News Bild Kirchen aus unserem Bistum: Zum Heiligen Kreuz in Bruckdorf

Kirchen aus unserem Bistum: Zum Heiligen Kreuz in Bruckdorf

Vom Papst aus der Ferne geweiht

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Regensburg, 30. November 2024

Eine kleine Kirche rühmt sich einer großen Geschichte. Sie überstand aus diesem Grund sogar die Säkularisation, nachdem sie alle Kriege überlebt hatte, und wird bis heute unverändert als Ort der geistlichen Einkehr geliebt, geschätzt und genutzt. Im September 2022 feierte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das Jubiläumsfest der Weihe der Bruckdorfer Kirche mit einer Freiluftmesse.

Jüngst forderte Papst Franziskus die Geschichte der Kirche aufmerksam zu studieren. Wie sich zeigt, sind es nicht nur die großen Ereignisse der Kirchengeschichte, die beeindrucken können. Vieles ereignet sich im Kleinen weit entfernt von den großen Metropolen. Dass dies nichts weniger beeindruckend sein kann, zeigt die Geschichte der Heilig-Kreuz-Kirche in Bruckdorf. Der Kirchort Bruckdorf ist ein Ortsteil von Sinzing, einer Gemeinde, die westlich an die Bistumsstadt Regensburg grenzt. Im Westen des Ortskerns von Sinzing findet sich Bruckdorf, ein kleines langgezogenes Dorf entlang der Schwarzen Laber, einem Nebenfluss der Donau. Im Dorf steht eine weiß getünchte Kirche, deren Turm von der Landstraße aus so gerade eben zu sehen ist. Dieses kleine Kirchlein hat eine große Geschichte, denn niemand geringeres als Papst Leo IX. (*1002, †1054) hat die Kirche geweiht. Der Papst befand sich 1052 in Regensburg und reiste von dort nach Bamberg.

„Traditio est capellam in Pruckhdorf angelos ex praedicatione Leonis IX.,
qui a nobili dominoloci in transitu pro consecratione requisitus fuerat,
consecrasse."

Den Regensburger Geschichtsschreibern Christoph Hoffmann und Laurentius Hochwart, die beide im 16. Jahrhundert gewirkt haben, verdanken wir die überlieferte Geschichte der Weihe durch den Papst in oben zitiertem lateinischen Satz, demzufolge es überliefert sei, dass die Kapelle in Bruckdorf von den Engeln aus der Predigt Leos IX geweiht wurde, nachdem diese Weihe vom Herrn des Ortes erbeten worden war. Diese wunderbare Weihe, die legendarisch überliefert wurde, begründete den Ruhm dieser kleinen Kirche und machte sie zu einer beliebten Stätte der Kreuzverehrung im Tal der Schwarzen Laber.

Dem Wunder dieser besonderen Weihe ist es zuzuschreiben, dass die Bruckdorfer Kirche die Stürme der Säkularisation als Sakralbau überlebt hat. Seit dem 12. Jahrhundert hatte die Kirche zum Kloster Prüfening gehört. Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Auch die kleine Bruckdorfer Heilig-Kreuz-Kirche wurde profaniert und an einen Privatmann verkauft. Es war ein Bauer aus der Nachbarschaft, der selber ein Interesse am Erhalt der Kirche hatte. Er zeigte sich bereit, die Kirche auf eigene Kosten zu unterhalten, wenn dort mehrmals jährlich Gottesdienste gefeiert werden könnten.

Dem persönlichen Einsatz des letzten Abtes von Prüfening, Rupert Kornmann, ist es zu verdanken, dass die Kirche endgültig erhalten blieb. Sie wurde auf seine Intervention hin im Jahr 1817 vom bayerischen Staat als erhaltenswertes Geschichtsdenkmal zurückgekauft und resakralisiert. Heute ist die Kirche zum Heiligen Kreuz ein Kirchort der Pfarrei Sinzing. Eigentümer ist jedoch nicht die dortige Kirchenstiftung, sondern der bayerische Staat, dem auch die Baulast obliegt. Eine umfassende Geschichte der Kirche findet sich in den "Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg". Dort hat der Kelheimer Heimatforscher Dieter Schwaiger in einem längeren Aufsatz die „Resakralisierung und künstlerische Neuausstattung der Kirche nach der Säkularisation“ beschrieben. Was in diesem Artikel nur als Übersicht wiedergegeben kann, findet sich dort sehr ausführlich. Ein Link zu dem Aufsatz findet sich unter diesem Artikel.

