News Bild Weihbischof Dr. Josef Graf feiert Requiem für Msgr. Dr. Paul Mai in der Deutschordenskirche
Weihbischof Dr. Josef Graf feiert Requiem für Msgr. Dr. Paul Mai in der Deutschordenskirche

„Ewige Ruhe ist Leben in Fülle“

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Regensburg, 7. Juni 2022
„Gedenken an einen Verstorbenen führt zum Danken!“ Mit diesen Worten eröffnete Weihbischof Dr. Josef Graf, beim Requiem für den am 30. Mai 2022 im Seniorenheim St. Ägid verstorbenen langjährigen Bischöflichen Archiv- und Bibliotheksdirektor Msgr. Dr. Paul Mai (1935-2022) seine Predigt. In der Deutschordenskirche, deren Rector Ecclesiae Dr. Mai als Mitglied des Deutschen Ordens viele Jahre war, hatten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Archiv und Bibliothek, Mitbrüder des Bistumsklerus und dem Augustiner-Chorherrenstift Paring, Ordensschwestern der beiden Deutschordensaltenheime, Confratres des Deutschen Ordens und Bundesbrüder seiner zahlreichen Studentenverbindungen eingefunden.

 

„Christus ist Retter, nicht Richter“

Weihbischof Dr. Josef Graf zeichnete in seiner Predigt nicht nur den bewegten Lebensweg des Verstorbenen (s.u.), sondern versuchte diese Stationen auch im Kontext des christlichen Glaubens zu deuten. „Paul Mai war ein Mensch mit vielen Begabungen und einem doch beachtlichen Lebenswerk“, so Weihbischof Josef, „aber er war - wie wir alle - auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen“. Wir alle seien auf die Nachsicht und Verzeihung anderer Menschen vor allem aber auf die Barmherzigkeit Gottes angewiesen. Im Blick auf das Evangelium des heutigen Tages (Johannes 3,14-17) richtete er sich gleichsam an den Verstorbenen und die Trauergemeinde: Christus ist nicht gekommen um zu richten, sondern um uns zu retten! Weihbischof Josef sprach die Hoffnung aus, dass Jesus der Heiland, der Salvator, „uns nicht nach dem Maß unserer kleinlichen und oft erbärmlichen Weise richten wird“.

Von Niederschlesien in die Oberpfalz

Ein bewegtes Leben, das 1935 im schlesischen Breslau begann, und nach Tod des Vaters 1943 und Vertreibung aus der Heimat ihn und seine Mutter in Niederbayern wieder Fußfassen ließ, hatte den geistlichen Höhepunkt in der Priesterweihe an Peter und Paul 1962 im Regensburger Dom unter Bischof Dr. Rudolf Graber. Der architektonische Bau und der strukturelle Aufbau des Bischöflichen Archivs und der Bibliothek am St. Petersweg in Regensburg, zählt neben den über 500 Veröffentlichungen zu den Leistungen von Dr. Paul Mai. Bis kurz vor seinem 80. Geburtstag stand er Archiv und Bibliothek als Direktor vor, zog dann ins Deutschordens-Altenheim St. Ägid, das er ebenfalls maßgeblich mitgestaltet hatte. Als Mitglied des Deutschen Ordens im 3. Stand (Familiare), übernahm er dort auch Leitungsaufgaben. Dem Augustiner Chorherren Stift St. Michael in Paring hatte er bei deren Wiederbegründung 1974 die wissenschaftlichen Grundlagen gelegt, weshalb er auch zum Ehrenchorherr ernannt wurde. Seit seinen Studententagen war er Mitglied verschiedener Katholischer Studentenverbindungen in Regensburg, München, Wien und Gliwice (Gleiwitz), auch dort hatte er als Archivar des Cartellverbandes (rund 30.000 Mitglieder europaweit) deren Archiv betreut. Sowohl dem Verein für Regensburger Bistumsgeschichte als auch dem Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg gehörte er im Vorstand an und bestimmte deren Arbeit maßgeblich.

Weihbischof Dr. Josef Graf zelebrierte das Requiem.

