Selbstbestimmt wohnen und leben: Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller segnet Wohnheim der KJF für Menschen mit Behinderung in Bogen
„Es fehlt nur noch das Tüpfelchen auf diesem so gut gelungenen „I“ – die Einweihungsfeier mit der Segnung unseres neuen Hauses durch Bischof Gerhard Ludwig Müller“, freut sich der Gesamtleiter der Wohngemeinschaften St. Hildegard Peter Weiß auf dessen bevorstehenden Besuch im neuen Wohnheim in Bogen. Als Teil der Wohn- und Beschäftigungsangebote der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. für Menschen mit Behinderung in der Region Straubing-Bogen ermöglicht es die selbstbestimmte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft. Der Regensburger Bischof zelebriert am 13. September einen Festgottesdienst in der Bogener Stadtpfarrkirche St. Florian und segnet anschließend das Haus im Herzen Bogens. Viele Fest- und Ehrengäste, darunter MdB Ernst Hinsken und Bürgermeister und Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer, haben ihr Kommen zum Festakt zugesagt.
„Die steigende Nachfrage nach unterstützenden Wohnangeboten für Menschen mit Behinderung in den kommenden Jahren fordert uns in vielen Bereichen heraus“, erklärt Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller. „Die KJF als kirchlicher Träger stellt sich dieser Herausforderung verantwortungsvoll und vor allem mit Konzepten, die jeden einzelnen Menschen Wert schätzen“, so der Bischof weiter. Bei seinen Besuchen in Teilhabe-Einrichtungen der Katholischen Jugendfürsorge in der Diözese konnte er sich davon überzeugen, dass die KJF ihrem Auftrag, gerade für die Schwächeren und Benachteiligten in unserer Gesellschaft Sorge zu tragen, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vorbildlich nachkommt.
Herausforderungen gemeistert
„Wir stellen uns darauf ein, dass immer mehr junge Menschen mit Behinderung ihr Elternhaus verlassen, um eigenständig zu leben“, so KJF-Direktor Michael Eibl. Bogen decke hier den Bedarf in der Region. Ebenso benötigten in KJF-Werkstätten beschäftigte, ältere Menschen ein passendes Wohnangebot. „Die KJF kommt der steigenden Nachfrage mit differenzierten Wohnangeboten an unterschiedlichen Standorten nach“, erklärt Eibl weiter.
In Bogen ist ein modernes Haus entstanden, das 24 Bewohnern/innen in komfortabel eingerichteten Einzelzimmern oder Apartments geeigneten Wohnraum bietet. Planer und Architekten kamen dem Wunsch nach einer flexibleren und individuelleren Lebensgestaltung mit weniger Gruppengemeinsamkeiten und mehr Eigenständigkeit in der baulichen Umsetzung nach: Telefon in jedem Zimmer, ein eigenes Bad und für die Hälfte der Bewohner/-innen eine eigene Teeküche. Das Wohnkonzept ermöglicht Individualität und Gemeinschaft gleichermaßen - eine Herausforderung, die das Architekturbüro Knipl, Pracht und Partner aus Schwandorf bestens gemeistert hat. Auch die mit den Bewohnern/-innen erarbeiteten Haus- und Gruppenregeln sowie das pädagogische Konzept der Wohngemeinschaften St. Hildegard haben vor allem eines im Blick: Selbstständigkeit und Selbstbestimmung.
