Weihbischof Graf eröffnet die Annaberg-Festwoche mit ökumenischer Botschaft
Mit einem erfrischend offenen, ökumenisch geprägten Pontifikalgottesdienst eröffnete Weihbischof Dr. Josef Graf am Sonntag die <link record:tt_news:5572 internal-link der>Annaberg-Festwoche in Sulzbach-Rosenberg. Zusammen mit dem Hausherrn von St. Marien, Dekan Walter Hellauer, und Kaplan Daniel Fenk als Konzelebranten begrüßte er die zahlreichen Gläubigen, die trotz des ungemütlichen Regenwetters den Anstieg auf den Annaberg gewagt hatten. Sein besonderer Gruß galt all den evangelischen Mitchristen - gerade mit Blick auf das Motto der Festwoche im Jubiläumsjahr der Reformation, einem Leitwort von Dietrich Bonhoeffer: "Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, ... wer Christus heute für uns eigentlich ist".
Der Weihbischof erinnerte sich in seiner Predigt an eine Begegnung mit dem früheren Generaloberen des Jesuitenordens, Pater Pedro Arrupe, ein hochgebildeter Mensch, der ihn tief beeindruckt habe. Auf die Frage eines Studenten, was ihm Jesus Christus bedeute, hatte dieser augenzwinkernd geantwortet: "Ihr werdet hoffentlich an der Universität gut die Antworten unserer katholischen Glaubenslehre lernen!" Er setzte jedoch nach, dass ein jeder Christ auf diese Frage seine eigene, persönliche Antwort finden müsse. Die seine lautete: "Ich möchte, dass er immer mehr mein Ein und Alles werden kann."
Weihbischof Josef Graf freute sich, dass die Katholiken heute von den evangelischen Schwestern und Brüdern eingeladen werden, das Reformationsjubiläum als Christusfest mitzufeiern. Bereits dem Reformator Martin Luther war es wichtig festzustellen, dass Jesus Christus alle Menschen von der Schuld erlöst hat. "Die uns in Jesus Christus geschenkte Gnade Gottes ist das Terrain, wo wir den grundsätzlichen und größtmöglichen ökumenischen Konsens ausmachen können."
"Christen dürfen einander nicht das Christsein absprechen"
"Wie viel Schaden haben in der Geschichte schon die fanatisch Guten angerichtet, die die Welt sofort und radikal von allem Unheil und Negativem befreien wollten!", so Bischof Graf. Er zog Parallelen mit der Landwirtschaft, wo man ähnlich umdenken müsse und nicht jedes "Unkraut" gleich totspritzen dürfe. Die Christen dürften einander nicht das Christsein absprechen, wie das in der Vergangenheit oft genug falsch gemacht wurde: Sowohl Katholiken als auch Protestanten hatten die jeweils anderen gleichsam zum Unkraut erklärt und sie ausmerzen wollen.
Zum Glück hätten sich die beiden Kirchen gegenseitig um Verzeihung für die Sünden der Vergangenheit gebeten. Es sei inzwischen ein gutes Miteinander der beiden Kirchen und kein Gegeneinander mehr. Auch wenn es sicherlich auch künftig immer wieder mal zu einem Dissens in einzelnen Fragen der Glaubensinterpretation oder in ethischen Fragen kommen werde, so müsse man doch umso mehr betonen, dass die Schnittmenge der gemeinsamen Glaubensüberzeugungen - gerade was den Glauben an Jesus Christus angehe - doch weit größer sei, als das, was trenne. Christus wolle keine vorschnellen Unkrautvernichter, sondern solche, die wachsen und gedeihen lassen. Das Evangelium sage zwar, dass es wahr und falsch gebe, jedoch stehe uns Menschen kein Urteil darüber zu. Einzig die Gnade Gottes erlöse uns, nicht unser radikales Verhalten! Demnach liege es nur an uns, unseren Glauben zu leben.
Regionalbischof Hans-Martin Weiss entzündet eine Kerze
Vor dem feierlichen Segen entzündete der evangelische Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss eine zum Anlass des 500-jährigen Jubiläums der Reformation gestiftete Kerze am Altar. Die Flamme zögerte im Wind kurz, entschied sich jedoch einen Augenblick später, hell zu brennen für die Einheit der Christen.
Der Gottesdienst wurde musikalisch festlich umrahmt vom Kirchenchor unter der Leitung von Steffen Kordmann sowie dem Trompetenquartett St. Marien unter Leitung von Maria Boßle.