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„Praedicate Evangelium“ in Kraft getreten

Große Änderungen in der Kurie

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Vatikan, 05.06.2022

Am Pfingstsonntag, den 5. Juni trat die neue Apostolische Konstitution „Praedicare evangelium“ in Kraft. Mit diesem Papstschreiben kam es nun offiziell zur lange erwarteten Neuorganisation der Römischen Kurie, in der die Funktionen der Ämter neu definiert wurden. Der Titel zeigt deutlich den neuen Schwerpunkt Franziskus für die Aufgaben der Kirchenzentrale: „Praedicate evangelium“ – „Verkündet das Evangelium“.

Ersetzt „Pastor bonus“

54 Seiten lang ist das Dokument, welches Papst Franziskus bereits im März veröffentlichte. Die 250 neuen Paragrafen der Apostolischen Konstitution ersetzen seit Pfingstsonntag die seit dem 28. Juni 1988 bestehende alte Kurienordnung „Pastor bonus“- „Der gute Hirte“, die von Papst Johannes Paul II. eingeführt und später von Benedikt XVI. und Franziskus ergänzt wurde. Da aber mehrere Abteilungen und Einrichtungen, die in „Pastor bonus“ erwähnt werden, entweder schon länger aufgelöst sind oder nun in ganz anderer Form existieren, wurde schon seit längerem an einer neuen Kurienordnung gearbeitet. In der Praxis hat Papst Franziskus etliche Teile der Kurienreform, die in der neuen Ordnung festgeschrieben sind, seit seiner Wahl 2013 schon durch einzelne Dekrete vorgenommen.

Zusammenlegung der Behörden

Insgesamt zielt die Reform auf eine Reduzierung der zentralen vatikanischen Behörden ab. Kurienbehörden mit ähnlichen Aufgaben und Funktionen, werden zur Steigerung der Effizienz zusammengelegt. Zudem werden alle Abteilungen des Vatikans jetzt „Dikasterien“ genannt, die Kongegration für die Glaubenslehre wird beispielsweise nun zum „Dikasterium für die Glaubenslehre“. 16 Dikasterien soll es seit der Inkrafttretung der Konstitution zu Pfingsten nur noch geben. Das von Papst Franziskus zukünftig selbst geleitete „Dikasterium für Evangelisierung“ besteht aus der bisherigen Missionskongregation und dem Rat für Neuevangelisierung. Zusammengelegt werden auch die Bildungskongregation und der Päpstliche Rat für Kultur zum „Dikasterium für Kultur und Erziehung“. Die Päpstlichen Kinderschutzkommission wird laut ihrem Präsidenten Kardinal Sean O'Malley eine eigenständige Behörde im „Glaubensdikasterium“: Wichtigste Aufgabe der Behörde wird es sein, den Papst zu beraten und ihm Initiativen zum Schutz Minderjähriger vorzuschlagen. Offen ist momentan noch, wer von den bisherigen Behördenleitern die neuen, fusionierten Einrichtungen leiten soll.

Nicht nur über Dikasterien

Die neue Verfassung beschreibt nicht nur die Kompetenzen der 16 Dikasterien, sondern definiert auch die Rollen anderer Einrichtungen und Institutionen des Vatikans neu, wie Justizorgane, das Wirtschaftssekretariat und Ämter wie die Präfektur des Päpstlichen Hauses. Außerdem wurde die Aufgaben des Camerlengo neu aufgelistet, der für das Funktionieren des Vatikans während eines päpstlichen Interregnums verantwortlich ist.

Kurienspitze für alle offen

Eine weitere wichtige Änderung in der neuen Konstitution besagt, dass "jedes Mitglied der Gläubigen ein Dikasterium oder ein Gremium aufgrund seiner besonderen Kompetenz, Leitungsbefugnis und Funktion leiten kann". Künftig können also auch Laien, Männer wie Frauen, in Kurien-Leitungspositionen berufen werden. Ganz neu ist dies aber nicht: Seit Herbst 2018 wird das „Dikasterium für Kommunikation“ im Vatikan vom 65-jährigen Laienkatholiken Paolo Ruffini geleitet. Auch wurde die Altersgrenze für Kurienämter neugeregelt. Spätestens mit 80 Jahren soll von nun an dem Papst der Rücktritt angeboten werden. Weiterhin sollen die Ernennungen auf fünf Jahre festgesetzt bleiben, können aber verlängert werden.

Gesunde Dezentralisierung

Eine „gesunde Dezentralisierung“ der Kirche soll Papst Franziskus Ziel der Kurienreform sein, erklärte Kardinal Christoph Schönborn nach der Veröffentlichung der Konstitution „Praedicate evangelium“. „Mit diesem Leitwort will Franziskus die Verstärkung der gemeinsamen Verantwortung zwischen Papst und Römischer Kurie einerseits und den Ortskirchen anderseits zum Ausdruck bringen“, so der Wiener Erzbischof. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ist der Ansicht, dass sich die Kurienreform „zweifellos auch auf die Ortskirchen der ganzen Welt auswirken“ wird. Nicht nur im Vatikan, sondern auch alle in den Diözesen seien aufgefordert, „unsere Strukturen im Licht des Evangeliums neu zu denken“, erläutert der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz „Wir tun gut daran, die Aufforderung, die der Papst implizit an uns alle richtet, aufzugreifen.“

Text: Simon Doering

Apostel Petrus


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