Weitersagen, über welches Mittel auch immer: „Das Leben siegt, und alles wird gut! Halleluja!“
Am Samstagabend hat im Regensburger Dom die Feier der Osternacht mit Bischof Rudolf Voderholzer stattgefunden. Aus gegebenem Anlass war der Rahmen viel kleiner und schlichter als gewohnt: kein Osterfeuer, kein Gesang der Regensburger Domspatzen, kein volles Chorgestühl, keine vollen Bänke, nicht einmal ein Weihrauchfass – und dennoch war es eine sehr österliche Feier.
Zeugnis für die Sehnsucht nach Christus
Bischof Voderholzer begrüßte die wenigen Mitwirkenden, die sich auf Bischofskaplan Michael Dreßel, Diakon Peter Nickl, Domkapellmeister Christian Heiß, Chorleiterin der Domspatzen Kathrin Giehl, Chorleiter Max Rädlinger, Hörgeschädigtenseelsorger Pfarrer Christian Burkhardt und Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber beliefen. Ganz besonders grüßte er die im Livestream zugeschalteten Mitfeiernden, „die jetzt mit uns verbunden sind und vielleicht zuhause ihre Osterkerze angezündet haben, das Gotteslob und die Sonntagsbibel aufgeschlagen haben und ganz dabei sind“, wie es der Bischof dann auch später in der Predigt ausdrückte. Ein persönlicher Gruß ging auch an die Katechumenen, die in dieser Osternacht getauft worden wären. „Wie gerne hätten wir heute im Dom mit dem neuen Osterwasser die erwachsenen Taufbewerberinnen und Taufbewerber ins dreifaltige Leben Gottes hineingetaucht, und wie gerne hätten wir dann an der Osterkerze mit der Jahreszahl 2020 auch ihre Taufkerzen angezündet!“ Auch wenn dies nicht möglich sei, gäben die Katechumenen ein Zeugnis für die Sehnsucht nach Christus und dafür bedankte sich Bischof Voderholzer.
Lumen Christi
Da das Osterfeuer ausfallen musste, hatte Bischof Rudolf vor Beginn der Feier die Osterkerze in der Sakristei bezeichnet – mit dem Gebet, das gewöhnlich am Osterfeuer gesprochen wird: „Christus, gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega. Sein ist die Zeit und die Ewigkeit. Sein ist die Macht und die Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen.“ Anschließend steckte er die Nägel ihn das Wachs, ebenfalls mit dem entsprechenden Gebet, und zündete die Osterkerze an, die vom Diakon dann in die Kirche getragen wurde.
Die offizielle Lichtfeier begann mit einem einmaligen „Lumen Christi“, woraufhin das Licht der Osterkerze weitergegeben wurde: 33 Osterkerzen, die für die 33 Dekanate des Bistums Regensburg stehen, waren auf den Altarstufen verteilt. Sie wurden stellvertretend für die vielen Menschen im Bistum angezündet, die in diesem Jahr keiner Osternacht beiwohnen konnten. Darüber hinaus ist eine weitere Bedeutung mit der Zahl 33 gegeben, worauf Bischof Voderholzer in seiner Predigt hinwies: Die Zahl könnte auch für die 33 Lebensjahre Jesu stehen, „für sein ganzes Wirken, seine Worte, Zeichenhandlungen und Heilungen, für den ganzen Weg nach Jerusalem hin zum Kreuz, ein Weg, der durch das österliche Auferstehungslicht endgültig in seiner tiefen heilbringenden Bedeutung für die Menschheit erkannt wird. Christus ist das Licht, und mit ,Lumen Christi‘ haben wir auch dieses Jahr die Osterkerze begrüßt.“
„Alle sollen es erfahren“
In der Predigt, die sehr persönlich gehalten war, sprach Bischof Rudolf den Schmerz an, sich in diesem Jahr nicht versammeln zu können, das Osterfest nicht in Gemeinschaft begehen zu können. „Es ist, als ob der Karfreitag und der Karsamstag noch irgendwie andauerten, als ob die Fastenzeit in eine Verlängerung geht bis auf immer noch unbestimmte Zeit.“ Auch die technischen Möglichkeiten, die eine Live-Zuschaltung erlaubten, seien nur ein notdürftiger Ersatz. Umso wichtiger ist es aber, gerade in diesem Jahr Ostern zu feiern. Das Licht der Osterkerze sagt uns: „Gott ist uns nicht fern. Er hat in Jesus am Kreuz alle Krankheiten für und mit uns getragen. Er hat unsere finsteren Nächte mit uns durchlitten. Er lässt uns mit unseren Tränen nicht allein. Und er wird uns auch helfen, nachzudenken, welche Lehren wir als einzelne und als Gesellschaft aus dieser für uns alle so überraschenden, aber tiefgreifenden Krise ziehen, was wir für unseren Lebensstil, für unsere Lebenshaltung daraus lernen müssen.“
Und außerdem – dies ist der Grund für den Osterjubel – sagt uns das Licht der Osterkerze auch, dass das Leben stärker als der Tod ist: „Es gibt ein Morgen, und es gibt auch eine Auferstehung vor dem Tod.“ Der Bischof forderte auf, diese gute Nachricht von Ostern weiterzusagen, über welches Mittel auch immer. „Alle sollen es erfahren, auch die, die in einem Alten- oder Pflegeheim schon lange keinen Besuch mehr bekommen durften.“ In diesem Sinne beendete Bischof Voderholzer seine Predigt mit dem Ausruf: „Das Leben siegt, und alles wird gut! Halleluja!“
Osterschmuck
Am Ende der Eucharistiefeier wünschte Bischof Voderholzer allen ein frohes und gesegnetes Osterfest und ermutigte: „Nehmen Sie das Licht in Ihre Häuser herein.“ Dann richtete der Bischof seinen Dank an alle, die zu der Feier beigetragen hatten, nicht zuletzt an die, die den Dom so besonders schön geschmückt hatten. Dies gelte nicht nur für den Dom: Auch überall im Bistum seien Kirchen jetzt österlich hergerichtet. „Es ist nicht verboten, in eine Kirche zu kommen“, betonte der Bischof und riet den Gläubigen, das Angebot der offenen Kirchen zu nutzen. Am Schluss fasste Bischof Voderholzer zusammen, was viele momentan bewegt: „Wir hoffen und beten inständig, dass der Herr uns bald auferstehen lasse aus dem Grab der Corona-Krise.“ Dann erteilte er den feierlichen Schlusssegen, Diakon Nickl sang den österlichen Entlassungsruf und ein prachtvolles Orgelnachspiel entließ die Mitfeiernden in die österliche Nacht.
<link file:35164 _blank download>Lesen Sie hier die Predigt aus der Osternacht in voller Länge.