Eggenfelden / Regensburg, 29. Oktober 2024
Seit vier Jahrzehnten bieten die Wohngemeinschaften St. Franziskus der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) der Diözese Regensburg e. V. in Eggenfelden Menschen mit Behinderung ein Zuhause und eine Gemeinschaft. Maßgeblich an der Errichtung beteiligt war die Aktionsgemeinschaft Kind in Not mit deren Gründer. Franz Randak. Am 23. Oktober 2024 begehen die Wohngemeinschaften ihr Jubiläum mit einem Festakt.
Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender der KJF zelebrierte aus Anlass des Jubiläums einen Wortgottesdienst. Er sagte: „Heimat haben, geborgen sein, sich angenommen fühlen – das sind Grundbedürfnisse jedes Menschen. Die Wohngemeinschaften St. Franziskus bieten Menschen mit Behinderung diesen sicheren Raum. Danke allen, die seit vier Jahrzehnten unermüdlich ihren Beitrag leisten und Gottes Segen für die Zukunft!“ KJF-Direktor Michael Eibl bestätigte: „Die Wohngemeinschaften sind ein unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur im Landkreis Rottal-Inn: Mit hoher Professionalität und großer Herzlichkeit schaffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier einen Ort, an dem sie sich alle wohlfühlen und bestens versorgt sind
KJF-Direktor Michael Eibl fügte ein herzliches Dankeschön an: „Dass wir heute dieses wunderbare Jubiläum feiern können, verdanken wir Franz Randak, dem 2013 verstorbenen Gründer und langjährigen Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft Kind in Not. Er hat sich vor mehr als 40 Jahren erfolgreich für die Gründung dieser so wichtigen Einrichtung eingesetzt. Der damalige Direktor der KJF, Prälat Dr. Josef Schweiger, heute unser Ehrenvorsitzender, hat dies unterstützt.“ Das Angebot der Wohngemeinschaften richtet sich an erwachsene Menschen mit kognitiven Behinderungen. Sie wohnen und leben dort bis ins hohe Alter. Betreuung und Pflege erfolgen begleitend und orientieren sich am individuellen Bedarf der Bewohnerinnen und Bewohner, um ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Kind in Not unterstützt als starker Partner
Mit der Aktionsgemeinschaft Kind in Not steht neben der KJF Regensburg ein weiterer starker Partner an der Seite der Wohngemeinschaften St. Franziskus. Die vielen Ehrenamtlichen von Kind in Not unterstützen auf vielfältige Art und Weise, sei es bei der Anschaffung von drei Fahrzeugen, beim Einbau einer Rollstuhlrampe oder mit Zuschüssen für neue Pflegebadewannen und Motomed-Trainingsgeräte. „Die aktuell größte Summe ist für den geplanten barrierefreien Umbau von vier Appartements vorgesehen, sie stammt aus dem Kuratorium der Rupertihilfe“, sagt Josef Auer, Vorsitzender von Kind in Not und des Rupertihilfe e. V. „Es ist großartig, wie wir von der Bevölkerung, von Betrieben und Vereinen im Landkreis Rottal-Inn gefördert werden. Die Menschen wissen, dass diese Mittel in der Region bleiben und Menschen mit Einschränkungen Teilhabe am Arbeitsleben und an der Gemeinschaft ermöglichen.“
