Regensburg, 6. März 2025
„Auf die Würde. Fertig. Los!“, lautet das Leitwort der diesjährigen Fastenaktion von Misereor. Das katholische Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit lädt unter diesem Motto dazu ein, sich gemeinsam mit Misereor-Projektpartnerinnen und -partnern für die Wahrung der Menschenwürde und ein erträglicheres Leben von ausgegrenzten und benachteiligten Menschen im Umfeld von Teeplantagen in Sri Lanka einzusetzen. Gleichzeitig dürfte der Fokus auf die aktuellen weltpolitischen Verschiebungen gerichtet sein. Denn auch die drastischen Kürzungen von Entwicklungsgeldern durch die Trump-Administration in den USA bedrohen die Menschenwürde massiv.
Die Fastenaktion, bei der zwischen Aschermittwoch und Ostern um Spenden für die Arbeit von Misereor gebeten wird, dient auch der Selbstreflexion: Was trägt mich? Wie kann ich die Fastenzeit zur persönlichen Umkehr und zum Engagement nutzen? Was können wir teilen?
Misereor eröffnet seine Fastenaktion am Sonntag, 9. März, um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Antonius in Essen-Frohnhausen im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes. Die Veranstaltung wird live im ARD-Fernsehen übertragen. In der Fastenzeit wird Misereor, das in 83 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik mit Partnerorganisationen zusammenarbeitet, über seine Projektarbeit informieren und um Spenden bitten. Mit Leben gefüllt wird die Fastenaktion von Gruppen in Pfarreien, Schulen und Verbänden sowie mit Bildungs-, Lobby- und Advocacy-Arbeit und ideenreichen Spendenaktionen. Partnerinnen und Partner aus Sri Lanka werden zu Gast sein und bundesweit über ihre Aktivitäten zugunsten der Hochlandtamilinnen und -tamilen informieren. Am 6. April, dem 5. Fastensonntag, werden dann in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Arbeit von Misereor Spenden gesammelt.
Harte Arbeit, beengte Wohnungen
Mit der Fastenaktion 2025 richtet Misereor den Blick auf die schwierige Situation von Hochlandtamilinnen und -tamilen in Sri Lanka. Diese bilden eine ethnische Gruppe, die aus den Nachfahren jener Arbeiterinnen und Arbeiter besteht, die im 19. und 20. Jahrhundert im Zuge der britischen Kolonialherrschaft aus Indien nach Sri Lanka geholt wurden, um zunächst Kaffee und später Tee zu ernten. Viele leben in kleinen, beengten Wohnungen auf den Plantagen. Die Bezahlung als Teepflücker und -pflückerinnen ist schlecht, die Arbeitsbedingungen sind hart, und es fehlen Möglichkeiten, ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Außerdem mangelt es an politischer Teilhabe, der Zugang zu staatlichen Sozialleistungen ist stark erschwert, sauberes Trinkwasser, Gesundheitsversorgung und sanitäre Einrichtungen fehlen vielerorts.
Gemeinsam handeln
Misereor-Hauptgeschäftsführer Andreas Frick bringt den Geist der Fastenaktion wie folgt auf den Punkt: „Bei den vielfältigen Aktionen und Initiativen, die zur Fastenaktion von Misereor dazugehören, lassen wir uns berühren von den Schicksalen der Menschen. Wir sammeln Geld und schaffen Bewusstsein, nicht nur für die Hochland-Tamilinnen und -tamilen in Sri Lanka, sondern für viele Menschen in schwierigen Situationen auf der ganzen Welt.“ Fasten bedeute auch fragen, worauf es im eigenen Leben ankommt. „Und in der Fastenaktion finden wir Antworten und handeln gemeinsam. Gegen globale Ungerechtigkeit und die Zerstörung der Schöpfung. Mit Aktionen, Spenden und unserer politischen Stimme.“
Evanjalina Sampathawaduge, Projektleiterin bei der Caritas Sri Lanka-SEDEC, einer Partnerorganisation von Misereor, dankt für die Unterstützung der Arbeit zugunsten der Hochlandtamilinnen und -tamilen. Mit verschiedenen Programmen setze sich die Caritas dafür ein, die Lebensbedingungen im Umfeld der Teeplantagen nachhaltig zu verbessern und den Menschen vor Ort neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Diese würden etwa darin gestärkt, sich für ihre eigenen Rechte wirksamer zu engagieren zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen und mehr für Bildung und Gesundheit zu investieren.
Weit über die Bistumsgrenzen hinaus
Sebastian Neugebauer, Leiter der Abteilung Weltkirche und Mission im Bistum Essen, betont die besondere Verbindung seiner Diözese zu Tamilinnen und Tamilen, die seit Beginn des Bürgerkriegs in Sri Lanka in den 1980er Jahren insbesondere im Ruhrgebiet leben. So findet hier seit Ende der 1980er Jahre regelmäßig eine große Wallfahrt von Tamilinnen und Tamilen nach Kevelaer statt. Gleichzeitig sei man weit über die Grenzen des Bistums und Deutschlands aktiv: „Wir fühlen uns als Teil der Weltkirche auch für Menschen in anderen Teilen der Welt verantwortlich und setzen uns für ein globales Bewusstsein ein in dem Sinne, dass sich die Menschen in unserem Bistum als Teil einer gemeinsamen Menschheitsfamilie sehen und damit auch Verantwortung übernehmen für mehr weltweite Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.“ Entsprechend dieser Grundhaltung setze man sich zum Beispiel für einen ökologisch-fairen Lebensstil ein und ermögliche über den Freiwilligendienst „Weltwärts“ jungen Menschen Verständigung und Austausch zwischen Völkern und Kulturen.
Text: Misereor
(to)