Bild BERNADETTE SOUBIROUS: Die Muttergottes erschien ihr in Lourdes

BERNADETTE SOUBIROUS: Die Muttergottes erschien ihr in Lourdes

  • 16.
    April
    2035

Sie wurde nur 35 Jahre alt und gehört doch zu den eindrücklichsten Heiligen des 19. und 20. Jahrhunderts: Bernadette Soubirous, deren Geschichte auf immer verknüpft sein wird mit einem der wichtigsten europäischen Wallfahrtsort der Marienverehrung - Lourdes. Denn sie war es, der die Jungfrau Maria dort in einer Grotte erschien. Bis heute finden schwer erkrankte Menschen Hoffnung, Trost und auch Heilung an dem Ort, den die Muttergottes ihnen durch die heilige Bernadette zeigte.

Hartes Leben

Schaut man auf das Leben der Heiligen Bernadette, so war es kein leichtes. Geboren wurde sie am 7. Januar 1844 in Lourdes als Tochter eines Müllers. Sie war die Älteste von insgesamt neun Geschwistern, von denen fünf sehr jung starben. Die Familie hatte in den folgenden Jahren zunehmend finanzielle Probleme durch die Industrialisierung. Es folgen Arbeitslosigkeit, Wohnungsverlust, Ausgrenzung und Verachtung. Zudem hat Bernadette als Folge einer Choleraerkrankung schweres Asthma. Wie ihre Eltern konnte sie weder lesen noch schreiben. Der Vater musste sich als Tagelöhner verdingen, oft hatte er keine Arbeit. Die Familie wohnte schließlich in einer ehemaligen Gefängniszimmer, Eltern und Kinder teilten sich einen kargen Raum. Hoffnung auf ein besseres Leben war nicht in Sicht.

Die Erscheinungen beginnen

Am 11. Februar 1858 begann das große Wunder. Während Bernadette Holz sammelte, um ein wenig Geld für Brot zu verdienen, erschien ihr zum ersten Mal in einer Felsgrotte eine weibliche Gestalt in einer goldschimmernden Wolke. „Sie trug ein weißes Kleid, das mit einer blauen Schärpe gegürtet war. Auf jedem Fuß hatte sie eine gelbe Rose von der gleichen Farbe wie ihr Rosenkranz“, sollte Bernadette später berichten. Die Dame sagte nichts, lächelt nur. „Zugleich begann ich den Rosenkranz zu beten, indessen auch die Dame die Perlen gleiten ließ, aber ohne die Lippen zu bewegen. Als ich mit dem Rosenkranz fertig war, verschwand die Erscheinung sofort.“ In den darauffolgenden fünf Monaten hatte Bernadette Soubirous noch neun weitere Erscheinungen. Mal redete die geheimnisvolle Frau, mal nicht.

Eine Quelle entspringt

Von großer Bedeutung ist ihre neunte Begegnung. Zu dem Zeitpunkt sind schon über 350 Schaulustige mit anwesend, denn die Neuigkeit über die Erscheinungen ist schon weit über die Grenzen Frankreichs gedrungen. Keiner der Anwesenden sieht die „schöne weiße Dame“, wie Bernadette sie nennt, nur sie selbst. An diesem Tag bietet sich dem Publikum ein merkwürdiges Schauspiel. Auf den Knien gräbt Bernadette ein Loch in den Boden, bis sich dort schlammiges Wasser bildet. Sie trinkt das Wasser und reibt sich damit ein. Dann nimmt sie eine Handvoll Gras und isst es. Als Bernadette schließlich wieder aufsteht und alle ihr verschmiertes Gesicht sehen, erschrecken sie und erklären sie für verrückt. Bernadette wird später erzählen: „Sie sagte mir: Trinken Sie aus der Quelle und waschen Sie sich darin. Essen Sie von den Kräutern, die dort wachsen. Weil ich kein Wasser sehen konnte, ging ich zum Gave. Aber sie gab mir Zeichen und deutete mir mit dem Finger, unter den Felsen zu gehen. Ich begann zu graben und fand etwas Wasser wie eine Pfütze – so wenig, dass ich es mit Mühe in die hohle Hand nehmen konnte. Dreimal schüttete ich es weg, weil es so schmutzig war. Beim vierten Mal konnte ich davon trinken“. Und hier beginnt das eigentliche Mysterium. Denn an der Stelle entspringt eine besondere Quelle – bis zum heutigen Tag wurden viele Kranke geheilt, nachdem sie im Glauben an Gott von diesem Wasser tranken oder sich damit wuschen.

„Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“

Die kirchlichen und weltlichen Behörden sehen diese Erscheinungen, die am 16. Juli 1858 enden, zunächst sehr kritisch und versuchen, die Menschenaufläufe zu verhindern. Es gibt viele Befragungen, einige mit dem damaligen Bischof von Taures, Bertrand-Sévère Laurence: „Dich Gras essen zu lassen, ist ja wohl kaum ein Einfall, der der Muttergottes würdig ist.“ Aber das Mädchen bleibt standhaft bei allen Verhören. Zum Bischof sagt sie nur: „Salat essen wir doch auch!“. Erst nach einiger Zeit glauben immer mehr Priester und Bischöfe dem Mädchen. Einer davon ist ihr Dorfpfarrer, Dominique Peyramale. Er fordert Bernadette auf, die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen. Als Antwort bekommt er „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“ – ein theologischer Terminus, der erst kurz zuvor vom Papst dogmatisiert worden war. Das hatte das einfache Mädchen nicht wissen können.  

Die Schwestern der Nächstenliebe

Nach der Zeit der Erscheinungen wird Bernadette im Hospiz von Lourdes als Internatsschülerin bei den Schwestern der Nächstenliebe von Nevers aufgenommen, wo sie einige Jahre später als Novizin anfängt. Als die Oberin sie eines Tages fragt, ob sie niemals Hochmut empfinde, weil ihr die Mutter Gottes so viele Gnaden erwiesen hat, antwortet sie: „Was denken Sie von mir? Meinen Sie, ich wüsste nicht, dass mich die Muttergottes gerade deshalb ausgewählt hat, weil ich die Einfältigste bin? Wenn sie eine Einfältigere als mich gefunden hätte, hätte sie die genommen.“

Am 16. April 1879, mit gerade einmal 35 Jahren, stirbt Bernadette an den Folgen einer Knochentuberkulose. Sie wird am 8. Dezember 1933 heiliggesprochen. Bis heute ist Lourdes einer der größten Wallfahrtsorte der Welt. Jahr für Jahr reisen etwa sechs Millionen Menschen in das kleine Pyrenäenstädtchen, darunter zehntausende Kranke und Menschen mit Behinderung. Auch heute geschehen dort noch wundersame Heilungen und das Wunder in Lourdes bleibt bestehen.