„Für den Bezirk Niederbayern ist es sehr wichtig, eine gute Partnerschaft mit den Trägerorganisationen zu pflegen. Denn es ist unser gemeinsames Ziel, die Menschen, die unsere Hilfe brauchen, bestmöglich zu unterstützen. Die Katholische Jugendfürsorge Regensburg ist mit ihren 4.500 Mitarbeitern eine der größten kirchlichen Arbeitgeberinnen in der Diözese – und auch für den Bezirk ein sehr wichtiger Partner“, sagt Bezirkstagsvizepräsident Thomas Pröckl. „Einen Platz im Leben zu haben, an dem man sich wohlfühlt und an dem es andere Menschen gibt, mit denen man in Gemeinschaft zusammenleben kann – die KJF ermöglicht dies seit 40 Jahren hier in Eggenfelden und dafür danke ich Ihnen ganz herzlich. Für die nächsten Jahre und Jahrzehnte wünsche ich Ihnen allen, dass Sie den guten Geist, der hier herrscht, bewahren – sodass wir spätestens in zehn Jahren zum nächsten Jubiläum zusammenkommen.“
Hier ist Inklusion gelebte Realität
Max Straubinger MdB dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre äußerst wertvolle Arbeit, die von Empathie und Respekt geprägt ist, sowie der KJF Regensburg als Träger: „Hier wird jeder Bewohner mit all seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen angenommen. Die enge Anbindung an die Stadt Eggenfelden und den Landkreis Rottal-Inn unterstreicht, dass Inklusion nicht nur ein Wort, sondern gelebte Realität ist. Ich erinnere an die maßgebenden Initiatoren Franz Randak und Prälat Dr. Josef Schweiger.“ Auch Eggenfeldens Bürgermeister Martin Biber würdigt die großartige Arbeit, die in den Wohngemeinschaften St. Franziskus geleistet wird: „In einer Welt, die oft von Hektik und Anonymität geprägt ist, schaffen Sie einen Ort der Geborgenheit und des Verständnisses. Die Werte von Nächstenliebe, Respekt und Solidarität, die Sie täglich leben, sind ein wertvoller Beitrag zu einer besseren Gesellschaft. Die Wohngemeinschaften St. Franziskus sind ein leuchtendes Beispiel für gelebte Gemeinschaft und Menschlichkeit.“
Ute Randak, Einrichtungsleiterin der Wohngemeinschaften mit den Standorten Gartenweg und Theaterstraße, dankte allen, die zur 40-jährigen Erfolgsgeschichte beigetragen haben. Einen aber hob sie hervor: „Ein großes Dankeschön an KJF-Direktor Michael Eibl, der immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen hat. Johannes Magin als Abteilungsleiter begleitet uns unermüdlich mit Rat und Tat bei der fachlichen Weiterentwicklung.“ Sie würdigte auch das Engagement der Aktionsgemeinschaft Kind in Not, dort vor allem deren Vorsitzenden, Josef Auer, sowie dessen Vorgänger Dr. Stephan Gaisbauer, den ehrenamtlichen Vorstand sowie die Geschäftsführerin Gerlinde Fechtner: „Partner wie diese sind ein großes Geschenk. Ihr Einsatz ist Ausdruck der sozialen und kulturellen Identität einer Gesellschaft und wir sind sehr froh, dass wir das noch spüren dürfen.“
Randak weiter: „Im Mittelpunkt stehen unsere Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Angehörigen, für die wir täglich unser Bestes geben. Danke, dass ihr uns bereits seit 40 Jahren euer Vertrauen schenkt.“ Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wohngemeinschaften brachte sie ein Zeichen der Wertschätzung entgegen: „Ihr haltet den Laden am Laufen, ihr seid im Schichtdienst da – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Auf euch war immer Verlass, besonders während der Pandemie. Ihr seid die Helden des Alltags und nicht mit Gold aufzuwiegen.“ Die Bewohnerinnen und Bewohner ließen die Geschichte ihrer WG mit einer musikalisch untermalten Bilderreise Revue passieren.
