Regensburg, 3. Januar 2025
Noch heute ziehen in Altbayern viele Familien am Abend des 5. Januar mit Weihrauch durch das Haus, um Segen für Heim und Herd, für Mensch und Tier zu erbitten.
Während es heute fertige Päckchen mit Weihrauch, Kohle und Kreide zu kaufen gibt, hatte früher jeder seine eigene „Räuchermischung“ aus den verschiedensten Kräutern. Da legte man auf die Weihrauchkörner oft einige Palmkätzchen aus dem geweihten Palmbuschen vom Vorjahr, Kräuter aus dem Kräuterbuschen von Mariä Himmelfahrt und – je nach Region – noch einige besondere Kräuter, die seit alter Zeit das Böse vertreiben sollten.
Geweihte Herren
Als besonders wirkungsvoll galt früher, wenn zur Dreikönigsweihe der Pfarrherr oder gar ein Ordensherr ins Haus kamen – am besten ein Kapuziner- oder Franziskanerpater. Man war überzeugt, je mehr Weihe da zusammenkam, desto wirkungsvoller sei das Räuchern: ein geweihter Herr, geweihte Utensilien, eine gesegnete Nacht und viele Gebete – das musste im Volksglauben gleich mehrfach helfen. Auch das Dreikönigswasser wurde in manchen Familien zur Sicherheit gleich aus drei verschiedenen Kirchen geholt und zusammengemischt – ebenfalls in der Hoffnung auf quasi dreifache Wirkung. Aus dem geweihten Dreikönigssalz und -wasser kneteten die Bauern einen dann doppelt geweihten Salzstein, von dem das ganze Jahr über bei Bedarf ein paar Bröckchen abgeschabt wurden, die bei Krankheiten von Vieh und Mensch helfen sollten.
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Dass es drei Könige waren, die dem Stern bis zum Stall in Bethlehem gefolgt sind, ist in der Heiligen Schrift nicht erwähnt. Lediglich der Evangelist Matthäus berichtet in seiner Erzählung von der Geburt Christi von Magiern, die einen Stern gesehen haben und ihm bis zum Geburtsort Christi gefolgt sind. Die Zahl drei wurde auch aus den Geschenken abgeleitet, die sie dem Jesuskind brachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Später wurden aus den Magiern die drei Könige, die im Lauf der Zeit die Namen Caspar, Melchior und Balthasar bekamen. Die Verehrung der Heiligen Drei Könige begann aber erst im 12. Jahrhundert, als ihre Reliquien als Geschenk Kaiser Barbarossas von Mailand nach Köln kamen. Im Jahr 1904 wurde ein Teil der Reliquien vom Erzbistum Köln wieder an Mailand zurückgegeben.
Dreikönigsspiele und Umzüge
Seit Jahrhunderten gehörte das Dreikönigssingen zu den beliebtesten Bräuchen im Kirchenjahr. Bereits in frühchristlicher Zeit wurde die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland in den Klöstern und Kirchen nachgespielt. Später verlegte man das Dreikönigsspiel mit großen Umzügen und farbenprächtigem Pomp auf öffentliche Plätze. In der Reformation wurde dieser „Unfug“ schließlich verboten. Übrig blieben die Sternsinger, die bis heute mit Kronen aus Goldpapier und einem Stern auf einer langen Stange von Haus zu Haus ziehen.
Knödel für die Könige
Das wohl erste Patrozinium des Jahres und damit Kirchweih feiert Friedersried jedes Jahr am 6. Januar. Denn die dortige Kirche ist sowohl den Heiligen Drei Königen als auch dem Evangelisten Matthäus geweiht. Und deshalb wird in dem oberpfälzischen Dorf gleich zweimal Kirchweih gefeiert. Der Knödl-Kirta am Dreikönigstag und die Matthäus-Kirchweih Ende September. Der Knödl-Kirta geht auf eine Friedersrieder Legende zurück.
Die Heilige Drei Könige in der Oberpfalz
Es dürfte wohl kaum bekannt sein, dass die drei Weisen aus dem Morgenland auf ihrem Rückweg aus Bethlehem auch durch die Oberpfalz gereist sein sollen. Davon sind jedenfalls die Bewohner von Friedersried, einem Dorf in der Nähe von Cham, überzeugt. Hier kennt jeder die Geschichte: Vom Schwärzenberg kommend hätten die drei Könige am 6. Januar hier um die Mittagszeit hungrig und müde Rast gemacht. Und da die Friedersrieder ein gastfreundliches Völkchen waren, gaben sie ihnen als Wegzehrung Knödel mit. Nun gibt es ja in der Oberpfalz mehrere Arten von Knödel. Welche die Drei Heiligen Könige bekamen, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. So behaupten die jüngeren Hausfrauen, es habe sich um Reiberknödel gehandelt, während die älteren Friedersrieder Hefeknödel für die richtigen halten. Jedenfalls werden die noch heute am Dreikönigstag zu eingemachtem Obst gegessen.
Es muss allerdings erwähnt werden, dass es den Ort Friedersried vor über 2000 Jahren noch nicht gegeben hat. Und auch von den Heiligen Drei Königen wird erstmals im 11. Jahrhundert berichtet. Doch ihren Knödl-Kirta lassen sich die Friedersrieder trotz allem nicht nehmen.
Text: Judith Kumpfmüller