„Vergelt´s Gott und Ruhe in seinem Frieden“

Vor dem Schlusssegen ergriffen Weggefährtinnen und Weggefährten das Wort, um die Person des Verstorbenen zu würdigen. Den Auftakt machte seine Nachfolgerin in Archiv und Bibliothek, Dr. Camilla Weber, die für die vollständig vertretene Mitarbeiterschaft aus Regensburg und den Kirchlichen Bibliotheken und Archive bundesweit sprach. „Wissen für alle zugänglich zu machen“, das sei sein Auftrag gewesen seinerzeit beim Aufbau der Bischöflichen Bibliothek, die heute mit rund 300.000 Büchern einen hohen Standard erfülle. Aber auch dem St. Michaelbund, der die kleinen Pfarrbüchereien betreut, habe seine Sorge gegolten, werde doch dort die Liebe zum Medium Buch grundgelegt. Für viele Werkstudenten und Praktikanten habe durch seine Unterstützung der Berufsweg im Archiv- und Bibliothekswesen begonnen (Lesen Sie hier den Nachruf auf den Seiten des Zentralarchivs).

Domvikar Msgr. Dr. Werner Schrüfer, 2. Vorsitzender des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, dem Dr. Mai selbst fast 50 Jahre in der Vorstandschaft angehörte, dankte für dessen unermüdlichen Einsatz in der Erforschung der Bistumsgeschichte. 40 Bände „Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg“ und 22 Beibände seien unter seiner Regie erschienen, die man zu Recht als „Visitenkarte der Kirche von Regensburg“ bezeichnen könne. Der Vorstand heute wolle dieses Werk fortführen.

Auch Frau Dr. Camilla Weber würdigte den Verstorbenen.

Dr. Paul Mai war auch Mitglied von fünf Studentenverbindungen in Regensburg, München, Wien und Gliwice (Gleiwitz) und Archivar von deren Dachverband, dem Cartellverband Katholischer Deutscher Studentenverbindungen (CV). Für diese sprach der Altherrenvorsitzende der Rupertia Regensburg, Dr. Franz Hölzl, die gemeinsamen Dankesworte. Neben seinem verbindungstudentischen Weg und seinen übernommenen Aufgaben betonte er den Seelsorger und leidenschaftlichen Prediger. In Austausch und Konfrontation habe Dr. Mai dazu beigetragen, das Generationen von Bundesbrüdern ihre Persönlichkeit herausbilden konnten.

Propst Maximilian Korn C.R.V. aus dem Augustiner-Chorherrenstift St. Michael Paring bezeichnete ihn als „väterlichen Freund der Propstei“, der seit deren Wiederbelebung 1974 stets Ansprechpartner in den unterschiedlichsten Belangen gewesen sei, darum haben man Dr. Mai auch das Ehrenkanonikat angetragen, das er sehr gerne angenommen habe.

Den Abschluss bildete Prof. Dr. theol. habil. Hans Gleixner, einer von sechs noch lebenden Priestern des Weihejahrgangs 1962, der ersten Priesterweihe unter Bischof Dr. Rudolf Graber. Er bezeichnete seinen Mitbruder als „belebendes Element“ bei den früher jährlich stattfindenden Kurstreffen, die immer mit Messfeier, Austausch und gemeinsamen Essen begangen wurden. Dr. Mai sei bei aller Wissenschaftlichkeit immer bodenständig und leutselig geblieben. Für seine Kollegialität wolle er ihm im Namen des gesamten Kurses besonders danken. An die sehr zahlreich erschienene Trauergemeinde richtete er die Bitte: „Immer, wenn ein Priester stirbt, vergesst nicht für den Priesternachwuchs zu beten, die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige“.

Eine Rose, auf einem Stuhl, auf dem Dr. Paul Mai während der Messen in den vergangenen Jahren gesessen hatte, erinnerte an den Verstorbenen.

Im Altarraum stand, statt einem Foto, eine Bronzebüste des Verstorbenen, die ein tschechischer Künstler vor Jahren geschaffen hatte. Dahinter die Osterkerze, Zeichen der Auferstehung, davor Messkelch und Stola, Zeichen des priesterlichen Dienstes. Auf dem Stuhl vor den Kirchenbänken, wo Msgr. Dr. Paul Mai in den letzten Jahren, als er nicht mehr selbst zelebrieren konnte, gesessen hatte, lag eine einzelne Rose, von den Ordensschwestern und Mitarbeiterinnen des Hauses dorthin gelegt. Fahnenabordnungen der Studentenverbindungen Rupertia und Pontana aus Regensburg und Radaspona aus München nahmen ebenfalls am Requiem teil, so wie es bei der Primiz 1962 in Pfaffenhofen an der Ilm und den runden Priesterjubiläen sowie der Feier des 80. Geburtstages 2015 der Fall gewesen war. Im Grab seiner Mutter in Pfaffenhofen, wird er am 14. Juni 2022 nach eigenem Wunsch beigesetzt. Als Kriegswitwe und Kriegswaise fanden sie nach der Vertreibung dort Zuflucht, hier schließt sich nun der irdische Kreis.



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