Rückblick auf das Jahr 2024: Domdekan und Staatliches Bauamt öffnen Westportal der Dominikanerkirche St. Blasius
„Ort des Gebetes und der Kultur“
Regensburg, 27. Dezember 2024
In den kommenden Tagen wollen wir Ihnen die wichtigsten Ereignisse aus dem zu Ende gehenden Jahr 2024 in Erinnerung rufen. Alle diese Highlights finden Sie auf der entsprechenden Themenseite. Ein besonderer Meilenstein war die Wiedereröffnung der Dominikanerkirche St. Blasius nach dem Abschluss mehrjähriger Sanierungsmaßnahmen. Domdekan Dr. Josef Ammer und Christian Brunner vom Staatlichen Bauamt öffneten im April 2024 feierlich das Westportal des Gotteshauses:
Die Dominikanerkirche St. Blasius wurde in den vergangenen sieben Jahren instandgesetzt. Der Freistaat Bayern investierte 9,7 Mio. Euro in die Sanierung und Sicherung der historischen Bausubstanz.Im Laufe der Jahrhunderte sind gravierende statische Mängel am Kirchenbau entstanden. Die Instandsetzungsmaßnahme umfasste die konstruktive Sanierung des Dachtragwerks und der Gewölbe sowie Arbeiten an der Fassade. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden auch Teile des Innenraums und der Raumschale saniert, berichtete Christian Brunner, der nach der Eröffnung mit seinem Kollegen vom Staatlichen Bauamt, Erhard Winklmann, durch das sanierte Gotteshaus führte.
„Ort des Gebetes und der Kultur, des Geistlichen und des Geistigen“
„Als Domkapitel des Bistums Regensburg, das seit über 60 Jahren aufgrund einer vertraglichen Regelung mit dem Freistaat Bayern diesen Kulturort weiterhin auch als das, was er seit Jahrhunderten war und ist, nämlich Kirche und Gotteshaus, nutzen darf, sind wir allen Verantwortlichen wirklich sehr dankbar, dass sie durch die rechtzeitige Renovierung der Bausubstanz dafür Sorge getragen haben, dass dieses altehrwürdige Gebäude eine gute Zukunft hat und weiterhin als Ort des Gebetes und der Kultur, des Geistlichen und des Geistigen – so wie es von den Dominikanern bis 1802 gepflegt wurde – zur Verfügung steht“, betonte Domdekan Dr. Josef Ammer, der qua Amt Administrator der Dominikanerkirche ist.
Was die gottesdienstliche Verwendung angeht, so werde, laut Ammer, die Marianische Männerkongregation aufgrund ihrer alten Rechte die Kirche wieder als Kongregationskirche für ihre Hauptfeste und monatlichen Treffen nutzen. Auch die St. Marienschulen werden an ihre gewohnten Schulgottesdienste anknüpfen. Das Domkapitel habe aber auch der Katholischen Hochschulgemeinde angeboten, in dieser Kirche eine im Herzen der Stadt gelegene neue Heimat zu finden. Und auch die Veranstalter von „Nightfever“, ein besonderes Gottesdienstangebot – gestaltet von jungen Leuten, haben zugesagt, künftig neben dem Dom auch die Dominikanerkirche, auf deren Vorplätzen wie dem Bismarckplatz sich im Sommer das Leben der Stadt abspielt, in ihre religiösen Angebote für alle einzubeziehen, berichtete der Domdekan. Der erhabene Kirchenraum werde aber auch weiterhin für kulturelle und Konzertveranstaltungen, wie z.B. durch Tage Alter Musik, genutzt werden können. Und er werde als jahrhundertealtes sehenswertes Kulturdenkmal interessierten Besuchern und Gästen in der Stadt zu Besichtigungen offenstehen, die über Domplatz 5 organisiert werden.
„Als Domdekan und vertragsgemäßer Administrator dieser Kirche möchte ich namens des Domkapitels dem Freistaat Bayern und besonders den für diese Instandsetzungsmaßnahmen Verantwortlichen aufrichtig für alles danken, was in den letzten Jahren an dieser Stelle geleistet wurde, um diese bald 800 Jahre alte Kirche als ein Kulturgut für die Zukunft zu erhalten. Und ich möchte die Öffentlichkeit einladen, auch weiterhin die hier angebotenen geistlichen und geistvollen Veranstaltungen aufzusuchen und diesen Ort mit Leben zu erfüllen.“, so Dr. Josef Ammer abschließend.