Meilensteine in der Geschichte
Unter Trägerschaft der KJF Regensburg und mit Förderung der Aktionsgemeinschaft Kind in Not entstanden 1984 in der ehemaligen Dr.-Müller-Klinik zwölf Wohnplätze für erwachsene Menschen mit Behinderung. Die Aktionsgemeinschaft steuerte 300.000 DM zu den 800.000 DM Projektkosten bei. Der Vorsitzende Franz Randak sagte damals: „Wer Gutes tun will, der verhilft uns zu Bett, Tisch und Herd. Wir vertrauen auf das goldene Herz der Rottaler Bevölkerung.“ Bereits im Oktober 1984 zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein. Ute Randak übernahm die Leitung der Wohngemeinschaft. „Der Landkreis fühlt sich der Aktionsgemeinschaft Kind in Not eng verbunden“, so der damalige Landrat Josef Poisl. 1986 entstand eine weitere Wohngruppe mit zehn Bewohnern in Räumen des St. Johannis-Vereins. 1987 sprach sich Einrichtungsleiterin Ute Randak für einen Erweiterungsbau aus und forderte die Schaffung von Kurzzeitpflegeplätzen.
1988 besucht die damalige Staatssekretärin Barbara Stamm die Wohngemeinschaften. Sie zeigt sich tief beeindruckt und erklärt spontan ihren Beitritt zu Kind in Not: „Die Wohngemeinschaften geben Heimat, Nestwärme und Fürsorge. Das ist großartig.“ 1997 genehmigte dann der Bezirk die Erweiterung des bestehenden Wohnheims auf 36 Plätze. Zusätzlich wurde ein Wohnpflegeheim für zwölf Personen geplant. 1998 begann der Neubau der neuen Wohnanlage am Gartenweg. Zum Zeitpunkt des Spatenstichs fehlten indessen noch fast 400.000 DM für Gemeinschafts- und Begegnungsräume. Die Rottaler Bevölkerung half erneut mit großzügigen Spenden, um diese Summe aufzubringen.
Segnung am Tag des Heiligen Franziskus
Am 4. Oktober 2000 – am Tag des Heiligen Franziskus von Assisi – segnete Weihbischof Wilhelm Schraml die neue Wohnanlage. Prälat Dr. Josef Schweiger, der damalige Direktor der KJF, würdigte den Einsatz von Kind in Not und insbesondere den von Franz Randak: „Die Aktivitäten und Initiativen der Aktionsgemeinschaft suchen Ihresgleichen. Ihre Dynamik und Lebendigkeit verblüffen uns immer wieder aufs Neue.“ 2003 erhielt die Wohngemeinschaft ihren heutigen Namen, sie wurde offiziell unter den Segen des Heiligen Franziskus gestellt. Bereits 2007 standen Planungen für den nächsten Erweiterungsbau an: Beim Spatenstich sagte KJF-Direktor Michael Eibl: „Ohne die Opferbereitschaft der Menschen könnte die Neugestaltung dieses Hauses nicht durchgeführt werden.“ Zu den 450.000 Euro Gesamtkosten steuert Kind in Not 90.000 Euro bei.
Es folgte ein Anbau von neun Einzelzimmern am Nord- und Ostflügel des Bestandsgebäudes, um die nicht mehr zeitgemäßen Doppelzimmer aufzulösen. Im Juli 2008 fand die offizielle Einweihung der neuen Räume mit einem Segen durch Prälat Dr. Josef Schweiger statt. 2012 beteiligten sich die Wohngemeinschaften am 100. Jubiläum der KJF Regensburg – unter anderem mit einer großen Feier in der Eggenfeldener Rottgauhalle. „In 28 Jahren ist halt nicht nur unser Wohnheim gewachsen, sondern sind unsere Bewohner älter geworden. Unser ältester ist 74 Jahre alt, unser jüngster 20“, so Leiterin Ute Randak damals.
2015 begannen die Bauarbeiten für den zweiten Standort der Wohngemeinschaften in der Theaterstraße. Es entstand Wohnraum für 24 Menschen in der Innenstadt von Eggenfelden, umgeben von einem großzügigen Garten. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner können das Ziel eines selbstständigen Wohnens im Blick haben und die Förderung ihrer Kompetenzen und Ressourcen darauf ausrichten“, so Ute Randak. Nach zweijähriger Bauzeit erhielt das zweistöckige Gebäude den Segen durch den damaligen Vorsitzenden der KJF, Domkapitular Dr. Roland Batz.
Text: Sebastian Schmid
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