München / Regensburg, 11. März 2025
In jenen Teilen Syriens, die von der von Ahmed al-Scharaa geführten Hayat Tahrir al-Sham (HTS) kontrolliert werden, einer Abspaltung von Al-Qaida, die vom UN-Sicherheitsrat als Terrororganisation eingestuft wurde, hat sich die Lage derart dramatisch entwickelt, dass ein Völkermord droht. In den vergangenen Tagen wurden über 2.000 Zivilisten, hauptsächlich Angehörige der religiösen Minderheit der Alawiten, in einer Orgie gezielter Tötungen massakriert, begleitet von entmenschlichenden Hassreden.
Pfarrer Peter Fuchs, der hierzulande die von Christian Solidarity International (CSI) leitet, befürchtet das Schlimmste:„Die Tötungen stellen eine Wiederaufnahme jener gewaltsamen religiösen Säuberungen dar, die während des sogenannten Arabischen Frühlings in Syrien von Ahmed al-Scharaas Al-Qaida-Ableger HTS und anderen sunnitischen Dschihadisten begangen wurden.“ Er erinnert an die Hintergründe: HTS ist ein Teil der alten Al-Qaida, die vom UN-Sicherheitsrat als Terrororganisation eingestuft wurde. Bevor diese HTS im Dezember 2024 die Macht von Assads säkularer Diktatur übernahm, führten diese Dschihadisten, ebenfalls geleitet von Ahmed al-Scharaa, in der nordwestlichen syrischen Provinz Idlib bereits eine menschenverachtende, flächendeckende Mordaktion gegen die dortige alawitische Bevölkerung durch. Besonders bitter: „Auch die drusische und christliche Bevölkerung der Region wurde weitgehend vertrieben.“
Nach der dschihadistischen Ideologie der HTS stehen die Alawiten – eine uralte heterogene Sekte – außerhalb des Schutzes durch das traditionelle islamische Recht. Pfarrer Fuchs: „Wenn Alawiten in der Vergangenheit unter islamischer Herrschaft lebten, wurden sie häufig schwer verfolgt. Die Verfolgung der Alawiten wurde während der säkularen Herrschaft der alawitischen Familie Assad ausgesetzt. Die derzeitige gewaltsame Verfolgung des alawitischen Volkes fällt zusammen mit der Re-Islamisierung des syrischen Staates durch al-Scharaas HTS.“
CSI fordert die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, insbesondere die Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrates, auf, ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen, um einen Genozid in Syrien zu verhindern und diejenigen zu schützen, die von einem Genozid bedroht sind. Einen Hoffnungsschimmer bildet die Haltung der neuen US-Regierung. Als Reaktion auf die jüngsten Massaker an Alawiten in Syrien erklärte US-Außenminister Marco Rubio: „Die Vereinigten Staaten verurteilen die radikalen islamistischen Terroristen, einschließlich ausländischer Dschihadisten, die in den letzten Tagen Menschen im Westen Syriens ermordet haben.“
Rubio weiter: „Die Vereinigten Staaten stehen an der Seite der religiösen und ethnischen Minderheiten in Syrien, einschließlich der christlichen, drusischen, alawitischen und kurdischen Gemeinschaften, und sprechen den Opfern und ihren Familien ihr Beileid aus. Die syrischen Übergangsbehörden müssen die Verantwortlichen für diese Massaker an den syrischen Minderheiten zur Rechenschaft ziehen.“ Pfarrer Fuchs drängt auch angesichts dieser Rückendeckung zum Handeln: „Es ist nun die Zeit gekommen, über Rhetorik hinauszugehen. Es ist Zeit zum Handeln, um weitere Ausschreitungen zu verhüten und Menschen zu schützen, wie es die Völkermordkonvention, die Schutzverantwortung und andere internationale Menschenrechtsinstrumente vorsehen.“
Text: CSI
(sig)