Prager Erzbischof Dominik Duka OP verstärkte die dominikanische Gemeinschaft - Pontifikalamt anlässlich des Amtsantritts des heiligen Albertus Magnus als Bischof von Regensburg vor 750 Jahren
(pdr) Anlässlich des Amtsantritts des heiligen Albertus Magnus als Bischof von Regensburg vor 750 Jahren hat der Prager Erzbischof Dominik Duka OP in der Basilika St. Emmeram in Regensburg am vergangenen Sonntag ein Pontifikalamt gefeiert. Der heilige Albertus hatte von 1260 bis 1262 segensreich im Bistum des heiligen Wolfgang gewirkt, indem er Grundlegendes im Bistum neu ordnete.
Es konzelebrierten der Regensburger Weihbischof Reinhard Pappenberger und Pater Dr. Dietmar Schon OP, Provinzial der süddeutschen Provinz des Predigerordens. Erzbischof Duka, wie auch Albert Mitglied des Dominikanerordens, drückte seine Freude über die „freundliche Einladung“ durch Bischof Gerhard Ludwig Müller aus der Mutterdiözese des heiligen Wolfgang aus. „Ich freue mich, dass ich die dominikanische Gemeinschaft in Regensburg heute abend verstärken darf“, sagte der Erzbischof, der in diesem Jahr das Erzbistum Prag anvertraut bekommen hat. „Ich bin gerne an eine der vielen Wirkungsstätten des heiligen Albertus Magnus gekommen, um das heilige Messopfer zu feiern“, so der Erzbischof.
Erzbischof Duka hob außerdem die Bedeutung der Katholischen Dogmatik von Bischof Gerhard Ludwig hervor. Sie sei die „beste derzeit bestehende Dogmatik“. Momentan wird sie in die tschechische Sprache übersetzt. Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass sich bereits Albert der Große, wie Benedikt XVI., in seinen Forschungen dem Verhältnis von Glaube und Vernunft gewidmet hat. Der Gottesdienst wurde von jungen Musikern aus Wien unter der Leitung von Pater Robert Mehlhart OP gestaltet.
Pater Dietmar Schon dankte in seinem Grußwort dem Erzbischof herzlich für die Verstärkung der dominikanischen Gemeinschaft in St. Blasius. Trotz seiner großen Beansprachung hat er den Weg nach Regensburg gefunden. Auch an der sich anschließenden Agape-Feier nahm Erzbischof Duka teil. Es kam zu angeregten Gesprächen mit den Teilnehmern des Gottesdienstes. Am heutigen Montag erhält der Erzbischof von Prag die Ehrendoktorwürde der Universität in Freiburg im Üechtland verliehen.
Predigt von Erzbischof Dominik Duka OP
[Emminenz(en), Exzellenz(en), lieber Mitbruder/liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst, Schwestern und Brüder, meine Damen und Herren!]
Ich möchte mich bei meinen Dominkanerbrüdern aus dem neuen Kloster in Regensburg herzlich für ihre Einladung und die Möglichkeit bedanken, anlässlich der siebenhundertfünfzigsten Wiederkehr des Gedenktags der Berufung des Albertus Magnus auf den Regensburger Bischofsstuhl hier in der Klosterkirche Sankt Blasius Eucharistie feiern zu dürfen. Es ist für mich eine große Ehre, denn ich gehöre zu der großen geistigen Familie des heiligen Dominikus. Als Nachfolger auf dem Stuhl des heiligen Vojtech/Adalbert will ich hier in Regensburg ausdrücklich an die Großzügigkeit des hiesigen Bischofs, des heiligen Wolfgang, erinnern, der das Prager Bistum gegründet hat; und zugleich möchte ich mich bei dessen gegenwärtigem Nachfolger für die Erlaubnis bedanken, dass wir seine weltweit bekannte Dogmatik in tschechischer Übersetzung herausgeben dürfen.
(Aus dem Buch Jesus Sirach: Sir 6,18-20)
Mein Sohn, lerne Zucht von Jugend an / und du wirst Weisheit gewinnen, bis du ergraut bist.
Wie ein Pflüger und Schnitter geh auf sie zu / und warte auf ihren reichen Ertrag.
Du wirst in ihrem Dienst nur wenig Mühe haben / und bald ihre Früchte genießen.
Rau ist sie für den Toren, / wer ohne Einsicht ist, erträgt sie nicht.
