News Bild Brauchtum in Ostbayern: Ältestes „Narrenfest“ in Regensburg

Brauchtum in Ostbayern: Ältestes „Narrenfest“ in Regensburg

Der „unheilige“ Fasching


Regensburg, 14. Februar 2025

Bei „Faschingshochburgen“ denkt man nicht unbedingt an Niederbayern oder die Oberpfalz. Dabei muss man nicht nach Köln, Düsseldorf oder Mainz fahren, wenn man mal so richtig Fasching feiern möchte. Insgesamt 76 Faschingsgesellschaften mit über 10 000 Mitgliedern sorgen in Ostbayern für Stimmung. Allerdings wird der Fasching hier meist etwas anders gefeiert als in den rheinischen „Karnevalshochburgen“. Es gibt eine Fülle von Bräuchen, die zum Teil bis ins Mittelalter zurückgehen, und jede Region hat ihre eigenen Traditionen.

 

Der älteste Fasching Deutschlands

Doch so unglaublich es klingen mag, der Ursprung all dieser unterschiedlichen Faschingsaktivitäten liegt nicht etwa im Rheinland, sondern in der Hauptstadt der Oberpfalz – in Regensburg. In der alten Bischofsstadt ist ein „Narrenfest“ schon vor fast 800 Jahren schriftlich nachweisbar. Und zwar in einer päpstlichen Bulle, die dem damalige Regensburger Bischof im Jahr 1249 zugestellt wurde. Von höchster Stelle wird er darin aufgefordert, eine „Kurzweil der Schuljugend“ abzuschaffen.

 

Das alte Bischofsspiel

Der Benediktiner-Abt Wernher von Prüfening hatte sich zuvor bei der römischen Kurie über die Schüler der Regensburger Domschule beklagt. Diese würden beim sogenannten maskierten „Bischofsspiel“ allzu arg ihren Schabernack mit den Mönchen und Mitarbeitern des Klosters treiben. Bei diesem „Spiel“ wählten die „studierenden Jünglinge“ aus ihren Reihen einen „Bischof“ und zogen dann gemeinsam verkleidet und vermummt in der Stadt und im Kloster herum. In seiner Abhandlung „Das Kloster. Weltlich und Geistlich“ schreibt Johann Scheible 1847: „Es kam dahin, dass die Schüler Tore und Türen erbrachen, Leute misshandelten und das Vieh aus den Ställen wegführten.“

 

Tödliches Spiel

Trotz Anweisung aus Rom und dem bischöflichem Verbot ging das „Bischofsspiel“ bis in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts weiter. Im Jahre 1357 wird sogar der Regensburger Domherr Conrad von Praunau von einem Bürger bei diesem "Bischofsspiel" erstochen. Erst feierten nur die Ratsherren und Bürger, dann auch der Bischof oder der Abt von St. Emmeram, der Adel oder die Handwerker, Schüler oder Studenten. Und ab dem 17. Jahrhundert feierten auch die Gesandten des Immerwährenden Reichstags kräftig mit.

 

Vom Narrenfest zum Karneval

Schließlich war es dann vermutlich doch ein Rheinländer, der das Regensburger Narrenfest zum geordneten Karneval machte. Als 1802 der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Carl Theodor von Dalberg als Erzbischof nach Regensburg kam, brachte er vermutlich auch die Mainzer Karnevalsgepflogenheiten mit in die Domstadt. Und nur 46 Jahre später war es dann mit dem homöopathischen Arzt und Freidenker Dr. Carl Gerster wieder ein Sohn der Stadt Mainz, der in Regensburg die „Carnevalsgesellschaft Narragonia“ gründete, die damit die älteste Faschingsgesellschaft Bayerns ist. Seit 177 Jahren schwingt die Narragonia im Regensburger Fasching das Zepter und sorgt mit verschiedenen Veranstaltungen für Freude und Unterhaltung – darunter die Prunksitzung am 15. Februar in der RT-Halle in Regensburg.

Text: Judith Kumpfmüller

Foto: Narragonia Regensburg

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