Die Sanierungsmaßnahme
Die Instandsetzung der im Eigentum des Freistaats befindlichen Dominikanerkirche Regensburg wurde seit April 2017 in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, unter Beteiligung einer Vielzahl von Fachplanern, als große Baumaßnahme durchgeführt. Sie umfasste die Bereiche Dach- und Gewölbesanierung, Fassadensanierung sowie die Ertüchtigung der Raumschale.
Domdekan Dr. Josef Ammer und Christian Brunner vom Staatlichen Bauamt öffneten feierlich das Westportal.
Dach- und Gewölbesanierung
Im Zuge der Maßnahme wurden die Dachstühle fachgerecht saniert. Durch Ergänzen fehlender, maroder Dachstuhlelemente vornehmlich im Auflagerbereich erfolgte eine zimmermannsmäßige und querschnittsgleiche Sanierung des Dachstuhles. Geschädigte, vorhandene Mauerschwellen wurden in Teilbereichen ausgebessert, fehlende durch neue Mauerschwellen aus Eichenholz ergänzt. In Anlehnung an die historischen Verschlauderungen zwischen Dachkonstruktion, Zerrbalkenebene und aufgehendem Mauerwerk wurden elastisch federnde Stahlträger zur anteiligen Aufnahme horizontaler Kräfte eingebaut. Durch kraftschlüssige Dreiecke aus Stahlprofilen und Zugstangen in den Seitenschiffen – jeweils in den Gewölbekämpferachsen – sollen die statischen Probleme des Wegknickens der Obergadenwände künftig verhindert werden. Beim Dachreiter wurden die Mauerlatten aus Eichenholz und die Dachhaut erneuert, sowie das Turmkreuz restauriert.
Tragende Elemente des Dachstuhls wurden mit Stahlzargen stabilisiert.
Fassadensanierung
Die Westfassade dominiert das große Mittelschifffenster, sechsteilig mit reichem Maßwerk. Das Westportal ist mit einer großen Rundbogenblende überfangen. Der Bogen ist mit ungewöhnlichen Dreipassketten verziert. In einer Nische im Bogenfeld steht die Steinskulptur des Hl. Dominikus um 1410/20. Der Dachreiter (Turm) bezeichnet das Ende des Chores und den Beginn des Langhauses. Die durchgeführte Fassadensanierung beinhaltet die Restaurierung der Kirchenfenster, die Instandsetzung des Fassadenputzes als Teilerneuerung sowie die Sanierung und Reinigung der Natursteinelemente. Dabei wurde das gesamte Spektrum der Steinrestaurierung – vom Setzen von Vierungen, über die Anwendung von Steinergänzungsmaterialien bis hin zum Austausch einzelner Natursteinzierelemente der Kirchenfenster – zum Einsatz gebracht. Ebenso wurden schadhafte Steinquader erneuert, Risse verpresst und Fugen neu angelegt.
Die Dominikanerkirche St. Blasius
Der Orden der Dominikaner wurde 1217 vom Hl. Dominikus als Gemeinschaft von Predigern gegründet. Mit dem Bau der Dominikanerkirche St. Blasius wurde vermutlich um 1246 begonnen. In den Jahren 1383/84 wurde die Kirche nach ca. 150-jähriger Bauzeit fertig gestellt. Sie gehört zu den größten und bedeutendsten Kirchen des Ordens in Deutschland und ist eine dreischiffige, kreuzrippengewölbte Basilika ohne Querhaus mit einem Dreiapsidenabschluss. Kirche und Klostergebäude gingen im Jahr 1956 aus dem Besitz des Erzbischöflichen Instituts St. Paul an den Freistaat Bayern über. Ein Nutzungsvertrag vom 15.02.1960, zwischen dem Freistaat Bayern und dem Bistum Regensburg, regelt das uneingeschränkte Nutzungsrecht des Domkapitels für dieses hochrangige Einzeldenkmal.
Text und Bild: Jakob Schötz
(jas)
Dem historischen Dachstuhl galt ein Hauptaugenmerk der komplexen Sanierungsmaßnahme.
Weitere Infos
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Sehen Sie sich auch gerne den Videorundgang durch St. Blasius an.