Pontifikalamt im Dom für den verstorbenen Weihbischof em. Karl Flügel
(pdr) „Innere Demut des Herzens, gepaart mit dem Bewusstsein, zum Zeugen Jesu Christi berufen zu sein, das hat das Wirken von Weihbischof Karl Borromäus Flügel geprägt“, so würdigte der Regensburger Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller den am Dienstag im Alter von 88 Jahren verstorbenen Weihbischof em. Karl Borromäus Flügel. Er habe Weihbischof Flügel als einen Menschen erlebt, an dem man exemplarisch sehen konnte, dass „bei allen Brüchen und Rückschlägen, die jeder erleben muss, der ‚rote Faden’ im Leben bleibt, wenn wir uns ganz Gott anvertrauen“. Noch in der Krankheit habe er die „Innere Heiterkeit des Herzens“ ausgestrahlt, die aus dem Wissen um die Gottesebenbildlichkeit und aus einer tiefgläubigen Gottverbundenheit herrührt. Dies habe ihn die Angst und die Schmerzen auch in der Todesstunde vergessen lassen. „Ich weiß, wem ich meinen Glauben geschenkt habe“, dieser tiefe Ausdruck des vorbehaltlosen Gottesglaubens aus der Heiligen Schrift, habe in Karl Flügel Fleisch angenommen. Durch dieses Zeugnis sei ihm Karl Borromäus Flügel zu einem persönlichen und priesterlichen Freund geworden, der ihn selbst in seinem Auftrag bestärkt habe, bekannte der Regensburger Bischof bei einem Pontifikalamt am Freitagabend im Regensburger Dom.
In seinem „Geistlichen Testament“ habe sich Karl Flügel bewusst als Christ verstanden, so der Bischof weiter. Es sei zwar eine große Gnade und Freude, schon als Kind in den christlichen Glauben hineingeboren zu werden. Das berge aber auch die Gefahr, den Glauben nur als die äußerliche Übernahme von Riten mißzuverstehen. Karl Flügel habe um diese Gefahr gewusst und ganz bewusst als ein „Mensch, der selbst in der Tiefe seiner Seele ein Seelsorger war“, den Glauben in die Seelen einpflanzen wollen. Im sei klar gewesen, dass der Glaube nicht eine Summe von Riten ist, sondern von der Mitte der innerlichen Gottverbundenheit lebt. Dies zu fördern, diese Neuevangelisierung, sei Ziel all seiner zahlreichen seelsorglichen Aktivitäten gewesen.
Neuevangelisierung muss in den Herzen und in der Kirche beginnen
In diesem Bestreben sei ihm sein Namenpatron, der Heilige Karl Borromäus, auch nach eigenem Bekunde, immer ein großes Vorbild gewesen. Dieser Heilige Bischof, das Modell des Reformbischofs im Sinn des Tridentinischen Konzils, habe auf eine Karriere im diplomatischen Dienst verzichtet. Er habe sich statt dessen aufgeopfert in der inneren Reform der damaligen Kirche und ihrer Neuevangelisierung. Dabei seien die Widerstände nicht von außen, sondern aus dem inneren der Kirche gekommen. Karl Flügel habe ganz im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils an einer Neuevangelisierung der Kirche gearbeitet. Manche beriefen sich heute auf das Zweite Vatikanische Konzil und forderten Reformen ohne das Konzil wirklich ernst zu nehmen und die Lehre der Kirche und die Botschaft des Konzils von innen heraus anzunehmen, so der Regensburger Bischof weiter. „Die Kirche kann nur eine Zukunft haben, wenn wir alle aus dem lebendigen Geist des Evangeliums uns erneuern“, das sei die feste Überzeugung von Weihbischof Flügel gewesen. Er habe sich immer dagegen gewehrt, die Kirche und Christus in einen Gegensatz zu bringen. Es dürfe niemand Gott gegen die Kirche und seine persönliche Meinung gegen die Bischöfe ausspielen. „Karl Borromäus Flügel hat sich gegen ein solche Verflachung des Glaubens eingesetzt. Er hat uns ein lebendiges Zeugnis dafür gegeben, dass die Kirche als pilgerndes Gottesvolk in die Zukunft hineingeht, aber eine Zukunft, nur hat, wenn ihr Weg nicht etwas anderes ist, als die Wahrheit und das Leben. Die Neuevangelisierung der Welt und der Gesellschaft muss mit einer Neuevangelisierung der Kirche beginnen“, so der Bischof weiter. Dies bedeute vor allem ein neues Ernstnehmen des Evangeliums bei jedem einzelnen in seinem Herzen. Dafür sei der verstorbene Weihbischof ein lebendiges Vorbild.
