Zwei Päpste heilig gesprochen- Regensburger Jugendliche in Rom- Warum Johannes Paul II die Jugend heute noch begeistert
Die Heilige Stadt im Ausnahmezustand: Auf den Monat genau vor neun Jahren standen am Petersplatz in Rom hunderttausende Pilger aus aller Welt und riefen nach dem Tod Johannes Pauls II: „ Santo Subito“. Vergangenen Sonntag schließlich hat Papst Franziskus zwei seiner Vorgänger im Amt, Johannes Paul II und Johannes XIII heiliggesprochen. Und so kamen auch an diesem Tag wieder hunderttausende Pilger aus aller Welt nach Rom, um an diesem Ereignis teilzunehmen. Auch eine Gruppe der Jugend 2000 Regensburg war dabei.
Die Jugend 2000 hat eine ganz besondere Verbindung zu Johannes Paul II, geht deren Gründung doch auf die Initiative des Heilig gesprochenen Papstes zurück: Beim Weltjugendtag 1989 in Santiago de Compostela rief Johannes Paul II. die Jugend der Welt auf, sich für die Neuevangelisierung einzusetzen. Daraufhin entstand die internationale katholische Bewegung, in der sich Jugendliche weltweit engagieren. Auch unsere Diözese kann sich über eine äußerst aktive und engagierte Jugend 2000 freuen und so war es für deren Mitglieder nur selbstverständlich, sich gemeinsam auf den Weg nach Rom zu machen um an der Heiligsprechung „ ihres“ Initiators teilzunehmen. 150 Jugendliche aus ganz Bayern, darunter 20 junge Leute aus dem Bistum Regensburg, begaben sich am Freitagabend also auf große Fahrt in Richtung ewige Stadt.
Mit Spannung und großer Vorfreude traten die Teilnehmer die rund 12 Stündige Busfahrt an. Manche von ihnen reisten zum ersten mal nach Rom und waren dementsprechend aufgeregt, einige aber waren schon „ alte Hasen“ und kannten sich in der ewigen Stadt bestens aus. Die Motivation aber war für alle Teilnehmer dieselbe: Papst Franziskus einmal live erleben und vor allem mit ihrer Teilnahme an der Heiligsprechung zweier Päpste „ihrem“ Johannes Paul II. die Ehre zu erweisen und ihm Danke zu sagen. Gerade Letzteres war für die meisten besonders wichtig. So berichtet der 29-jährige Marco aus Schwandorf, dass es ihm ein großes Anliegen ist, an der Heiligsprechung persönlich teilzunehmen: „ Johannes Paul II war eine der größten Persönlichkeiten für mich, die mich durch meine ganze Kindheit bereits begleitet hat. Dieser Papst hat das gelebte Evangelium in die Welt getragen, deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, an seiner Heiligsprechungteilzunehmen“, so der 29-jährige Krankenpfleger.
Auch Stefanie aus Regensburg weiß ähnliches zu berichten: „Johannes Paul II ist für mich eines der größten Vorbilder, die man überhaupt haben kann. Allein wie er damals seinem Attentäter vergeben hat, das war tief beeindruckend. Mir ist es wichtig, hier in Rom dabei zu sein, denn dieser Papst hat mich sehr geprägt.“, sagt die 32jährige Teilnehmerin.
Die rund 12-Stündige Busfahrt wussten die Regensburger Reisenden gut zu überbrücken: Es wurde gebetet, gesungen aber vor allem auch gelacht. Die Jugendlichen stimmten sich mit gemeinsamen Gebeten und Gedanken an Johannes Paul II auf die Heiligsprechung ein, und so verging die Busreise für die meisten dann auch recht schnell; gegen 8 Uhr in der Früh kamen die Regensburger in Rom an und konnten ihr Quartier beziehen.
Alexandra aus Schwarzhofen war mit ihren 18 Jahren eine der jüngeren Teilnehmerinnen der Pilgerreise, doch auch für sie war es selbstverständlich, nach Rom zu fahren: „Für mich war Johannes Paul II eine sehr beeindruckende Persönlichkeit. Da meine Familie aus Polen stammt, ist mir die Heiligsprechung natürlich ganz besonders wichtig. Ich freue mich schon sehr darauf.“ Dass es viele ihrer Landsleute ihr gleichgetan haben, das konnte man spätestens bei der Ankunft in der Innenstadt Roms feststellen: Die ewige Stadt war überlagert von tausenden von polnischen Pilgern, die überall ihre mitgebrachten weiß-roten Fahnen schwenkten und denen die Freude aber auch ein wenig der Stolz anzuerkennen war, dass ihr Landsmann nun endlich heiliggesprochen wird.
