„Wie eine zweite Familie“ - Die Unterstützung der Arbeitsstelle für Alleinerziehende im Bistum Regensburg ist sehr gefragt
Was tun, wenn man durch einen Todesfall, durch Scheidung, Trennung oder anderen Gründen in die Lage kommt, sein Kind oder seine Kinder allein zu erziehen? Im Bistum Regensburg gibt es mit der Arbeitsstelle für Alleinerziehende eine diözesane Anlaufstelle, die hilft, berät, unterstützt und Netzwerke zwischen den Alleinerziehenden knüpft. Die Leiterin dieser Arbeitsstelle, Diplom-Sozialpädagogin Michaela Wein, stellte sich in der Gaststätte „Vitus“ gemeinsam mit drei alleinerziehenden Müttern sowie Domvikar Thomas Pinzer, stellvertretender Leiter des Seelsorgeamtes im Bischöflichen Ordinariat, den Fragen der Journalisten.
Sozialpädagogin Michaela Wein konstatierte zu Beginn, dass „9 von 10 Alleinerziehenden Mütter sind“. In Deutschland lebten 2,2 Millionen Kinder bei alleinerziehenden Müttern (58,9 Prozent wegen Scheidung oder Trennung, 35,3 Prozent ledige Mütter sowie 5,8 Prozent verwitwete Mütter). Überdurchschnittlich oft seien Alleinerziehende von Armut betroffen. Dies bestätigten auch Wilma (47, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern aufgrund von Scheidung), Gaby (47, ledige alleinerziehende Mutter von einem Kind) sowie Andrea (49, verwitwete Alleinerziehende von drei Kindern), die einhellig betonten, dass die finanziellen Probleme besonders groß und auch sehr belastend seien. Die drei alleinerziehenden Frauen hatten sich zu dem Gespräch bereitgefunden, um darüber zu berichten, wie sehr ihnen die Arbeitsstelle für Alleinerziehende in der Diözese Regensburg im alltäglichen Leben weiter geholfen habe. Michaela Wein erklärte, dass die Arbeitsstelle in der Beratung tätig sei und Seminare anbiete.
Vor allem jedoch würden über die Arbeitsstelle Kontakte geknüpft, aus denen sich wiederum Netzwerke für die betroffenen Alleinerziehenden entwickeln würden. „Diese Arbeitsstelle gibt es nun seit 30 Jahren in der Diözese und ich finde es ganz toll, dass es so etwas so lange schon gibt“, stellte Wein fest. Der Aufbau des Netzwerkes, in dem sich Alleinerziehende aufgefangen und aufgehoben fühlen, läuft auch über die Ausbildung von so genannten Treffpunktleiterinnen, wie zum Beispiel Gaby und Andrea. Sie organisieren wieder bei sich zuhause vor Ort Treffen mit anderen Alleinerziehenden. Dabei kann es ganz unterschiedlich sein, wie solch ein Treffen abläuft: Ob bei Kaffee und Kuchen oder bei Unternehmungen gemeinsam mit den Kindern. „Das Wichtigste ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit und dass man weiß, man ist mit den Problemen nicht allein“, sagte Wilma, die beim ersten Besuch eines solchen Treffens eine regelrechtes Schlüsselerlebnis hatte und innige Gemeinschaft sowie das Gefühl von Aufgehoben-seins spürte. “Meine Arbeit ist eine begleitende Arbeit. Das Wichtigste ist für mich, den Austausch zwischen den Frauen zu schaffen und zu fördern“, sagte Wein.
Domvikar Thomas Pinzer erklärte, dass die Solidarität, die dieser Arbeit zugrunde liege, gleichzusetzen sei mit Spiritualität. „Jesus Christus lässt nicht zu, dass Nächstenliebe und Gottesliebe unterschiedlich gewichtet wird. Es heißt: Liebe deinen Gott, deinen Nächsten und dich selber. Gott als Kraftquelle ist dezidiert spirituell“, sagte Pinzer. Er fügte an: „Wir tun in dieser Arbeitsstelle viel in der Stille und mit Unaufgeregtheit.“ Wilma betonte innerhalb der Gesprächsrunde, dass sie der Kontakt zur Arbeitsstelle für Alleinerziehende wieder zum Glauben gebracht habe. Für Andrea ist die Gemeinschaft mit anderen Alleinerziehenden „eine zweite Familie“ geworden. Und auch die Kinder von Gaby und Andrea finden das Engagement ihrer Mütter gut: „Man sieht bei den gemeinsamen Unternehmungen, dass es andere Kinder gibt, denen es genauso geht. Man kann sich untereinander ausreden“, sagt der Sohn Andreas. Altersbeschränkungen in Bezug auf alleinerziehende Mütter – oder Väter – sowie deren Kinder gibt es nicht. „Jede neue Frau, jedes Kind wird ganz zwanglos mit in die Gemeinschaft aufgenommen. Da gibt es keine Hemmschwellen“, betonte Michaela Wein unter Zustimmung der anwesenden Alleinerziehenden. Neben der hauptamtlichen Leiterin der Arbeitsstelle für Alleinerziehende, Michaela Wein, gibt es natürlich eine ganze Reihe von ehrenamtlichen Helferinnen, die die örtlichen Treffpunkte organisieren. „Diese Arbeit lebt vor allem auch von diesen ehrenamtlichen Gruppenleiterinnen“, betonte Domvikar Pinzer.
Info
Die Arbeitsstelle für Alleinerziehende ist dem Seelsorgeamt der Diözese zugeordnet. Leiterin ist Dipl.-Sozialpädagogin Michaela Wein.
Ziel der Stelle:
Begleitung und Beratung von Alleinerziehenden mit Kindern.
Angebote:
Bildungsseminare, Pädagogische Angebote, Wochenendfreizeiten, gemeinsame Unternehmungen, gestaltete Familienzeit, Ausflüge, außerdem Betreuung und Ausbildung der Treffpunktleiterinnen in der Diözese.
Kontakt:
Michaela Wein, Obermünsterplatz 7, 93047 Regensburg, Telefon 0941/597 2200, Email: mwein.fs(at)bistum-regensburg.de, www.alleinerziehende-regensburg.de