News Bild Regionaltreffen der Ordensleute in der Region Regensburg im Priesterseminar - Paulus – Ein Apostel dreier Kulturen. Zwischen Hausgemeinde und Stadt.

Regionaltreffen der Ordensleute in der Region Regensburg im Priesterseminar - Paulus – Ein Apostel dreier Kulturen. Zwischen Hausgemeinde und Stadt.

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Ordensgemeinschaften der Stadt und der Region Regensburg kamen am vergangenen Samstag 11. Oktober zu ihrem Regionaltreffen im Priesterseminar St. Wolfgang zusammen. Die 67 Ordensmitglieder aus 4 Männergemeinschaften und 9 Frauengemeinschaften haben mit einer feierlichen Eucharistiefeier in der Seminarkirche St. Jakob die Tagung begonnen. Hauptzelebrant und Prediger war Dr. Christoph Binninger. Die Missionarinnen vom Kostbaren Blut gestalteten die Hl. Messe musikalisch.

Die Tagung stand unter dem Thema: „Paulus – Ein Apostel dreier Kulturen. Zwischen Hausgemeinde und Stadt“. Darüber referierte Ordinariatsrätin María Luisa Öfele. Ausgehend von der Frage, was diese Thematik mit Ordenschristen zu tun hätte, wies die Referentin an Hand von fünf Elementen/Schritten zunächst auf die Bedeutung des Paulusjahres hin. Dabei handle es sich um:

1) Ein Jahr der Umkehr, das nicht als nostalgische Rückschau auf sogenannte bessere Zeiten meinte, sondern Hinwendung zu dem, der sich uns zuwendet. Es handle sich um einen Richtungswechsel, eine Neuorientierung auf Christus hin gemäß dem Charisma der eigenen Gemeinschaft und in Einheit mit der Kirche, dort wo jede / jeder steht.

2) Ein Jahr der erneuten Liebe zu Christus wie der Apostel im Hohenlied der Liebe (1 Kor 13) zum Ausdruck bringt. Daher sollten wir nicht müde werden, unsere Beziehung zu Christus im Gebet, in der Feier der Sakramente und in Werken der Liebe zu vertiefen. „Wenn wir mit dem in Beziehung sind, der nicht stirbt, der das Leben selber ist und die Liebe selber, dann sind wir im Leben. Dann "leben" wir (Spe Salvi Nr.27).“

3) Ein Jahr der Heiligen Schrift, in dem wir als Einzelne und als Gemeinschaften in eine immer mehr anwachsende Vertrautheit in das Wort Gottes eintreten. Öfele erinnerte an die Geste Papst Johannes Paul II., der beim Durchschreiten der Heiligen Pforte zu Beginn des Großen Jubiläums des Jahres 2000 vor der Kirche und der Welt das Buch des Evangeliums in die Höhe gehoben hat und zur Eröffnung des Hl. Jahres sagte: „Kirche in Europa, tritt mit dem Buch des Evangeliums in das neue Jahrtausend ein!“

4) Ein Jahr der erneuten Liebe zur Kirche: Viele drehen der Kirche den Rücken und trennen Christus von der Kirche. Saulus von Tarsus hatte eine ähnliche Versuchung, indem er dachte Gott zu dienen, während er zunächst die Christen verfolgte. Dann aber beschreibt er die Kirche in den Briefen an die Korinther, an die Ephesser und an die Kolosser als den Leib Christi: „Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied von ihm“ (1 Kor 12,27; vgl. Eph 4,12; 5,30; Kol 1,24). Die Referentin ermutigte die Ordensmitglieder sich den Apostel Paulus zum Vorbild zu nehmen, wenn er an die Kolosser schreibt: „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“

5) Ein Jahr zur Neuevangelisierung, denn die Liebe Christi drängt uns (2 Kor 5,14-15), auch in Verbindung mit der Stadtmission.

Der Hl. Vater, Papst Benedikt XVI. betonte, dass gerade im Paulus-Jahr mit besonderer Dringlichkeit der Ruf des Völkerapostels erschallen solle: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1 Kor 9,16). Die Referentin betonte, dass die Ordensmitglieder geradezu eine Provokation für die heutige Gesellschaft seien, die beste Werbung und Werbeträger des Evangeliums. Sie haben schon alles auf eine Karte gesetzt und sind deswegen Erfahrene in der Suche nach dem Sinn des Lebens. Sie haben und müssen eine Antwort geben und sie tun es mit ihrem Charisma, durch ihre Aufgaben, durch ihr tägliches Zeugnis, auch wenn es im Verborgenen bleibt. Sie seien- so Öfele - im dritten Jahrtausend unverzichtbarer denn je!

Im Anschluss hob die Referentin die zentrale Bedeutung des Hauses und der Stadt sowohl in der Antike als auch in den paulinischen Gemeinden hervor. Das antike Haus im Sinne von Haus als Wohnraum und familiärem Hauswesen wurde zum Gründungszentrum einer Ortsgemeinde, Stätte der Versammlung zum Gottesdienst, Herberge für Missionare, Ort der Ausstrahlung für die Mission und Rahmen für die neue christliche Lebensgestaltung. Das Christentum ist von den Städten ausgegangen. So könnte in analoger Weise von der Missionstätigkeit der Ordensniederlassungen im Sinne von „Hausgemeinden zwischen Konvent und Stadt“ die Rede sein.

Die Ordensniederlassungen sind beseelt vom Evangelium und dem langem Erbe ihres Gründungscharismas, welches sich immer wieder an die veränderten Zeiten und über die Grenzen - auch des geographischen Ursprungs hinaus - anpassen muss. Das gottgeweihte Leben als ein Geschenk des Hl. Geistes an die Kirche und für die Kirche, wird in dem Maße zum Zeichen der Hoffnung, indem es die transzendente Dimension des Daseins bezeugt. Die Gemeinden der frühen Kirche sind entstanden, weil es Boten des Evangeliums gab, die sich von Gott gesandt wussten, die davon ergriffen waren. Europa, aber auch das Bistum Regensburg brauchen die Heiligkeit, die Prophetie, die Evangelisierungstätigkeit, das frohe Zeugnis und den Dienst der Ordensleute, die von der Gegenwart Christi den Menschen „zwischen Haus und Stadt“ künden.

Nach dem Vortrag tauschten sich die Ordensmitglieder zu verschiedenen Fragen zu Schriftstellen des Apostels Paulus in Verbindung mit ihrem Ordenscharisma und Erfahrungen in den Niederlassungen in angeregtem Gespräch aus und teilten es im Plenum mit. Mit dem gemeinsamen Mittagessen wurde das Regionaltreffen beendet.



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