Wechsel beim Landes-Caritasverband Bayern - Neuer Landes-Caritasdirektor: Monsignore Bernhard Piendl (Regensburg) folgt auf Prälat Karl-Heinz Zerrle
Der Regensburger Diözesan-Caritasdirektor Monsignore Bernhard Piendl (57) wird ab 1. Januar 2012 neuer Landes-Caritasdirektor in Bayern. Er folgt damit Prälat Karl-Heinz Zerrle (67) nach, dessen zwölfjährige Amtszeit am 31. Dezember 2011 endet. Dr. Roland Batz wird zum Jahresbeginn das Amt als Diözesancaritasdirektor für das Bistum Regensburg antreten.
Der neue Landes-Caritasdirektor Piendl wurde 1954 in Loibling im Landkreis Cham geboren. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in Regensburg und Rom wurde er 1979 zum Priester geweiht. Bis 1995 war er als Seelsorger in mehreren Pfarreien tätig. 1995 ernannte ihn der Regensburger Bischof Manfred Müller zum Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg e.V. 2003 wurde er zum Monsignore, 2004 zum Domkapitular ernannt. Der neue Landes-Caritasdirektor wurde von der Mitgliederversammlung des Landes-Caritasverbandes gewählt, die Wahl wurde von der Freisinger Bischofskonferenz bestätigt.
Laut Satzung ist Zweck des Landes-Caritasverbandes Bayern die Übernahme und Förderung überdiözesaner caritativer Einrichtungen und Aufgaben in Bayern sowie die Vertretung der bayerischen Diözesan-Caritasverbände und der ihnen angeschlossenen Einrichtungen gegenüber den Staats- und sonstigen Behörden und den übrigen Wohlfahrtsverbänden auf Landesebene.
Im Landes-Caritasverband Bayern sind rund 6.000 soziale Einrichtungen und Verbände der katholischen Kirche zusammengeschlossen. In ihnen sind rund 90.000 hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Sie haben Kontakt zu jährlich etwa 1,6 Millionen Menschen in Bayern. Mehr als 100.000 Personen üben in ihrer Pfarrgemeinde oder einer Caritas-Einrichtung einen ehrenamtlichen sozialen Dienst aus.
Der neue Landes-Caritasdirektor: Ein Caritas-Insider
Der neue Landes-Caritasdirektor Monsignore Bernhard Piendl kennt die Caritas-Arbeit seit 1995. Caritas ist für ihn die Erfüllung eines kirchlichen Auftrages. Das Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg entwickelte sich unter Monsignore Piendl zum Vorzeige-Haus in ganz Deutschland. Es beschäftigt Ärzte von internationalem Format und hat als erste deutsche Klinik die so genannte Primärpflege eingeführt: Jeder Patient wird von der Aufnahme bis zur Entlassung von derselben Krankenschwester betreut. Ein großes Anliegen war Monsigore Piendl die Verankerung der Caritas in den Pfarrgemeinden. Die Ehrung von langjährigen Caritas-Sammlern nahm er in der Regel persönlich vor. In den Landkreisen seiner Diözese Regensburg hat der Diözesan-Caritasdirektor die Suchthilfe ausgebaut. Er hat die Professionalisierung der Pflege und Altenhilfe vorangetrieben. Wegweisend ist die Kombination von Betreutem Wohnen für Senioren und Pflegeheimen. Seit dem Jahr 2000 ist Monsignore Piendl Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege, Regierungsbezirk Oberpfalz, Stadt und Landkreis Regensburg.