Um dem allgemeinen Pilgertrubel, soweit dies überhaupt möglich war, ein wenig zu entkommen und ein wenig zur Ruhe zu kommen und sich auf das Gebet zu besinnen, nutzten unsere bayerischen Pilger die Gelegenheit zu einer Katechese in der Chiesa di Sant`Agostino, unweit der Piazza Navona zu einer Katechese mit Katechese von Pater Johannes Lechner , um anschließend gemeinsam den Barmherzigkeitsrosenkranz zu beten und mit dem schweizer Jugendbischof Marian Eleganti die Heilige Messe zu feiern. Nach dem Abendessen stand für die Jugendlichen noch eine „ Holy Hour“ auf dem Programm. Viele Kirchen waren die ganze Nacht für Vigilfeiern geöffnet.
Als sich die Nacht vor der Heiligsprechung näherte, standen viele der jungen Pilger vor der Entscheidung, entweder zum Schlafen noch einmal in die Unterkunft zurückkehren, oder lieber in der Innenstadt bleiben und „ durch machen“, um sich so einen guten Platz mit guter Sicht bei der Heiligsprechung zu sichern, oder zumindest so nah wie möglich an den Petersplatz zu kommen. Viele entscheiden sich für Zweiteres und bereuten es dennoch nicht, denn der Abend vor der Heiligsprechung glich einem riesigen Festival: Vom Petersplatz entlang der Via della Conciliazione , bis hin zur Engelsbrücke und verteilt über sämtliche zum Petersdom führenden Seitenstraßen campierten tausende von Pilgern, sangen, beteten oder versuchten mithilfe ihrer mitgebrachten Schlafsäcke und Isomatten zumindest ein wenig Schlaf abzubekommen. Trotz windiger Temperaturen war die Stimmung dennoch friedlich und fröhlich, viele fühlten sich an die Teilnahme an den Weltjugendtagen erinnert. Wer nicht schlafen konnte oder wollte, der hatte die Gelegenheit mit anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen, zu musizieren oder eine der vielen geöffneten Kirchen aufzusuchen und dort zu beten. So verging die Nacht von Samstag auf Sonntag dann doch recht schnell und der Tag der Heiligsprechung zweier Päpste war gekommen.
Bereits ab halb sechs Uhr in der Früh wurden alle Zugangsstraßen zum Petersplatz für die Pilger freigegeben, an die 800 000 Menschen versuchten so nah wie möglich zum Petersdom zum gelangen. Sämtliche zum Vatikan führende Straßen glichen einem Meer von vorwiegend polnischen Flaggen. Um ein wenig Abwechslung in das rot-weiße Flaggenmeer zu bringen, hatten unsere Pilger Bayern-und Jugend 2000- Fahnen dabei.
„ Der Tag der vier Päpste“
Um zehn Uhr begann dann offiziell der „ Tag der vier Päpste“, wie die Heiligsprechung von vielen Pilgern genannt wurde. Denn neben Papst Franziskus und den beiden Päpsten, die heiliggesprochen wurden und deren Anwesenheit für alle spürbar war, kam auch Papst Benedikt XVI. Zum Petersplatz, um an der Heiligsprechung seines Vorgängers teilzunehmen, mit dem er jahrzehntelang so eng zusammengearbeitet hatte. . Als Franziskus und Benedikt sich begrüßten und umarmten, war das für die Pilger ein sehr ergreifender Moment, sodass auf dem Petersplatz spontaner Applaus aufkam.
Gleich zu Beginn des feierlichen Gottesdienstes sprach Papst Franziskus die Heiligsprechungsformel, auf die die rund 500 000 Pilger auf dem Petersplatz so lange gewartet hatten: Mit den Worten: „ (..) Beatos Ioannem XXIII et Ioannem Paulem II Sanctos esse decernimus et definimus, ac Sanctorum Catalogo adscribimus, statuentes eos in universa Ecclesia inter Sanctos pia devotione recoli debere. In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti“, erhob Papst Franziskus Johannes Paul II und Johannes XXIII zur „ Ehre der Altäre“ uns sprach sie offiziell heilig.
Während der feierlichen Eucharistiefeier, an der etwa 150 Kardinäle, 1000 Bischöfe und 6000 Priester aus aller Welt teilnahmen, würdigte Papst Franziskus die beiden neuen Heiligen als „zwei mutige Männer, erfüllt vom Freimut des Hl.Geistes. Sie haben der Kirche und der Welt Zeugnis gegeben von der Güte Gottes und von seiner Barmherzigkeit.“. Sowohl Johannes XXIII als auch Johannes Paul II seien Priester, Bischöfe und Päpste des 20. Jahrhunderts gewesen. Dessen Tragödien, so Papst Franziskus, hätten beide Päpste erfahren, seien davon aber nie überwältigt worden. „ Stärker war in ihnen Gott, stärker war der Glaube an Jesus Christus, stärker war in ihnen die Barmherzigkeit Gottes.“
Die Heiligsprechung zweier Päpste war ein außergewöhnliches und historisches Ereignis, das es so in dieser Form kein zweites Mal geben wird. Die Regensburger Pilger waren sich deshalb einig: „ So etwas kann man nur einmal erleben. Das stundenlange anstehen und der Schlafentzug haben sich definitiv gelohnt!“.
