Regensburg, 5. April 2024
Die Woche nach Ostern, die Osteroktav, war früher eine Festwoche – und damit arbeitsfrei. Der Sonntag nach Ostern zählt nicht mehr zur Oktav. Er trägt den liturgischen Namen „Dominica in albis – Herrentag in weißen Gewändern“ oder „Weißer Sonntag“. Nach dem Ende der Osteroktav begann für die Pfarrer früher eine anstrengende Zeit.
Die Osterbeichte
Noch bis in die 1960er Jahre war es in der Oberpfalz üblich, dass Pfarrer und Mesner nach Ostern in die Häuser gingen, um sich die Beweisstücke für die Osterbeichte vorlegen zu lassen. „Du sollst wenigstens einmal im Jahr deine Sünden beichten, und zwar zur österlichen Zeit“, verlangte das Kirchengebot. Der Beichtzettel als Beleg für die abgelegte Osterbeichte hat seinen Ursprung in der Zeit der Gegenreformation im 16. Jahrhundert. Da die Menschen damals nicht immer freiwillig zum katholischen Glauben zurückkehrten, suchte die Obrigkeit nach Möglichkeiten, die Einhaltung des Kirchengebots überprüfen zu können. Also bekamen die Gläubigen nach der Beichte in der Fasten- und Osterzeit von den Priestern ein Bildchen – erst mit lateinischem, ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit deutschem Text zum Nachweis der abgelegten Beichte.
Schwarze Schafe
Die Osterbeichtzeit begann am Aschermittwoch und wurde früher ganz genau genommen. Es waren besondere Beichtzeiten angesetzt: Für die Frauen und Jungfrauen, die Jünglinge und die Mannerleut und für Kinder und Jugendliche. Und obwohl oft auch auswärtige Pfarrer zum Beichthören da waren, gab es lange Schlangen vor den Beichtstühlen. Wer schließlich sein Sündenbündel abgelegt hatte, bekam als Beweisstück den Beichtzettel zugesteckt. Dabei gab es allerdings auch so manche schwarze „Schäflein“, die sich ihre Beichtzettel auf höchst illegale Weise beschafften. In manchen Gegenden soll es dabei zu einem regelrechten Schwarzhandel gekommen sein. Da hat der eine oder andere Mesner schon mal die Beichtzettel quasi „unter der Hand“ verkauft. Oder man ist einfach mehrmals zum Beichten gegangen und hat die restlichen Zettel dann für gutes Geld veräußert. Die Familienmitglieder lieferten die Zettel dann in der Regel bei der Hausfrau ab, die sie sorgfältig aufbewahrte.
Hausbesuche vom Pfarrer
War die österliche Zeit vorbei, verkündete der Pfarrer von der Kanzel, wann er in den einzelnen Häusern und Höfen zum Beichtzettelsammeln vorbeischauen werde. So konnte sich die Hausfrau darauf einrichten. Für den hohen Besuch wurde die Stube geputzt und alle Beichtzettel fein säuberlich auf dem Tisch ausgebreitet. Es mussten genauso viele sein, wie Erwachsene, Kommunionkinder und Dienstboten auf dem Hof waren. Für jeden Beichtzettel legte man noch ein Ei dazu, das der Mesner sorgfältig in die Kirm packte, damit sie dann von der Pfarrersköchin in Kalkwasser eingelegt werden konnten. So war das Pfarrhaus fast das ganze Jahr über mit Kalkeiern versorgt. Wo keine Hühner gehalten wurden, bekam der Pfarrer statt Eier eine Geldspende.
Naturalien für den Mesner
In einigen Gegenden der Oberpfalz war auch die so genannte Leitgarb (Läutgarbe) üblich. Sie bestand aus einer oder mehreren Garben Getreide, die der Mesner nach der Ernte für seine Dienste in der Kirche bekam. Besonders das Läuten der Glocken, das vom Mesner mehrmals täglich viel Muskelkraft erforderte, sollte damit vergolten werden.
Text: Judith Kumpfmüller