Weltchristliche Erschließung mit deutlicher Regensburg-Beteiligung: Podiumsdiskussion zum Thema Nationalismus während des Katholikentags in Münster
Nationalismus in Deutschland – Die Rettung des Abendlandes ohne Kirche und Gott?“ lautete das Thema der Podiumsdiskussion, zu der der Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) am vergangenen Samstag, 12. Mai, während des Katholikentags in Münster in das Fürstenberghaus am Domplatz geladen und mit diesem Thema den Hörsaal des geschichtsträchtigen Universitätsgebäudes bis auf den letzten Platz gefüllt hatte. Die Veranstaltungskonkurrenz war naturgemäß groß, und doch mussten zahlreiche interessierte Katholikentagsteilnehmer bedauerlicherweise abgewiesen werden.
Innenminister hatte das Kreuz beantragt
Die Veranstaltung lief unter deutlicher Regensburger bzw. bayerischer Beteiligung: Es diskutierten Prof. Ulrich Hemel, Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) auf Bundesebene, der außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg ist, und der Bayerische Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann. Die Moderation lag bei Prof. Dr. Veit Neumann, Regensburg, der auch in der Medienabteilung des Bistums Regensburg tätig ist. Zu den weiteren Diskutanten gehörten der Vechtaer Historiker Prof. Joachim Kuropka, die Muslimin Jouanna Hassoum, Vorsitzende von Transaidency Berlin, und der Münsteraner Weihbischof Wilfried Theisen. Die Veranstaltung verstand sich deutlich als Beitrag zur Durchdringung der Welt (ad extra), nicht zur Ausbreitung ekklesiologischer Fragestellungen (ad intra). Innenminister Herrmann ist es übrigens, der den Antrag ins Kabinett eingebracht hat, in allen bayerischen Behörden das Zeichen des Kreuzes anzubringen. Über diesen Erlass geht die Auseinandersetzung in diesen Tagen; auch war sie Teil der Veranstaltung mit Regensburg-Beteiligung während des Katholikentags.
Ein Regensburger stand für Unternehmertum
Ein aufgeklärter Patriotismus, sagte Innenminister Herrmann in seinem Statement vorab, gebe den Menschen Halt. Liebe zur Heimat sei deshalb wichtig, dürfe sich aber nie gegen andere Nationen richten. Eine Rückkehr zum Nationalismus rette das Abendland nicht. Unternehmer und Religionspädagoge Prof. Hemel betonte die wechselseitige Abhängigkeit einer demokratiefähigen Religion und einer religions- und sprachfähigen Öffentlichkeit. Er hob auch die enorme Integrationsleistung der arbeitgebenden Betriebe in Deutschland hervor.
Heimat ist, wo ich willkommen bin
Für Weihbischof Theising steht Kirche heute eindeutig für Frieden und Toleranz. Fahnen- und Waffensegnungen, die in der Vergangenheit vor Kriegen durchgeführt wurden, seien heute nicht mehr möglich. Jouanna Hassoum erklärte zum Thema Nationalismus und Religion, Heimat sei für sie dort, wo sie sich wohl und willkommen fühle. Das Publikum trug die Diskussion zum Thema Kreuze in öffentlichen Gebäuden in die Podiumsrunde. Dazu erklärte Frau Hassoum, das Kreuz sei für sie kein Symbol des Ausschlusses. Nur wenn es zur Ablehnung anderer Religionen benutzt werde, lehne sie es ab.
Ohne Religion kein Frieden
Leidenschaftlich verteidigte Minister Joachim Herrmann die jüngste Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung, Kreuze in öffentlichen Gebäuden aufzuhängen. In den meisten hänge es ohnehin schon. Er würdigte den Umgang mit der Religion in Deutschland, der sich angemessen zwischen einem Staatskirchentum (England, Skandinavien) und einer radikalen Trennung von Staat und Religion (Frankreich) bewegt. Das Kreuz, sagte der Bayerische Innenminister, solle christlichen Werten Ausdruck verleihen. Es sei weder Zeichen der Ausgrenzung noch ein staatliches oder nationales Symbol. Wer mit dem Kreuz nichts anzufangen wisse, brauche sich daran auch nicht zu stören. Der Minister sagte: „Wir werden keinen Frieden in der Gesellschaft erreichen, wenn wir alles Religiöse ausblenden.“