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Brauchtum in Ostbayern: Der Heilige Kastulus

Der Patron der Hallertau


Regensburg, 26. März 2025

Nicht nur als Namenspatron ist er heute fast gänzlich unbekannt: der heilige Kastulus. Dabei war der Patron der Hallertau früher vor allem dort hoch verehrt. Der heilige Kastulus, dessen Gedenktag am 26. März gefeiert wird, gilt als der Patron der Hirten, als Beschützer vor Feuer, Blitz und Wassergefahr und wurde in vielen Nöten angerufen. Doch besondere „Berühmtheit“ erlangte er dadurch, dass ihn die berüchtigten Hallertauer Rossdiebe zu ihrem Schutzpatron erkoren. 

Kastulus-Hymne

Sogar im Hallertauer Schimmellied, der heimlichen Hymne der Region, wird der Heilige besungen: „O heiliger Sankt Kastulus und unsre liabe Frau, und unsre liabe Frau; s werds uns woi´ kenna, san von da Holledau, Juche! Und vert, da san uns neune gwen und heuer sched mehr drei. De andern san beim Schimmistehln, Maria steh eah bei, Juche! Und z´Nandlstadt do steht a Galg´n, des is a Moastastuck, des is a Moastastuck und wer koa Holledauer is, der geht glei wieda zruck, Juche!" 

Stadtpatron von Moosburg

Der Heilige Kastulus, bayrisch Kastl, lebte im dritten Jahrhundert in Rom. Der Legende nach war er der Kämmerer des römischen Kaisers Diokletian. Nachdem er als Christ verraten worden war, wurde er lebendig in einer Grube begraben. Der Überlieferung nach soll er um das Jahr 286 gestorben sein und bereits im 7. Jahrhundert habe sich über der Todesstätte eine Kastulus-Kirche befunden.

Missionare der Hallertau

Nachdem die Gebeine des Heiligen zunächst in der oberitalienischen Stadt Pavia aufbewahrt worden waren, brachten sie Mönche zwischen 764 und 772 in das Benediktinerkloster in Moosburg bei Freising, wo man ihm zu Ehren das beeindruckende Kastulus-Münster erbaute. Jahrhundertelang galt irrtümlich das Jahr 827 als Datum der Überführung der Reliquie. Die Moosburger Mönche waren zuständig für die Missionierung der Hallertau. So wurde der heilige Kastulus zum Schutzpatron der Hallertau und zum Stadtpatron von Moosburg. 

Überführung nach Landshut

Schon bald entwickelte sich eine rege Wallfahrt, durch die auch die Entwicklung Moosburgs gefördert wurde. So gab es um das Jahr 1600 mehr als ein Dutzend Brauereinen in der Stadt mit nur rund 1000 Einwohnern. Es war nicht nur für das Kloster ein herber Verlust, als ein großer Teil der Kastulus-Reliquie im Jahr 1604 nach Landshut überführt wurde. Doch die tiefe Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Heiligen, wie sie über Jahrhunderte hinweg in Moosburg gewachsen war, konnte in der neuen Heimat leider nicht entstehen. Die Moosburger und die Hallertauer dagegen blieben ihrem Heiligen treu. Bis zur Säkularisation 1803 hat sich Wallfahrt erhalten. Und nach der Aufhebung des Wallfahrtsverbotes kamen zum 1000-jährigen Kastulus-Jubiläum im Jahr 1827 über 70 000 Gläubige nach Moosburg. 

 

Kastulus-Prämie

Noch heute findet alljährlich am ersten Sonntag im Juli eine feierliche Kastulus-Prozession statt. Dabei tragen traditionell die Kolpingsöhne einen Goldschrein mit den Reliquien des heiligen Kastulus durch die Straßen der Stadt. Seltener geworden ist allerdings der Vorname Kastulus, der in Moosburg und Umgebung früher durchaus gebräuchlich war. Zur Neubelebung der Tradition hatten Bürgermeister und Pfarrer sogar schon Prämien für jeden Täufling namens Kastulus ausgeschrieben.

Text: Judith Kumpfmüller 

Foto: © Wolfgang Hauke - stock.adobe.com

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