Zerrle seit 2000 Landes-Caritasdirektor
Prälat Karl-Heinz Zerrle war seit dem 1. Januar 2000 bayerischer Landes-Caritasdirektor. 1970 wurde er in Augsburg zum Priester geweiht. Nach einer Seelsorgetätigkeit in Pfarreien und bei der Bundeswehr wurde er 1981 zum stellvertretenden Augsburger Diözesan-Caritasdirektor und 1990 zum Diözesan-Caritasdirektor berufen. Immer wieder hat sich Prälat Zerrle für eine solidarische Weiterentwicklung des Sozialstaates ausgesprochen. Sozialpolitik brauche klare Wertvorstellungen. Je mehr man über die ökonomischen Bedingungen des Sozialstaates rede, um so mehr müsse man über das zugrunde liegende Menschenbild und über die Aufrechterhaltung der Werte, die für unsere Gesellschaft von Bedeutung seien, sprechen. Richtlinien für eine Weiterentwicklung des Sozialstaates könnten die Prinzipien der Katholischen Soziallehre sein: Personalität, Solidarität und Subsidiarität. Das Unterscheidungsmerkmal der Caritas von anderen Anbietern sozialer Dienste sah der Landes-Caritasdirektor im christlichen Menschenbild: „Die Würde des Menschen ist ihm nicht von anderen verliehen oder zugebilligt, sondern besteht darin, dass er Geschöpf Gottes ist. Dies ist sein Ursprung und sein Ziel. Kirche, Staat und Gesellschaft müssen deshalb ein menschenwürdiges Leben für alle ermöglichen und sich dafür einsetzen. Was der Einzelne und seine Familie zumutbar leisten können, das sollen sie auch im Sozialbereich leisten. Wo sie aber überfordert sind, müssen sie sich auf die Solidarität des Staates und der Gesellschaft verlassen können. Der Beitrag jedes Einzelnen zur sozialen Sicherung muss nach seiner finanziellen Leistungsfähigkeit bemessen werden. Starke Schultern können und müssen mehr tragen als schwache.“
Nicht was Menschen kosten, dürfe die Sozialpolitik bestimmen, sondern allein das, was sie zu einem menschenwürdigen Leben brauchen. Der Sozialstaat dürfe nicht weiterhin zu Lasten der Arbeitslosen, Kranken und sozial Schwachen umgebaut wird. Konzepte, die dies fordern und eine Politik, die dies umsetzt, lösten die sozialen Probleme nicht nachhaltig, sondern führten zu weiteren sozialen Verwerfungen. Sie seien auch ökonomisch fragwürdig, weil sie die Kaufkraft der Bevölkerung schwächen. Mit Sozialabbau könne man weder den Sozialstaat sichern noch die Wirtschaft ankurbeln.
Der Landes-Caritasdirektor sprach sich immer wieder dafür aus, bei ethischen Fragen „im Umfeld der Entstehung und am Ende des Lebens darauf zu achten, dass unsere Gesellschaft nicht auf eine abschüssige Bahn gerät.“ Gerade die aktuelle Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik und die pränatale Diagnostik zeige, dass sich „manche in unserer Gesellschaft unter dem Deckmantel der Humanität der Menschen mit Behinderung am liebsten entledigen wollen, noch ehe sie überhaupt geboren werden.“ Immer wieder kämen auch Vorschläge hoch, die einer aktiven Sterbehilfe das Wort redeten. „Aber statt der Todesspritze brauchen wir mehr fürsorgliche Begleitung“, sagte der Prälat. Der Landes-Caritasverband habe deshalb 2010 mit der Diakonie und dem Bayerischen Palliativ- und Hospizverband das Bayerische Hospiz- und Palliativbündnis gegründet, dessen Ziel es sei, bestehende Angebote zur Sterbebegleitung besser zu vernetzen und die flächendeckende Versorgung mit entsprechenden Diensten sicherzustellen.
Klare Worte zu Bayerns Sozialpolitik
Immer wieder äußerte sich Prälat Zerrle auch kritisch zu Bayerns Sozialpolitik. Beispiele: Als eine der größten Enttäuschungen seiner Amtszeit bezeichnete er die Sozialkürzungen der Regierung Stoiber. 2011 wandte sich der Prälat gegen Versuche des Bezirks Mittelfranken, bei der Behindertenarbeit einzusparen. Kritik übte Prälat Zerrle auch am milliardenschweren Sonderprogramm „Aufbruch Bayern“, in dem Menschen mit Behinderung „wieder einmal völlig vergessen“ worden seien. Dringend erforderlich seien Investitionen für Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen mit Behinderung, die von ihren Angehörigen nicht mehr betreut werden könnten. Heftige Kritik übte der Landes-Caritasdirektor am Gutachten des „Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung“. Hier wehe einem der „der eiskalte Wind des homo oeconomicus, gemessen ausschließlich an seiner Verwertbarkeit als Arbeitskraft“, ins Gesicht. Es sei nicht hinnehmbar, ganze Regionen Bayerns von der Entwicklung abzuschneiden. 2010 wandte sich Prälat Zerrle gegen Kürzungen des Kultusministeriums bei der Ausbildung zur Altenpflege.
Im Ruhestand Altenheim-Seelsorger
Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Augsburg wird Prälat Zerrle ehrenamtlich als Seelsorger in Alten- und Behindertenheimen der Caritas tätig sein.
Festakt mit Kardinal Marx und Sozialministerin Haderthauer
Am Montag, 19. Dezember 2011 um 11.30 Uhr wird Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, im Rahmen eines Festaktes in der Katholischen Akademie Bayern in München, Mandlstraße 23 Prälat Zerrle verabschieden und Monsignore Piendl in sein neues Amt einführen. Sozialministerin Christine Haderthauer wird ein Grußwort sprechen.