Wortgewaltiger Prediger und „Minderer Bruder“ - Bischof Rudolf Voderholzer feiert am Grab des seligen Berthold von Regensburg ein Pontifikalamt zu dessen Gedenken
Seit rund 200 Jahren wird der mittelalterliche Monumentalbau in der Regensburger Innenstadt, der auf eine äußerst bewegte Geschichte zurückblicken kann, nicht mehr als Kirche genutzt. Nach der Profanierung in der Säkularisation 1799 diente er als Zoll- und Mauthalle, Exerzierhalle, Bau- und Hotelspeicher. Seit 1931 ist die Minoritenkirche im städtischen Besitz und wurde später ein Teil des Stadtmuseums. Bischof Gerhard Ludwig Müller war es, der vor Jahren dem Gotteshaus wieder seine liturgisch-geistliche Bestimmung zurückgab, wenigstens einmal im Jahr. Immer am 14. Dezember, dem Gedenktag des seligen Berthold von Regensburg, feiert der Regensburger Diözesanbischof in der Minoritenkirche mit zahlreichen Gläubigen eine Gedenkmesse zu Ehren des bedeutenden Predigers.
Bereits zum vierten Mal hat heuer Bischof Dr. Rudolf Voderholzer diese Gedenkmesse gefeiert, gemeinsam mit dem neuen Dompropst Prälat Anton Wilhelm und Stadtdekan Pfarrer Roman Gerl, in dessen Pfarrgebiet die Minoritenkirche liegt. Unter den Namenstagkindern des Tages war auch Diakon Berthold Schwarzer. Nur vom Schein zahlloser Kerzen erhellt, ist die Berthold-Gedenkmesse eine der stimmungsvollsten in ganz Regensburg. Kirchenmusikalisch wurde diese besondere Atmosphäre noch durch den Gesang des "ensemble passero" (italienisch: Spatz), einer Gesangsformation ehemaliger Domspatzen, bereichert.
"Bist du der, der kommen soll...?"
Bischof Rudolf Voderholzer nahm in seiner Predigt die Frage des hl. Johannes des Täufers im Tagesevangelium (Lk 7,18b-23) in den Blick: "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?" Die Antwort, die Jesus ihm geben lässt, ist sozusagen verschlüsselt, wenn er auf all die Wunder hinweist, die er wirkt. "Ist das", so richtete sich Bischof Rudolf an die Gläubigen, "nicht auch unsere Frage heutzutage?" Wir müssten auf keinen anderen Messias warten, sondern wir sind gefragt, aus unserem Glauben heraus zu handeln. "Seliger Berthold von Regensburg, Du Minderbruder in der Nachfolge Christi, bitte für uns!"
Der Prediger Berthold von Regensburg
Wohl um 1210 in Regensburg geboren, trat Berthold 1226 in das Franziskanerkloster der sogenannten "Minderen Brüder" in Regensburg ein und machte sich schon bald als wortgewaltiger und weitgereister Prediger einen Namen. Hunderte, gar tausende Zuhörer nennen die Chronisten bei seinen Predigten, die oft im Freien stattfanden. Die Volkspredigt war zu Zeiten, in denen nur wenige Menschen des Lesens und Schreibens mächtig waren, sozusagen ein Massenmedium. In ganz Europa sprach Berthold zu den Menschen. Bei den rund 400 lateinischen und rund 70 mittelhochdeutschen Predigten, die von ihm überliefert sind, handelt es sich jedoch um Mitschriften von Zeitzeugen und nicht um authentische Predigten.
Berthold verstarb wohl am 13. oder 14. Dezember 1272 in Regensburg und wurde in der Minoritenkirche im südlichen Seitenschiff beigesetzt. Seine Grabplatte wurde im Zuge der Säkularisation mit der Auflösung des Klosters als Pflasterstein in einem Privathaus verbaut, 1862 dann wiederentdeckt und im Domkreuzgang platziert. Heute befindet sich der Grabstein mit einer figürlichen Ritzzeichnung und lateinischen Umschrift wieder in der Minoritenkirche, diesmal zentral im Chorraum platziert. Direkt vor der Grabplatte wurde auch die Gedenkmesse für ihn gefeiert. Seine Reliquien befinden sich in einem hölzernen Schrein in der Bischofsgruft, der an diesem Abend neben dem Messaltar seinen Platz gefunden hatte und nach dem Pontifikalgottesdienst von einigen Gläubigen noch zum Gebet aufgesucht wurde.