Konzepte gehen auf
5 Monate nach dem Einzug sind sich alle einig: die Mühen haben sich gelohnt, denn das Bogener Haus zeigt, wie Inklusion gelingen kann: Mitten in der Stadt fühlen sich die Bewohner/-innen bereits gut angenommen und haben schon viele Kontakte geknüpft. KJF-Direktor Michael Eibl spricht Bogens Bürgermeister Franz Schedlbauer seinen besondern Dank aus. Er habe die Vorbereitungs- und Planungsarbeiten bestens unterstützt. „Auch dem bayerischen Sozialministerium, der Regierung, dem Bezirk Niederbayern, Aktion Mensch und der Stadt Bogen gilt unser Dank“, so Eibl weiter. Sie alle haben beim Bauvorhaben, das in das Konjunkturprogramm II aufgenommen wurde, finanziell mitgeholfen.“
In zentraler Lage bieten sich optimale Rahmenbedingungen für Teilhabe und –nahme an der Gesellschaft. Das sorgfältig entwickelte Wohnkonzept fördert die Selbstverantwortung der Bewohner/-innen im privaten Bereich. „Unsere Bewohner nutzen die Chance für ihr eigenständiges Leben“, stellt Karin Aumer, Leiterin des Wohnheims, heraus, „Selbstbestimmung und Selbstständigkeit können hier optimal verwirklicht werden. Sie unternehmen, was sie möchten, bestimmen selbst, wohin sie gehen, ob sie in ihrem Zimmer oder im Esszimmer mit der Gruppe essen wollen. Je nach sozialer Kompetenz und lebenspraktischen Fähigkeiten entscheiden sie was sie gemeinsam, mit Unterstützung oder eigenständig bewältigen können. Und jeder bekommt die Hilfe und Unterstützung, die er benötigt.“
Einladung zum Tag der offenen Tür am Samstag, dem 17. September
Vier Tage nach den Feierlichkeiten mit Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller sind alle Bürgerinnen und Bürger Bogens sowie Interessierte herzlich zum Tag der offenen Tür im Wohnheim in Bogen eingeladen. Die „Blaskapelle Degernbach“ und „Die bayerischen Kopfgeldjäger“ sorgen für die musikalische Unterhaltung. Es werden Hausführungen zu jeder vollen Stunde angeboten, Kinder dürfen sich auf ein umfangreiches Kinderprogramm mit Zauberclown Luigi freuen. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls bestens gesorgt, unter anderem mit der Kuchentheke der Landfrauen Bogenberg/Bogen. Auf viele Besucher freuen sich die Bewohner/-innen und die Heimleiterin Karin Aumer mit ihrem Team.
Wohnheim Bogen
Das Wohnheim Bogen als Teil der Wohngemeinschaften St. Hildegard bietet eine Wohnfläche von ca. 1.225 qm und Verkehrsnutzflächen von ca. 370 qm. An umbautem Raum ergeben sich ca. 6.000 cbm. 24 Bewohner/-innen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren sind in Bogen zuhause. Derzeit wohnen 15 Personen im Haus, drei weitere ziehen im Oktober ein. 20 Einzelzimmer, zwei Einzel- und ein Paarapartment, jeweils mit eigenem Bad, stehen zur Verfügung. Innenhof mit Terrasse, Garten, gemeinsames Foyer, Hobby- und Therapieraum, ein Mehrzweckraum und ein Aufzug komplettieren das Wohnangebot. Zum Stadtplatz hin öffnet sich das Gelände: ein Brunnen und Sitzbänke laden dort zur Begegnung ein. Die Rollstuhlfahrerzimmer sind rollstuhlgerecht gestaltet. Die Hälfte der Zimmer hat eine eigene kleine Teeküche.
St. Hildegard bietet erwachsenen Menschen mit Behinderung vielfältige Unterstützungsleistungen an: differenzierte, stationäre Wohnangebote an den Standorten Straubing, Haselbach, Niederachdorf und nun auch Bogen für Personen, die nicht oder noch nicht selbständig wohnen und leben können; ambulante Betreuung für Personen, die in der eigenen Wohnung leben und Unterstützung und Beratung benötigen. Sie arbeiten in der Regel in der Bruder-Konrad-Werkstätte Mitterfels oder der Werkstätte St. Josef Straubing der KJF Werkstätten gemeinnützigen GmbH.
Finanzierung
Im Herbst 2009 begann der Bau des Wohnangebots in Bogen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 3,87 Mio. Euro. 2,2 Mio. Euro stammen aus dem Konjunkturpaket II. Der Bezirk Niederbayern unterstützt das Bauvorhaben mit 263.475 Euro, die Stadt Bogen mit 80.000 Euro, weitere 250.000 Euro kommen von der Aktion Mensch.