Regensburg, 19. März 2023
Namenstage waren in Altbayern früher wichtiger als Geburtstage. Ein besonders beliebter Namenspatron war der heilige Josef. Fast in jedem Haushalt gab es Josefs, Beppis, Sepperl oder Josefas und Josefinen.
Und nicht nur für sie war es ein schwerer Schlag, als 1968 der Josefitag als gesetzlicher Feiertag in Bayern gänzlich abgeschafft wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt war der 19. März zumindest noch ein halber Feiertag, und die Kinder hatten an diesem Tag schulfrei.
Patron der Arbeiter
Der Überlieferung nach entstammte Josef dem königlichen Davisgeschlecht. Seit dem 10. Jahrhundert gilt der 19. März als Gedenktag des Heiligen. Seine Verehrung begann allerdings erst viel später. Der Feiertag selbst geht zurück auf die Habsburger. Nachdem Kaiser Ferdinand II. 1620 mit einem Josefs-Bild in die Schlacht gegen die pfälzisch-böhmische Armee gezogen war und am Weißen Berg den Sieg errang, erklärten die Habsburger den heiligen Josef zu ihrem Hauspatron und den 19. März zum Feiertag. Im Jahr 1676 wurde Josef zum Hauptpatron des römischen Reiches und Papst Pius IX. ernannte ihn 1870 zum Schutzheiligen der ganzen Kirche. Papst Pius XI. machte den Zimmermann aus Nazareth 1937 zum Patron aller, die gegen den Kommunismus kämpfen und Pius der XII. führte schließlich 1955 das Fest „Heiliger Josef der Arbeiter“ am 1. Mai ein.
Festtag der Landbevölkerung
Während sich dieser Feiertag mit Maibaumaufstellen und Maitanz nie als Gedenktag durchsetzen konnte, stand der Josefitag, also der Namenstag am 19. März, bei der Landbevölkerung rot im Kalender. Sogar gegen die Nazis, die 1934 per Reichsgesetz zahlreiche christliche Feiertage abschaffen wollten, konnte sich der Heilige durchsetzen. Josefi wurde weiterhin mit Arbeitsruhe, „auch für Dienstboten, Polen und Kriegsgefangene“ gefeiert.
Lange Zeit hatte der Heilige einen wichtigen Platz im bayerischen Brauchtum. An Josefi wurden die Josefi-Küchel verteilt, die jungen Mädchen bekamen Josefi-Kränze als Zeichen der Jungfräulichkeit und Ehepaare steckten sich die Josefiringe an, die sie vor „Versuchungen“ bewahren sollten. Nicht zu vergessen die Josefi-Feiern und Josefi-Märkte, die allerorten abgehalten wurden.
Josefi-Menü von 1868
In einem handgeschrieben Kochbuch der Pfarrersköchin Karoline Biller aus Grafenau ist die Speisefolge eines opulenten Menüs am Josefitag 1869 dokumentiert. Daran lässt sich erkennen, welche Bedeutung diesem Tag beigemessen wurde.
1. Schühsuppe mit Mauracherl
2. Spanfackl mit Senf und Oraschn
3. Eingemachte Zung mit Butterbögen
4. Rindfleisch mit gelben Rüben und Monatredig
5. Blaukraut mit greicherter Zung
6. Auerhahn mit Kapern und Hagebuttensouce und Glaskrapfen
7. Bießquittbuding mit Weinschott
8. Kapaunen mit Zelleren grünen Salat und gelbe Rüben
9. Rahmschnee mit Fingerhollippen
10. Aufgesetzte Torte und verschiedenes Konfekt
11. Wein und Kaffee
Wie die Aufstellung erkennen lässt, waren hier wohl wirklich ausdauernde Esser gefordert.
„Wenn’s erst einmal Josefi ist …
so endet auch der Winter gewiss“, so lautet eine alte Bauernregel – oder auch „Ist ´s am Josefstage schön, wird ein gutes Jahr man sehn“. Bei den Bauern galt der Josefitag als wichtiger Lostag für das Wetter. Zu Josefi sollte der Hafer gebaut sein, von nun an ging man wieder ohne Licht in den Stall.
Wiederbelebte Märkte
Heute ist der Josefitag zwar kein Feiertag mehr, doch in den vergangenen Jahren gewann er langsam wieder einen Platz in den Herzen der Bevölkerung zurück. Zu verdanken ist das auch den zahlreichen Josefimärkten, die in den vergangenen Jahren in Altbayern wiederbelebt wurden. Lange war diese Zeit der Märkte vorbei. So auch in Wiesent, im Landkreis Regensburg. Doch vor 19 Jahren haben sich die Wiesenter entschlossen, den traditionellen Markt wieder aufleben zu lassen. Heute hat er sich zu einem der größten Josefimärkte der Oberpfalz entwickelt.
Tausende von Besuchern aus nah und fern genießen das Markttreiben rund um das imposante Schloss. Über 100 Aussteller und Fieranten bieten dort heute ihre Waren an, im Schloss zeigen Hobbykünstler ihre Werke, in „lebenden Werkstätten“ kann man Korbflechter und Klöpplerinnen bei ihrer Arbeit beobachten oder beim Drechseln, Wasserschleifen, Skulpturen sägen, Schauschmieden und Stoffdrucken zuschauen. Am Dorfplatz sind Tische und Bänke aufgebaut, hier kann man die verschiedensten Schmankerl probieren. Dazu gibt’s viel Musik und ein buntes Rahmenprogramm. Eröffnet wird der Markt um 10.30 Uhr mit der Begrüßung der Marktbeschicker und einem Musikalischen Frühschoppen mit Blasmusik.
Josef ist jeder gern
Wie gesagt, im Jahr 1968 ist der Josefitag als gesetzlicher Feiertag im Freistaat abgeschafft worden. Doch es ist noch nicht alles verloren. Einige Unentwegte kämpfen für die Wiedereinsetzung des Josefstages als anerkannten Feiertag. Es sind die Mitglieder der Königlich-Bayerischen-Josefspartei, die ihren Stammsitz im schwäbischen Aichach hat. Und für die weltweit mehr als 6000 Parteimitglieder gilt: „In einer schweren Zeit, in der Gewalt und Unrecht immer mehr die Macht ergreifen, haben sich aufrechte, g’standene und verantwortungsbewusste bayerische Bürger zusammengefunden, um alte Sitten, alten Brauch und alte Feiertage zu pflegen.“ Jedes Parteimitglied darf seinen Vornamen um ein „Josef“ erweitern. Ausgeschlossen wird nur, wer den Josefitag nicht feiert. Denn das Motto der Josefspartei lautet: „Ob Inder oder Friese – Josef ist jeder gern“.
Text: Judith Kumpfmüller