Prof. Laux stellt die Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ von Benedikt XVI. vor - „Echtes Gesprächsangebot für die Verantwortungsträger dieser Welt“
Am vergangenen Dienstagabend wurde auf Initiative von Bischof Gerhard Ludwig Müller die neue Enzyklika „Caritas in veritate“ von Papst Benedikt XVI. im Kolpinghaus Regensburg vorgestellt. Vor den zahlreich erschienenen Interessierten, darunter auch der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, sprach der Regensburger Professor Dr. Bernhard Laux vom Lehrstuhl für Christliche Anthropologie und Wertorientierung an der Universität Regensburg über das dritte Rundschreiben des Heiligen Vaters und nahm eine Einordnung der Aussagen in den Zusammenhang der Katholischen Soziallehre vor. Das päpstliche Rundschreiben war vor wenigen Tagen unter großer weltweiter Aufmerksamkeit veröffentlicht worden.
In seinen Worten zur Begrüßung sagte Bischof Gerhard Ludwig, die Liebestätigkeit der Kirche, die Diakonia, sei wie Martyria und der Liturgia einer der Grundvollzüge der Kirche und diesen keineswegs nachgeordnet, sondern gehöre wesentlich mit dazu. Er erinnerte daran, dass bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Mainzer Bischof Wilhelm von Ketteler als Vorreiter das soziale Gewissen der Kirche wachgerüttelt habe. Die Aussagen der Kirche zu den Fragen des menschlichen Miteinanders bildeten eine breite Grundlage, die auch die anderen Religionen und Philosophien im wesentlichen mitvollziehen könnten.
In der Enzyklika gehe es um eine umfassende Entwicklung des Menschen, sie weite aber den Blick auf die gesamte Menschheit und die dringlichen Herausforderungen der Gegenwart aus, erklärte Prof. Laux. Die Enzyklika spreche die Phänomene des Materialismus und des Egoismus an, die in der Wirtschaft auf eine reine Gewinnmaximierung zielen, die aber in der Arbeitswelt Gefahr laufen, den Menschen zu „verwerten“ und ihn in bioethischen Fragen zum Material zu degradieren. Sie sei ein „echtes Gesprächsangebot für die Verantwortungsträger dieser Welt“, sagte Laux. Dabei vereinnahme sie die Gesprächspartner nicht, verweise aber auf die Brisanz eines rein innerweltlich materialistisch orientierten Menschbildes. Papst Benedikt XVI. stelle den christlichen Grundwert der Liebe in den Mittelpunkt seines sozialen Denkens, der in das Herz des christlichen Glaubens – Gott ist Liebe – und der christlichen Ethik – die Nächstenliebe als zentrales Gebot – verweist. Der Papst appelliere an die Menschen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und nicht nur ihre Interessen zu verfolgen. „Dieser Appell geht an alle – an mich, an Sie in unseren alltäglichen Vollzügen etwa als Konsument – und an diejenigen, die in herausragenden Positionen als Wirtschaftslenker, als Politiker, als Wissenschaftler, Medienschaffende besondere Verantwortung haben“, so Laux weiter. Dieser Appell an das Gewissen stehe dem Heiligen Vater als Oberhaupt der Kirche und damit als geistliche Autorität in besonderer Weise an.
In einer abschließenden Würdigung erklärte Generalvikar Michael Fuchs, die Sozialenzyklika sei eine „Provokation im besten Sinne“. Dadurch aufgeworfene Fragen, etwa ob der UN-Generalsekretär nur ein „Papiertiger“ sei, gelte es in den Blick zu nehmen. Zum Abschluss sangen alle Anwesenden das Lied zum Papstbesuch „Wer glaubt, ist nie allein“. Für die musikalische Umrahmung Abend sorgte das Ensemble „Tritonus Brass".