Johannes Paul II- ein Idol der Jugend
Doch warum begeistert gerade Johannes Paul II auch neun Jahre nach seinem Tod noch so viele Menschen? „John Paul 2 -we love you“ jubelten bereits in den 80er Jahren Tausende von Jugendlichen Johannes Paul II zu. Befragt man Jugendliche heute nach ihrer Meinung zum polnischen Pontifex, so bekommt man oft zu hören, dass der Heilige Johannes Paul II eine enorme Vorbildfunktion in ihrem Leben eingenommen hat. Als Initiator der Weltjugendtage hat der Papst aus Polen eine ganze Generation geprägt. Junge Erwachsene von heute 20 bis 35 Jahren sind mit ihm aufgewachsen und kannten auch nur diesen Papst; das 26-jährge Pontifikat Johannes Pauls II überdauerte die Kindheit und Jugendzeit von heute erwachsenen Menschen, viele von ihnen wurden tief von ihm geprägt.
Zudem war Johannes Paul II war ein Papst der nicht nur die Kirche an sich beeinflusst sondern auch Weltgeschichte mitgestaltet hat. Viele sind sich heute einig, dass mit Johannes Paul II ein großer Europäer zur Ehre der Altäre erhoben wurde, ein Prediger des Friedens und Kämpfer gegen Krieg und kommunistische Regime. „Wir Deutsche und Europäer und mit uns viele Menschen in der Welt haben allen Grund, diesem großartigen Mann Dank zu sagen. Er war ein Pontifex im wahren Sinne des Wortes: Er war ein Brückenbauer und ganz wesentlichen Anteil daran, dass der Fall der Berliner Mauer und die friedliche Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas 1989/90 möglich wurden.“ So urteilt Altkanzler Helmut Kohl über Johannes Paul II. Und tatsächlich sind sich viele junge Menschen durchaus bewusst, dass sie es auch dem Einsatz des damaligen Papstes zu verdanken haben, wenn sie heute in einem friedlichen Europa leben dürfen. Mit Nachdruck forderte Johannes Paul II während seiner Pastoralreisen in seinem von Kommunismus und Kriegsrecht gebeuteltem Heimatland, die dortige Einhaltung von Menschenrechten und Religionsfreiheit: „ Brüder und Schwestern! Habt keine Angst, Jesus aufzunehmen und seine Herrschaft anzunehmen", sagte er damals. "Helft dem Papst und allen, die Christus dienen wollen, und die mit Christi Macht dem Menschen und der ganzen Menschheit dienen. Habt keine Angst! Öffnet die Tore, nein, stoßt die Tore für Christus auf!“.
Wie kein anderer stand Johannes Paul II für Vergebung und Frieden. Das Bild eines Papstes, der seinen Attentäter in der Gefängniszelle besucht, ihm die Beichte abnimmt, vergibt und ihm die Hand reicht, berührt und bewegt auch 30 Jahre später noch viele Menschen. Johannes Paul II war ein Papst für die Jugendlichen, der sich seine eigene Jugendlichkeit stets bewahrt hatte, ein Papst der der Ski und Kajak fuhr , mit Converse- Chucks und schneidiger Sonnenbrille wie ein normaler junger Mann zum Wandern ging und der während der Pastoralreisen in seinem Heimatland spontan mit den Gläubigen Lieder anstimmte, wenn diese stundenlang vor seinem Balkon ausharrten und auf ihn warteten. „Dieser Papst hat mich geprägt. Mit diesem Papst bin ich aufgewachsen“, so die einhellige Meinung vieler junger Erwachsener. Und deswegen hatten sich so viele von ihnen am Wochenende auf die Reise gemacht, trotz aller Strapazen war es für tausende Jugendliche eine Selbstverständlichkeit und eine Ehre, an der Heiligsprechung dieses Papstes teilzunehmen.
Philip von der Jugend 2000 bringt es auf den Punkt: „ Ich war 39 Stunden wach, was übrigens mein persönlicher Rekord ist, wir habe ewig lang gewartet, unsere Geduld wurde wirklich auf die Probe gestellt, aber: es hat sich gelohnt! Wir waren dabei, als zwei großartige Päpste heiliggesprochen wurden! Die Stimmung war einfach nur cool, wir sind alle restlos begeistert. Schade, dass dieses geniale Wochenende schon wieder vorbei ist“.
(Bilder: Bischöfliche Pressestelle und Jugend 2000)