Südafrikanische „Brotherhood of Blessed Gérard“ feiert mit deutschen Unterstützern 30jähriges Bestehen
„Pater, da müssen wir etwas machen!“
Eichstätt, 25. November 2022
„Die können gut organisieren und sind bereit, sich für Mitbürger einzusetzen“. Mit dieser Erfahrung des jungen Regensburger Missionsbenediktiners Pater Gerhard Lagleder im Zululand hat vor 30 Jahres alles angefangen. Mitglieder der Pfarrei organisierten nach einem Aufruf erfolgreich Unterstützung für zwei in Not geratene Familien. Hinzu kam die Erfahrung, dass Kranke - in einer der Hochburgen von Aids, vor allem auch HIV-Patienten - sehr schlecht versorgt waren und oft unter unwürdigen Umständen starben. Einen Patienten in sehr schlechtem Zustand hatte Pater Gerhard kurzerhand auf seinen Pritschenwagen geladen und zum Arzt gefahren. Dr. Paul Thabete flehte ihn an: „Pater da müssen wir etwas machen!“ Das war die Geburtsstunde der südafrikanischen Bruderschaft des Seligen Gerhard, der Malteserorganisation dieses Landes.
Schutz des Glaubens und Hingabe an die Armen
Mit diesem Appell rannte der Südafrikaner beim deutschen Missionar Pater Gerhard Lagleder offene Türen ein. Schon während seiner Schulzeit und während des Studiums war er vielfältig bei den Maltestern tätig gewesen, unter anderem in Straubing, Regensburg, Weiden, Rötz und Schwandorf. Er kannte die Organisation und ihren Grundsatz „Schutz des Glaubens und Hingabe an die Armen“ ganz konkret. Als Ausbilder für Malteserhelferinnen und Helfer war er auch in medizinischer Hinsicht erfahren. Zusammen mit Dr. Paul Thabete, und weiteren Südafrikanerinnen und –afrikanern gründete er dann am 28. Oktober 1992 als Hilfsorganisation die „Brotherhood of Blessed Gérard“. Diese Bruderschaft sollte die nächsten drei Jahrzehnte das Organisationszentrum für ein vielfältiges Netz von Hilfen sein, die sich aus den jeweils akuten Notlagen ergaben. Ein deutscher gemeinnütziger Verein, die „Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V.“, unterstützt die Arbeit in Südafrika.
Heute über 3.000 Mitglieder
Beim Festakt für die deutschsprachigen Mitglieder am 20. November in Eichstätt konnte Pater Gerhard Lagleder Elisabeth Lohner, der Diözesanoberen der Regensburger Malteser, als 3.066. Mitglied begrüßen. Der Jahresumsatz ist von umgerechnet 141 Euro im Jahr 1992 auf voraussichtlich 2,2 Millionen Euro im laufenden Jahr gestiegen. Unter den 1.589 aktiven Mitgliedern sind viele - vor allem südafrikanische - Ehrenamtliche, die in verschiedenen Diensten arbeiten. Für professionelle Pflege und soziale Betreuung bedarf es aber auch 88 Vollzeitbeschäftigter und 30 Teilzeitangestellter. Diese finanzieren mit ihren Gehältern jeweils circa zehn weitere Personen. Für eine Organisation, die vor allem von Spenden (derzeit 89 %) lebt, weil die Bevölkerung in Mandeni im Zululand größtenteils wegen sehr hoher Arbeitslosigkeit (über 80 Prozent leben in Armut, Arbeitslosigkeit derzeit 45 Prozent) selbst kaum etwas beitragen kann, eine riesige Herausforderung! Die allermeisten haben keine Krankenversicherung. Nur denen zu helfen, die auch bezahlen können, war gemäß dem Motto der Malteser nie eine Option für die Bruderschaft.
Beim Festakt für die deutschsprachigen Mitglieder am 20. November in Eichstätt konnte Pater Gerhard Lagleder Elisabeth Lohner als 3.066. Mitglied begrüßen.
Die Not hat die Projekte diktiert
Schon in den ersten Jahren gab es einen Hilfsfonds für arme Kranke, einen Nothilfefonds und einen Stipendienfonds für Schul- und Studiengebühren, der Wege aus der Armut geöffnet hat. 2021 hat ein Mädchen, das gleich nach der Geburt ins Kinderheim gekommen ist, beim Abitur so gut abgeschnitten, dass sie ein staatliches Stipendium bekommen hat. Sie spielt außerdem in der Rugby-Nationalmannschaft. Auch ein Ernährungsprogramm für mangelernährte Kinder, eine Hauswirtschafts- und eine Nähschule, die vor allem Frauen ein eigenes Einkommen ermöglichen, und ein Kindergarten waren weitere Projekte. In einer der AIDS-Hochburgen der Welt wurden Aufklärungsprogramme gestartet und vor 25 Jahren dann das „Care-Center“ mit heute 40 Hospizbetten eröffnet. In ihm laufen alle ambulanten und stationären Hilfen zusammen, über 10.000 Patientinnen und Patienten waren das in den letzen 25 Jahren.
Den Festgottdienst zelebrierte Abtprimas em. Notker Wolf (2.v.l.), der auch die Festpredigt gehalten hat, zusammen mit Pater Gerhard Lagleder (2. v. r.) und dem Regensburger Diakon Reiner Fleischmann (links) sowie Pfarrer Markus Willig.
Oft haben Frauen ihre Kinder zum Sterben in das Hospiz mitgebracht. Konsequenz war die Gründung eines Kinderheimes mit heute 65 Kindern und Jugendlichen. Dank des medizinischen Fortschritts ist heute zwar noch keine Heilung, aber eine sehr erfolgreiche ambulante Behandlung von AIDS-Patienten möglich. Auch hier wurde ein großes Programm gestartet. In letzter Zeit war die durch Corona bedingte Not eine Herausforderung.
Einige Zahlen seit der Gründung der Organisation illustrieren die umfangreiche Hilfe: 5.420 stationäre Patienten, 4.673 ambulante Patienten, 5.134 Hauskrankenpflegepatienten, 7.645 Krankentransporte, 3.623 Beratungsgespräche, 1.624 Patienten in einer Aidstherapie, denen während des Corona-Lockdowns ein „normales“ Leben und Arbeiten ermöglicht wurde. Zudem konnten 78.400 Essensportionen an Familien verteilt werden. Hinter jeder dieser Zahlen steht ein individuelles Schicksal. Jeder kann helfen, die Arbeit der haupt- und ehrenamtlich Engagierten möglich zu machen und das Leid der betroffenen Menschen zu lindern.
Spendenkonto in Deutschland: Bruderschaft des Seligen Gerhard e.V.
IBAN: DE37 7215 2070 0000 0120 21
Swift-BIC: BYLADEM1NEB
Pater Gerhard Lagleder stellt in den nächsten Tagen seine Arbeit persönlich in Gottesdiensten und Predigten vor:
Samstag, 26.11., 18 Uhr, Teugn,
Sonntag, 27. 11., 8.30 Uhr, Teugn,
Samstag, 3. 12., 17 Uhr, Donaustauf,
Samstag, 3. 12., 18.30 Uhr, St. Andreas in Bach an der Donau/Demling,
Sonntag, 4. 12., 9 Uhr Donaustauf,
Sonntag, 4. 12., 10.30 Uhr, Bach an der Donau,
Montag, 5. 12., 18.30 Uhr, Hl. Messe in der Schottenkirche St. Jakob Regensburg,
anschließend (ca. 20 Uhr) Präsentation. Hier bitte um Anmeldung unter: father(at)bbg.org.za
Text und Fotos: Gregor Tautz/jas