Die Kirche wie sie heute in Bruckdorf steht, ist das Ergebnis der Erneuerung nach dem Rückkauf der Kirche durch den bayrischen Staat. Am 18.9.1815 so weist es die Urkunde des bayrischen Finanzministeriums aus, erfolgte die Anordnung des Königs, die Kirche von Bruckdorf zurückzukaufen und die Profanierung aufzuheben. Die Kirche sollte „für ewige Zeiten auf Kosten der Staatskasse" erhalten werden.

Die heutige Innenausstattung wird dominiert von einem Altarensemble aus eine Hochaltar mit Kreuzigungsgruppe und zwei Seitenaltären auf denen einigen Quellen zu Folge Heinrich und Kunigunde stehen. Andere Quellen sehen in den beiden Heiligen Konstantin und Helena, die in einer engen Verbindung zum Heiligen Kreuz stehen. Kaiserin Helena ist im 4. Jahrhundert nach Jerusalem gereist und hat dort um 325 bei von ihr veranlassten Grabungen das Heilige Kreuz aufgefunden. Das Fest Kreuzerhöhung geht auf Kaiser Konstantin zurück. Die drei Altäre sind in der heutigen Form die Folge mehrerer Umbauten. Zahlreiche Arbeiten stammen vom Regensburger Barockbildhauer Simon Sorg (1719-1792). Der heutige Hochaltar in der Bruckdorfer Kirche hat eine Reihe von Veränderungen durchlaufen. Der Altar mit dem Tabernakel und vier Heiligenbüsten wurde noch vom Prüfeninger Abt Martin Pronath (1781-1790) angeschafft. Nach der Resakralisierung der Kirche verblieb der Hochaltar vor Ort. Die von Simon Sorg angefertigte Kreuzigungsgruppe gelangte spätestens um die Mitte des 19. Jahrhundert auf den Altar. 1878 wurde der Altaraufbau erneuert und durch Teile von einem alten Altar der Regensburger Schottenkirche ersetzt. Die ursprünglichen vier Heiligenbüsten, die auf dem Altar standen, befinden sich heute an der Rückwand der Bruckdorfer Kirche. Diese werden in die Zeit der Anschaffung des Altars (1781-1790) datiert.

An der linken Seitenwand der Kirche befindet sich eine barocke Kanzel mit Muschelschnitzereien. Diese wird dem Prüfeninger Bildhauer Anton Pfeffer zugeschrieben und stammt ursprünglich aus der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Pielenhofen, die 1818 abgebrochen wurde. Noch 1817 war die Anschaffung einer Kanzel von der Staatsregierung abgelehnt worden. Die gebrauchte Kanzel war eine günstige Gelegenheit, die wie der Pielendorfer Pfarrer sagte, für ihren Preis fast geschenkt war. Akten über die Anschaffung der Kanzel liegen offensichtlich nicht vor. Erstmals erwähnt wird sie in der Kirchenbeschreibung von 1856.

Die Decke der Bruckdorfer Heilig-Kreuz-Kirche ziert ein Gemälde, das die wundersame Weihe der Kirche durch Papst Leo IX. zeigt. Dieses Deckengemälde entstand im Rahmen einer Renovierung um 1940. Zwölf Jahre später im Jahr 1952 feierte die Gemeinde die 900-Jahr-Feier der Weihe der Kirche. Aus diesen Anlass stiftete Pater Emmeram von Thurn und Taxis aus Prüfening einen Gedenkstein, der die Erinnerung an die Legende von den wunderbaren Umständen der Weihe der Bruckdorf er Kirche lebendig erhält. Der Stein trägt die folgende Inschrift: „Von hier weihte Papst Leo IX. am 8. Okt. 1052 die Kirche in Bruckdorf". Vor etwas mehr als zwei Jahren beging die Gemeinde mit einer festlichen Messe unter freiem Himmel die 970-Jahr-Feier der Weihe mit Bischof Rudolf Voderholzer.

Text: Peter Winnemöller

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