Pontifikalamt zum Jahresschluss im Regensburger Dom - Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Es gibt keinen gerechten Grund sich von der Kirche zu trennen“
Mit mehreren Hundert Gläubigen feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller am Silvesterabend ein Pontifikalamt im Regensburger Dom St. Peter. Dabei hob er in seiner Predigt die Bedeutung der Kirche für alle Christen und die gesamte Gesellschaft hervor und bestärkte die Menschen in ihren Glauben.
Wer von Gott absehe, so der Regensburger Oberhirte, und rein säkularistisch denke, der könne nicht verstehen, wie die Kirche im Mysterium der Offenbarung begründet sei. Wie sie jedem in der Verkündigung der Glaubens- und Sittenlehre und in der Spendung der Sakramente, in Seelsorge, Schule und Caritas stets die Heilsgegenwart Gottes vermittle. Von der Kirche könne man aber niemals reden, wenn man von Gott absehe. Das Wesen und die Mission der Kirche könne nur verstanden werden, wenn man auf Jesus schaue, der im Weihnachtsevangelium allem Volk als Messias, Retter und Herr verkündet worden ist.
Bischof Gerhard Ludwig Müller betonte, dass die Kirche aus Menschen bestehe, die trotz all ihrer Fehler und Schwächen berufen seien, Glieder dieser Gemeinschaft zu sein, die der Leib Christi sei. Sie sei eine von Gott gestiftete Gemeinschaft und nehme darum am Leben des einen und heiligen Gottes Anteil. Dabei sei die Kirche nicht zweigeteilt in Akteure, die vorn auf der Bühne ihre Vorstellung aufführten, und passive Zuschauer und Kritiker. Alle – Klerus und Laien – seien Pilger und wirkten für sie. In den Zeiten einer neuen brutalen Christenverfolgung in einigen islamistisch geführten Ländern und totalitären Volksrepubliken, aber auch in Zeiten unentwegter Diffamierungskampagnen gelte es, den Blick auf Christus zu richten, der von seiner Kirche nicht zu trennen sei. Es sei immer die konkrete Kirche, zu der wir gehörten und zu der wir uns bekennten. Darum gäbe es letztlich keinen gerechten Grund zwischen Himmel und Erde, sich von der sichtbaren Kirche, der „Arche des Heils“ zu trennen, mag auch die Enttäuschung über das Versagen einzelner Brüder und Schwestern noch so groß sein. Zugleich aber seien wir alle im tiefsten Gewissen aufgerufen, Ärgernis zu vermeiden und den Schwachen nicht zu verunsichern oder gar in die Irre zu führen.
„So möchte ich alle Katholiken – Laien, Ordensleute, Priester und Seelsorger – beglückwünschen, die sich von Christus und seiner Kirche nicht abbringen ließen angesichts wirklicher Schuld in unseren eigenen Reihen. Ich möchte jene beglückwünschen, die sich ein kritisches Urteil bewahrt haben, um das Wirkliche vom antikirchlichen Propagandanebel zu unterscheiden. Blicken wir also vom jüngsten Tag und vom Endgericht her auf unsere Lebenszeit und auf die ganze Weltgeschichte. Dann gehen wir mit Mut und Zuversicht in das Jahr des Herrn 2011. Es werde uns ein Jahr des Heiles“, schloss Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Ende seiner Predigt.
Predigt des Bischofs im Wortlaut