(Neue Jerusalemer Bibel, St. Benno Verlag Leipzig 1988, S. 954)
Der heilige Albert der Große ist ein Mann des dreizehnten Jahrhunderts, einer Zeit, in der die neue westliche Zivilisation entstanden ist; wir können sie auch christliche Zivilisation nennen, sie kann für uns als unsere Zivilisation, die westliche, gelten.
Dieses Zeitalter der Kathedralen und Universitäten ist die Epoche der Entstehung von Städten, in der das feudale System dem Gewerbe und dem Handel weichen muss; damit wird ein Raum für das Bankwesen, für das Geld
eröffnet.
Was jedoch unbegreiflich sein kann und auch ist, ist die Tatsache, dass zu den zentralen Gestaltern dieser Kultur die Mendikantenorden, die Bettlerorden gehören, gegründet vom heiligen Franziskus und vom heiligen Dominikus. Sie verkünden Armut und anpruchslosen Lebenstil. Dies ist die erste Reaktion auf die Gefahr der Entstehung einer Konsumgesellschaft, und Hand in Hand mit dem Mendikantentum setzt sich der neue Stil städtischer Demokratie durch, was einen weiteren Schritt von der antiken, mit einer Masse rechtsloser Sklaven beisammen lebenden Demokratie hin zur modernen Bürgerdemokratie bedeutet. Was aber enorm wichtig ist, ist jene neue Form des Dialogs mit der antiken Kultur, vor allem mit dem Aristotelismus, der auch eine Diskussion mit dem Judentum oder dem Islam ermöglicht, in erster Linie mit dem sogenannten Kalam; dieser stellt eine gewisse Analogie zu dem Aristotelismus dar, wie der Tomismus oder der Albertinismus waren.
Gott ist nicht irgendein im Numismus, in den germanischen, keltischen oder slawischen Mysterien auftretendes Phänomen, sondern Er „IST“. Er ist weder „Etwas“ noch „Es“. In einem völlig neuen Licht erstrahlen die Worte des Exodus (2 Mose 3,15) „Ich bin der ,Ich-bin-da‘“. Ipsum esse, per se subsistens. Er ist; das bezeichnet Unendlichkeit, Fülle der Wirklichkeit; in ihm ist keine Potenzialität, die Unvollkommenheit darstellt – actus purus. Dadurch wird die Frage nach Gott höchst aktuell, einzigartig, sinnvoll; so gelangt man zu einer sinnvollen Antwort auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Existenz des Einzelnen, der Gesellschaft, des ganzen Universums. Dies sind die grundlegenden Voraussetzungen für die Entstehung und die Existenz von Kultur und Zivilisation.
Der Titel des heiligen Albert lautet Doctor Universalis neben den auch anderen Kirchenlehrern zugeeigneten Titeln Doctor Angelicus, Doctor Subtilis… Lediglich der heilige Albert trägt das Prädikat „der Große“ – mit dem sonst Herrscher, Heerführer oder Träger höchster Verwaltungsautorität bezeichnet werden, wie Alexander der Große, Karl der Große, Leo der Große…
Als einzigem Denker, Wissenschaftler und Theologen wird der Titel „der Große“ dem heiligen Albert beigefügt, Albertus Magnus. Das bedeutet: er gehört zu jenen, die die Welt mit und auch neu gestalteten. Beim heiligen Albert heißt es, dass die Wissenschaft und die Weisheit Gottes eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer neuen Welt spielen und spielen müssen. Die politische Macht, der Reichtum und die Kraft des Geldes allein sind dessen nicht fähig.
Gilt dies nicht auch für unser einundzwanzigstes Jahrhundert? Denn der reichste Teil der Welt weiß weder aus noch ein, und vor allem weiß er gar nicht mehr - warum! Sind nicht die Worte des Johannes Paul des Zweiten „Fides et ratio“, Glaube und Vernunft, der Titel seiner Enzyklika, für das einundzwanzigste Jahrhundert das echte, wahre Vermächtnis? Haben nicht die höchste Gültigkeit die Worte des gegenwärtigen Papstes Benedikt des Sechzehnten „Die Religion kann nicht ohne die Vernunft existieren, aber auch nicht die Vernunft ohne die Religion“? Ist dies nicht die Antwort an die gegenwärtige postatheistische Gesellschaft, die bereit ist, eine Religion der Macht ohne Vernunft und Liebe zu akzeptieren?
Der heilige Albert der Große spricht zu uns durch sein Leben und sein Werk über eine Kluft von sieben Jahrhunderten. Sein Appell ist jedoch überzeitlich und ich glaube, er ist auch heute für uns inspirativ.