Springen in die Ewigkeit? – Besuchen Sie eine bemerkenswerte Ausstellung im Museum Obermünster
Manfred Sillner wurde 1937 in Berlin geboren und ist dennoch – wie seine an die Spree „emigrierten“ Eltern - Oberpfälzer wie er leibt und lebt. Der Bischöfliche Konservator Dr. Hermann Reidel nennt ihn denn auch „einen herausragenden Künstler unserer Region“. Mehr als 1.000 Werke schuf der Künstler, der heute mit seiner Frau Therese in Abensberg lebt. Die Ausstellung seiner Werke fand ihren Anlass im 75. Geburtstag Sillners und neben dem Museum Obermünster kann man seine Kunst vom 5. bis 20. Oktober 2012 auch im Donaueinkaufszentrum sehen und vom 9. November 2012 bis 15. Januar 2013 im Kunstkabinett, Untere Bachgasse 7.
Sillner greift die Wirklichkeit der Welt auf, wo auch immer sie ihm begegnet. Wenn er den Regensburger Domplatz malt, dann glaubt man, die Steine der Mauern zählen und den gotischen Skulpturen in die Nasennüstern schauen zu können. Und dennoch ist alles anders. Sillner setzt die begegnende Wirklichkeit in fantastische Welten und löst sie so aus allem Gewohnten und Hergebrachten. Wer Sillner folgt, der muss so mutig sein, das Bekannte ganz neu zu erfahren und sich berühren zu lassen von den Bildern aus dem Innersten eines Menschen.
Manfred Sillner fasst die Idee seiner Kunst so zusammen: „Meine Bilder bedeuten sicher nicht das Leben, aber sie stehen doch in der Mitte meines Lebens, das ich, in dieser Zeit, weniger sicher als tastend verbringe. Um es auszuhalten, bin ich darauf angewiesen, mich wenigstens zeitweilig Phantasien, auseinanderfließenden Bildern und ausufernden Grübeleien zu überlassen, darauf vertrauend, dass ich mich dabei immer wieder selbst an die Hand nehmen und einen Zustand der Ausgeglichenheit und des Friedens erreichen kann. Der Weg dazu sind die verborgenen Bilder, die etwas anderes sind als die Scherben ständig wechselnder Buntheit, die ich tagtäglich in meinem Kopf zusammenfegen muss. Wenn ich aber auf die Umrisse und Formen meiner eigenen Vorstellungen stoße, finde ich meine Harmonien. Ich glaube, dass jeder in seiner Seele, als Widerspiegelung einer umgreifenden Ordnung und als Resonanzbereitschaft, solche harmonischen Gestalten bewahrt, mögen diese auch ganz anders aussehen als meine. Die Entfaltung des Lebens wird, wenn sie über die Befriedigung der Grundbedürfnisse hinausgehen kann, wesentlich geleitet von den verborgenen Bildern, die jeder in sich trägt.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Nachlesen kann man das Zitat im Katalog zur Ausstellung mit einem vollständigen Werkverzeichnis, das mithilfe Frau Dr. Maria Baumanns in mühevoller Recherche entstand. Der Katalog erschien beim Verlag Schnell und Steiner mit Unterstützung der Stadt Regensburg und dem Donaueinkaufszentrum und ist im Buchhandel erhältlich.
Prälat Dr. Franz Frühmorgen überbrachte Manfred Sillner und seiner Frau Therese den Dank der Bistumsleitung. Die im Obermünsterzentrum ausgestellten Werke stiftete der Künstler dem Bistum Regensburg. Prälat Frühmorgen: „Die Grafiken sind nun ein Teil der Kunstsammlungen der Diözese, über den wir uns nicht nur von Herzen freuen, sondern den wir besonders schätzen und mit Respekt für die zukünftigen Generationen bewahren wollen. Die Kunstsammlungen des Bistums erzählen mit den vielfältigen Kunstwerken der Epochen von der reichen Geschichte, in der sich Künstler mit Werten und Religion auseinandergesetzt haben. Umso wichtiger ist es uns, nicht beim Blick in die Vergangenheit stehen zu bleiben, sondern mit zeitgenössischer Kunst die Sammlung fortzuführen und die spannenden Perspektiven der Gegenwart auf Leben und Glauben, auf das Menschsein und Da-Sein aufzunehmen. Die Ausstellung und der Katalog mit Werkverzeichnis, in dem nun auch alle Grafiken inventarisiert sind, ist unser Dank für Ihr Geschenk. Danke!“
Einen ersten Eindruck der Kunst Manfred Sillners gewinnt man auf der Homepage www.domschatz-regensburg.de/aktuell/328-in-der-ewigkeit-ein-sprung-bilder-von-manfred-sillner.html. An der Ausstellungseröffnung nahmen mehr als 200 geladene Gäste teil. Das vollbesetzte Diözesanmuseum zeugte bereits von dem großen Interesse, das Menschen dem Werk Manfred Sillners entgegenbringen. Man kann nur raten, dieses Interesse zu teilen.