Regensburg, 28. Dezember 2024
Der Text für den kommenden Sonntag handelt von der Liebe Gottes, die uns geschenkt ist. Gleich mehrfach passt dieser Text zur Zeit des Kirchenjahres, in der wir uns befinden. Einerseits blicken wir auf die heilige Familie, denn in der Geburt Christi wird die große Gnade Gottes ganz Mensch unter den Menschen. Doch diese Gnade wird uns auch bleiben, wenn wir nur Gottes Gebote halten.
Fest der Heiligen Familie C – Erster Johannesbrief 3,1 – 2 und 21 – 24
„Schwestern und Brüder! 1Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Deshalb erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. 2Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. 21Geliebte, wenn das Herz uns aber nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht; 22und alles, was wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt. 23Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat. 24Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat.“
Diese Worte des Ersten Johannesbriefes stellen ein großes Ideal auf. Das Gebot Gottes lautet: „Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat.“ Wenn wir diese Gebote halten, bleiben wir in Gott und Gott bleibt in uns. Nun wissen wir aber, dass keiner von uns bei allem Bemühen immer die Gebote Gottes hält. Wir scheitern in der geforderten Liebe – täglich, immer wieder. Die Forderung ist groß; sie zu erfüllen schwer.
Das passt auf den ersten Blick zum Fest der Heiligen Familie. Auch deren Ideal muss uns doch unerreichbar erscheinen – oder wer von uns könnte behaupten, er lebe derart in Liebe und Eintracht, wie es uns die kirchliche Tradition von der Heiligen Familie berichtet? Wer könnte diese Vollkommenheit erreichen?
Beides sollte uns nicht grämen. Die Kirche sieht in der Familie eine „Kirche im Kleinen“; ein ganz kleines Abbild davon, wie Kirche sein soll. Familien sind gemeinsam auf einem Glaubensweg, der vielleicht nicht immer einfach ist. Familien leben gegenseitige Liebe und Geborgenheit – in aller menschlichen Unvollkommenheit. Sie sind ein Ort, an dem Glaube gelebt und weitergegeben wird. Kurzum: Die Kirche soll sein wie eine Familie. Der Erste Johannesbrief kann uns alle daher auch als „Kinder Gottes“ bezeichnen und so bewusst einen Begriff aus der Familiensprache verwenden. Wir alle sind Kinder Gottes und daher doch Geschwister, „Schwestern und Brüder“, wie die Kirche am Beginn der Brieflesungen aus dem Neuen Testament immer wieder betont.
„Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat.“ Das ist die Grundausrichtung einer christlichen Familie und das muss auch die Grundausrichtung der Kirche sein. Familien sind Lernorte des Glaubens. Sie dürfen sich dazu an der Heiligen Familie orientieren. Das Vorbild ist groß, ja – und es ist wohl unerreichbar für uns alle. Wir scheitern, wir brechen die Gebote, wir bleiben in der Liebe hinter unseren Möglichkeiten zurück. Doch wir sind auf einem Weg und dürfen immer wieder neu auf die Heilige Familie schauen, auf ihr Vorbild, auf ihre Liebe. Und wie die Heilige Familie dürfen auch wir Christus in unserer Mitte wissen. Er richtet uns in allem Scheitern auf; immer wieder aufs Neue.
Text: Benedikt Bögle
(sig)