Das Dominikanerinnenkloster in Regensburg hat eine neue Leitung. Sr. M. Marina Dirks OP ist am 23. Juni 2021 vom Ordensmeister des Dominikanerordens zur Priorin des Klosters Heilig Kreuz ernannt worden. Damit ist die Leitung der Klostergemeinschaft in jüngere Hände übergegangen. Die 47-jährige Sr. M. Marina ist Diplomtheologin und Pädagogin und wirkt neben ihrer klösterlichen Tätigkeit im Bereich von Coaching und Beratung. Spiritualität und menschliches Reifen sind für sie zwei Grundpfeiler. „Beides ist wichtig“, sagt die Nonne, in deren Leben das tägliche Gebet ebenso seinen Platz hat, wie das schwesterliche Miteinander in der Gemeinschaft.
Sr. M. Marina Dirks OP ist neue Priorin im Dominikanerinnenkloster in Regensburg
Spiritualität und menschliches Reifen
An sich selbst arbeiten
Nur ein Mensch, der mit sich selbst im reinen und innerlich frei ist, kann, so meint sie, die frohe Botschaft des Evangeliums mit ganzem Herzen leben und ausstrahlen. Der Glaube ist nach ihrer Ansicht ein so kostbares Geschenk, dass er es wert ist, stetig an sich selbst zu arbeiten. Denn das Christentum wird von Persönlichkeiten geprägt. Das Anstoßen spiritueller und menschlicher Reifungsprozesse ist jedoch keine neuzeitliche Erfindung. Gebet und Selbsterkenntnis war schon im frühen Mönchtum der Weg der Gottsucher.
Das bewusste Wahrnehmen der eigenen Stärken und Schwächen kann dazu beitragen, auch mit Schwierigkeiten und Herausforderungen konstruktiv umzugehen. Ein innerlich freier Mensch kann die von Gott geschenkte Berufung mit tieferer Erfüllung und größerer Zufriedenheit leben. Egal ob als Familienmutter, im aktiven Einsatz für Bedürftige oder eben als Nonne.
Betendes Herz und Gemeinschaft
Das Suchen und Fragen nach Gott hat Sr. Marina schon von Kindheit an fasziniert. Sie sitzt gern einfach still vor dem Tabernakel, absichtslos, aus Liebe, im inneren Bewusstsein der Gegenwart Gottes. „Da passiert so unglaublich viel an Beziehung“, sagt sie, „oft unmerklich“. Es mache das Herz weit und offen. Als kontemplative Dominikanerin hat sie sich zur Lebensaufgabe gemacht, ein betendes Herz zu sein, wie Papst Franziskus den Auftrag der kontemplativen Ordensfrauen auf den Punkt brachte.
Diesen Dienst übe sie nicht allein aus, sagt sie, sondern in Gemeinschaft. Im gemeinsamen Schauen auf den Herrn wollen die Schwestern Zeugnis geben von dem Gott, der den Menschen auch heute noch nahe ist. Seit gut 20 Jahren lebt Sr. Marina bei den Dominikanerinnen. Schon bald nach ihrem Studium hat sich die Westfälin für ein Leben im Orden entschieden. Es war und ist nicht immer einfach, aber bereut hat sie diesen Schritt noch nie. „Da ist immer einer, der mitgeht“, meint sie. „Wenn ich mit Gott rechne und mich Ihm ganz überlasse, gelingt das Leben – kann ich menschlich und geistlich wachsen.“
Auf Neues einlassen
Zum Überlassen, sagt Sr. Marina, gehöre auch das Los-Lassen. Das schließe ein, sich auch auf Neues einzulassen. Viele Ordensgemeinschaften stecken heute in Transformationsprozessen. „Wir können Gott keine Grenzen setzen“, meint sie. „Wenn wir dem Geist Raum lassen, macht er das Bestmögliche aus unserem Leben, und unser Dasein ist auch in unserer Zeit zutiefst sinnvoll, wichtig und hoffentlich fruchtbar für die Menschen. Manchmal auf ganz andere Weise, als wir uns das vorstellen.“
Freude und Nöte der Menschen vor Gott tragen
Gemäß der Vision ihres Ordensvaters ist es der neuen Priorin und allen Schwestern der Gemeinschaft ein Anliegen, nahe bei den Menschen und ihren Bedürfnissen und Fragen zu sein, auch bei denen, die oft fern von der Kirche nach Gott suchen. Mit offenem Ohr und Herzen wollen sie an allen Freuden und Nöten, die ihnen anvertraut werden, Anteil nehmen, und sie weiterhin durch ihr Gebet zu Gott tragen.
Der Orden der Dominikanerinnen ist international. Die einzelnen Gemeinschaften streben einen gegenseitigen Austausch an. Die Dominikanerinnen in Regensburg stehen kurz vor der Bildung einer Assoziation zusammen mit Gemeinschaften aus acht verschiedenen Ländern. Mitten in diese Umbruchszeit fällt in diesem Jahr das Jubiläum des 800sten Todestag ihres Ordensvaters, des hl. Dominikus. Pandemiebedingt kann dieser nur in kleinem Rahmen gefeiert werden. Die Schwestern bedauern dies, Sr. Marina freut sich aber, dass die Schwestern diesen Festtag gemeinsam mit den Dominikanischen Laien begehen werden und auch ein Mitbruder unter ihnen sein wird.