: „Sie alle wollten ihren Papst sehen.“ Papst Benedikt sei, so gab Frau Maltz-Schwarzfischer die Einschätzung, „ein großer Botschafter für unsere Stadt“ gewesen. Sie dankte für die Begegnungen „mit unserer Stadt und den Menschen“. Auch der Amtsverzicht des Papstes 2013 habe sie „sehr beeindruckt“, erklärte die Oberbürgermeisterin, die bei der Gelegenheit außerdem Bischof Dr. Rudolf Voderholzer für die Krippenführung in Roms Kirchen dankte, die dieser vor wenigen Tagen dort gegeben hatte.

Bischof Voderholzer sprach über den silbernen Schlüssel und den goldenen Schlüssel im Wappen des Heiligen Stuhls, das jedem Papstwappen zugrunde liegt und das das Bildwort von den Schlüsseln (im Plural) aufnimmt. Im Heiligen Jahr 2000 hatte Kardinal Joseph Ratzinger in einer Predigt vor einer Pilgergruppe aus Trier dieses Detail des Papstwappens gedeutet. Der silberne Schlüssel stehe für die Erkenntnis und damit für die Lehrvollmacht des Papstes, für seine Aufgabe, die Heilige Schrift „aufzuschließen“, den Glauben der Kirche zu deuten, in der Predigt und in den vielen anderen Medien der Verkündigung. Der goldene Schlüssel stehe aber für die Liebe, die Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat und durch seine Liebe befähigt, selbst liebende Menschen zu werden. „Die Liebe wird uns zugewendet vor allem in den Sakramenten der Kirche.“ Die beiden Schlüssel stünden somit in der Deutung Joseph Ratzingers einerseits für die Lehrvollmacht, andererseits für das Hirten- und Priesteramt, das dem Papst als Nachfolger Petri anvertraut ist.

Der Mozart der Theologie

Bischof Voderholzer nannte den Jahrhunderttheologen den „Mozart der Theologie“: „Papst Benedikt war ein Mann des Wortes.“ Der Kölner Erzbischof Joseph Frings war so beeindruckt von ihm, dass er Ratzinger zu seinem Konzils-Berater erwählte. Er wurde zu einem der einflussreichsten Theologen des Konzils. Mit Joseph Ratzinger sei der letzte der maßgeblichen Konzilstheologen und damit auch der authentischen Interpreten gestorben. Benedikt XVI. war demnach einer der größten Prediger auf dem Stuhl Petri. Man werde seinen Namen künftig zusammen mit den beiden „Großen“ Leo I. und Gregor I. nennen.

Netz von Eucharistie-Gemeinschaften

Der goldene Schlüssel, sagte Kardinal Ratzinger in seiner Predigt 2000, stehe für die Liebe. „Deus caritas est“, Gott ist die Liebe, mit diesen Worten beginne die programmatische Antrittsenzyklika vom Weihnachtsfest 2005. Diese Liebe Gottes sei in Jesus Christus konkret.  Die Liebe Gottes, die in Jesus Christus ein Gesicht, einen Namen, ein menschliches Herz bekommen hat, werde dem Menschen in den Sakramenten der Kirche zugewandt. „Vorsitz in der Liebe“ (also in der Eucharistie), dieser schon von Ignatius von Antiochien (gest. vor 117) auf die Kirche von Rom angewandte Titel bezeuge die Kirche als Netz von Eucharistie-Gemeinschaften, in der der eine Leib Christi gegenwärtig wird. Als erster Priester sei der Papst beauftragt und bevollmächtigt, den Schatz der göttlichen Liebe aufzuschließen und den Gläubigen zuzuwenden. Auch die Kirchenmusik bewirke die Darstellung und Vermittlung der Liebe Gottes in der Liturgie.

Vielleicht berühmteste Vorlesung

Rektor Prof. Dr. Udo Hebel erinnerte daran, dass Joseph Ratzinger 1969 bereits als „hochrenommierter Wissenschaftler“ an die Universität Regensburg kam. Besonders war in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass Prof. Joseph Ratzinger über die Universität hinaus zu kommunizieren verstand. Und in seinem „Testament“, kürzlich an die Öffentlichkeit gegeben, ging der Papa em. auch ausführlich auf die Wissenschaft ein. Die „Regensburger Vorlesung“ aus dem Jahr 2006 nannte Rektor Hebel die „vielleicht berühmteste und umstrittenste Vorlesung“ der Universität Regensburg.

Prof. Dr. Veit Neumann

 

 



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