Zum Marienmonat Mai
Marienverehrung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils
Regensburg, 19. Mai 2023
In einer Ansprache vom 31. Mai 2006 hat Papst Benedikt XVI. gesagt: „Nie trübt oder mindert die wahre Marienverehrung den Glauben an unseren Erlöser Jesus Christus und die Liebe zu ihm, dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Im Gegenteil, die vertrauensvolle Hingabe an die Muttergottes ist der beste, von zahlreichen Heiligen erprobte Weg einer treueren Nachfolge des Herrn“ (Benedikt XVI., Gedanken zu Maria. Zusammengestellt von Lucio Coco, Regensburg 2008, 77).
Diese grundlegende Aussage Benedikts XVI. steht in engem Zusammenhang mit den Ausführungen des Zweiten Vatikanischen Konzils über die jungfräuliche Gottesmutter Maria.
Maria im Geheimnis Christi und der Kirche
Von zentraler Bedeutung für die Marienlehre des Konzils ist das achte Kapitel (Nr. 52–69) der Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen gentium (21.11.1964), das die Überschrift „Die selige jungfräuliche Gottesmutter Maria im Geheimnis Christi und der Kirche“ trägt. Maria wird darin „als überragendes und völlig einzigartiges Glied der Kirche wie auch als ihr Typus und klarstes Urbild im Glauben und in der Liebe gegrüßt“ (Nr. 53). Die katholische Kirche „verehrt sie, vom Heiligen Geist belehrt, in kindlicher Liebe als geliebte Mutter“ (ebd.).
Maria – Fürsprecherin, Helferin, Mittlerin
Marias mütterliche Aufgabe gegenüber den Menschen „verdunkelt“ oder „mindert“ die einzigartige Mittlerschaft Christi nicht, sondern „zeigt ihre Wirkkraft“ (Nr. 60). Maria hat beim Werk des Erlösers in „einzigartiger Weise in Gehorsam, Glaube, Hoffnung und brennender Liebe mitgewirkt zur Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens der Seelen“ (Nr. 61). Die Mutterschaft Marias „dauert unaufhörlich fort“ (Nr. 62). In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder und Schwestern ihres Sohnes, die sich in Gefahren und Bedrängnissen befinden, „bis sie zur seligen Heimat gelangen. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen“ (ebd.). Die Gottesmutter ist, wie der heilige Ambrosius (+ 397) lehrte, „der Typus der Kirche unter der Rücksicht des Glaubens, der Liebe und der vollkommenen Einheit mit Christus“ (Nr. 63).
Marienverehrung in der Kirche
Die verschiedenen Formen der Marienverehrung bewirken, dass in der „Ehrung der Mutter“ der Sohn „richtig erkannt, geliebt, verherrlicht wird und seine Gebote beobachtet werden“ (Nr. 66). Das Konzil ruft dazu auf, „die Verehrung, vor allem die liturgische, der seligen Jungfrau großmütig zu fördern, die Gebräuche und Übungen der Andacht zu ihr, die im Laufe der Jahrhunderte vom Lehramt empfohlen wurden, hochzuschätzen“ (Nr. 67). Die Theologen und die Prediger sollen alles vermeiden, was „die getrennten Brüder oder jemand anders bezüglich der wahren Lehre der Kirche in Irrtum führen könnte“ (ebd.). Die Gläubigen mögen bedenken, dass die wahre Andacht „aus dem wahren Glauben hervorgeht, durch den wir zur Anerkennung der Erhabenheit der Gottesmutter geführt und zur kindlichen Liebe zu unserer Mutter und zur Nachahmung ihrer Tugenden“ (ebd.) angespornt werden.
Maria, Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes
Den Konzilsvätern bereitet es Freude und Trost, dass es auch unter den getrennten Christen solche gibt, die der Mutter des Erlösers die gebührende Ehre erweisen, dies besonders unter den orthodoxen Christen, die die jungfräuliche Gottesmutter „mit glühendem Eifer und andächtiger Gesinnung“ (Nr. 69) verehren. Alle Christgläubigen mögen inständig zur Mutter Gottes und Mutter der Menschen flehen, dass sie „in Gemeinschaft mit allen Heiligen bei ihrem Sohn Fürbitte einlege, bis alle Völkerfamilien … in Friede und Eintracht glückselig zum einen Gottesvolk versammelt werden“ (ebd.).
Text: Domkapitular Prof. Dr. Josef Kreiml, Vorsitzender des Institutum Marianum Regensburg
Bild: Presse- und Medienabteilung