Bereits am Nachmittag hatten Abordnungen der Altöttingpilger und der Polizei zusammen mit dem Bischof und dem Domkapitel den Sarg des Weihbischofs in den Dom gebracht. Dort beteten zahlreiche Gläubige bis zum Gottesdienstbeginn den Streberosenkranz und andere Gebete für den verstorbenen Weihbischof. Konzelebranten beim Gottesdienst waren der Passauer Bischof Wilhelm Schraml, der emeritierte Würzburger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele, der aus dem Bistum Regensburg stammende Bischof Dr. Hubert Bucher der südafrikanischen Diözese Bethlehem, Bischof Anton Cosa aus Moldawien und Dompropst und Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner.
Kondolenzschreiben aus dem Vatikan, von der Bischofskonferenz, vom evangelischen Regionalbischof und dem Landtagspräsidenten
Zu Beginn des Gottesdienstes verlas Generalvikar und Dompropst Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner mehrere Kondolenzschreiben. Kardinalstaatsekretär Angelo Sodano, schreibt im Namen des Heiligen Vaters an Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller: „Der verstorbene Hirte hat ungezählte Menschen auf ihrer irdischen Pilgerfahrt begleitet. In der freudigen Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi hat er den Suchenden Orientierung, den Zweifelnden Halt und den Bedürftigen Stärkung gegeben.“ Der Apostolische Nuntius Erwin Josef Ender, der das Schreiben übermittelt hat, schließt sich diesen Worten mit dem Dank für treue Dienste als Bischof und Priester an. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, greift in seinem Kondolenzschreiben den Wahlspruch von Weihbischof Flügel auf: „„Hilf mit, das Evangelium zu verkünden“. Dieser Aufforderung sei Karl Flügel jahrzehntelang in seinem ganzen Leben und Wirken nachgekommen. Nicht nur das Bistum, sondern auch die Bischofskonferenz habe ihm viel zu verdanken. Die Ökumene sei ihm besonders am Herzen gelegen. So zähle er zu den Mitbegründern der Ökumene-Kommission der Bischöfe in Bayern und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen.
Im Kondolenzschreiben von Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss, der persönlich am Gottesdienst teilgenommen hat, zeigt dieser sich von den Erzählungen und Berichten in den Medien tief beeindruckt. „Ich schließe den Heimgegangenen in mein Gebet ein und bleibe Ihnen allen in der Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben tief verbunden“, hießt es in dem Schreiben, das die tiefe Verbundenheit der evangelischen Christen mit dem verstorbenen Weihbischof zum Ausdruck bringt. Landtagspräsident Alois Glück, dessen Kondolenzschreiben stellvertretend für zahlreiche Beileidbekundungen aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben verlesen wurde, weist besonders auf das Wirken des Weihbischofs „als treibende Kraft hinter den karitativen Werken der Diözese und weitsichtigen Interpreten des ökumenischen Gedankens“ hin. „Alles was dieser charismatische Verkünder der Botschaft unseres Glaubens hinterlässt, veranlasst zur Dankbarkeit. Ein außerordentlich erfülltes und gottgesegnetes Leben ist zu Ende gegangen.“
Domspatzen sangen für den früheren Dompropst
Musikalisch gestalteten den Gottesdienst die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner mit Domorganist Professor Franz Josef Stoiber an der Orgel. Es erklang die Missa „Lauda Sion“ von Giovanni Perluigi da Palestrina. Zur Verabschiedung des verstorbenen Weihbischofs aus dem Dom, bei der der Bischof, die Geistlichen, die Angehörigen, die Pilgerkreuze und die Fahnenabordnungen dem Verstorbenen das Geleit gaben, erklang das Marienlied „Maria breit den Mantel aus“.
Beisetzung und Requiem am Samstag in Heiligenstadt
Ein Requiem mit dem Regensburger Bischof und die Beisetzung für den gebürtigen Amberger, der über 35 Jahre als Weihbischof im Bistum gewirkt und mehr als 40 Mal als „Pilgerbischof“ die dreitägige Regensburger Diözesanfußwallfahrt nach Altötting geistlich begeleitet hat, findet am Samstag, 5. Juni, um 10 Uhr in der Wallfahrtskirche Heiligenstadt in der Pfarrei Gangkofen (Landkreis Rottal-Inn) statt.
Statt Kränzen: Spenden für sozialen Zeck
Anstelle von Kränzen hat der Verstorbene um Spenden auf das Konto „Karl Flügel“ Nummer 10 110 000 9 bei der LIGA Regensburg (BLZ 750 903 00) gebeten.